Die Energiewende stößt allenthalben auf Widerstand: Bei den einen sind Windräder unbeliebt, andere stören sich an Biogasanlagen und sogar Fotovoltaik findet seine Kritiker – wie beispielsweise in Engen. Dabei hat die Stadt ein großes Ziel: Möglichst bald wolle man rund ein Drittel des Energiebedarfs nachhaltig gewinnen. Das sei gar nicht allzu ehrgeizig, schränkt Peter Sartena ein. Als Chef der Engener Stadtwerke ist er für die Energieversorgung im Städtchen verantwortlich. Die Zahl, erklärt er, entspreche nämlich ziemlich genau dem Bundesdurchschnitt. Für Engen bedeute es aber dennoch einige Anstrengungen um das Ziel zu erreichen.
Einen weiteren Schritt in diese Richtung hat Sartena jetzt mit Partnern auf einem Feld am Ortseingang gemacht. Hier – genau zwischen Autobahn A81 und Bundesstraße B491 soll nach jahrelangen Planungen jetzt ein Solarpark entstehen, der künftig bis zu 800 000 Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen kann. „Das entspricht immerhin dem Stromverbrauch von zirka 800 Engener Bürgern“, kalkuliert Sartena. Das sind etwa acht Prozent der rund 10 700 Engener. Weitere Freiflächen zur Solarstromerzeugung müssen also gesucht werden. Dies werde künftig aber etwas leichter fallen, nachdem im Zuge der Planungen ein Kompromiss zu den rigorosen Abstandsregelungen gefunden wurde.

„Dieser Solarpark war Anlass für eine landesweite Diskussion, wie die Abstandsregelungen umgesetzt werden sollen“, richtete Engens Bürgermeister Johannes Moser den Dank an Planungspartner Jörg Dürr-Pucher vom Singener Bürgerunternehmen Solarcomplex. Ihm sei es gelungen, die festgeschriebenen Grenzen aufzuweichen. Statt 40 Meter Abstand zu Autobahn und 20 Meter zur Bundesstraße, genügen nun noch die Hälfte. „Das war nötig, um die Wirtschaftlichkeit zu erreichen“, so Sartena. Im Gegenzug sei zugesagt worden, den Park auf eigene Kosten wieder zurückzubauen, sollten Autobahn oder Bundesstraße eines Tages verbreitert werden müssen. Und um die Nachbarn vor störendem Blenden zu schützen, sollen reflektionsarme Solarmodule in einem exakt berechneten Einbauwinkel zum Einsatz kommen.

Kritik, dass bei dem Projekt Erntefläche genutzt werde, auf der sonst Nahrungsmittel angebaut werden könnten, kontert Landwirt Winfried ang, dem der Acker gehört: Der beste Boden sei dieser Acker nie gewesen, erklärt er. Auch deshalb eigne er sich ideal zur Ernte von Solarstrom. Viel Überzeugungsarbeit habe es deshalb nicht gekostet, ihn als Partner in das Projekt miteinzubeziehen.

Die Bodenqualität wird nun zur Herausforderung für den Bau. Aufwendig gestaltet sich der Aufbau der Unterkonstruktion. Reichlich Kraft muss ein Rammbock aufwenden, um die Träger ins Erdreich zu stoßen. Für Dürr-Pucher ist Engen dennoch der Startschuss für weitere derartige Projekte: „Der Solarpark hat Modellcharakter“, gab er den Dank an die Stadtverwaltung zurück, denn es gebe fast nur Gewinner. Auch die Umwelt profitiere: „Im Solarpark wird eine Magerwiese entstehen, die einen wichtigen Lebensraum für Insekten bilden wird.“

Beispielhaft sei auch die Kooperation mit dem Grundstückseigentümer, der das Feld nicht bloß verpachtet, sondern als Teilhaber die Anlage gemeinsam mit den Stadtwerken betreibt. Rund 600 000 Euro werden gemeinsam investiert, um den Solarpark zu verwirklichen. Auf gut einem Hektar Fläche werden Solarmudule mit 750 Kilowatt Leistung entstehen.
Das Fernstraßengesetz
Im Fernstraßengesetz ist geregelt, dass längs der Bundesfernstraßen Hochbauten nur in einem gewissen Abstand erreichtet werden dürfen: bei Bundesautobahnen in einer Entfernung bis zu 40 Meter und bei Bundesstraßen außerhalb der zur Erschließung der anliegenden Grundstücke bestimmten Teile der Ortsdurchfahrten bis zu 20 Meter, jeweils gemessen vom äußeren Rand der befestigten Fahrbahn. Einzig die oberste Landesstraßenbaubehörde kann im Einzelfall Ausnahmen zulassen. (bie)