Die Dienstleistungen der Deutschen Post sind gefragt. Und das erst recht seitdem der Online-Handel so stark ist wie nie. Pakete und Päckchen abholen, verschicken und insbesondere zurückschicken sind das Kerngeschäft in den Postfilialen. 1838 Partnerfilialen der Post gibt es aktuell allein in Baden-Württemberg. Eine davon, nämlich die in der Aacher Hauptstraße, schließt zum Ende des Monats. Wo und wie die Post künftig ihrem Auftrag zur Mindestversorgung in Aach nachkommen wird, ist noch unklar.

Tonino Hengefeld-Nicoletta betrieb zuletzt die Postfiliale in Aach.
Tonino Hengefeld-Nicoletta betrieb zuletzt die Postfiliale in Aach. | Bild: Kerle, Helene

Tonino Hengefeld-Nicoletta ist der Betreiber der Aacher Postfiliale, die er in sein Versicherungsbüro integriert hat. Im Gespräch bestätigt er, dass er seinen Vertrag mit der Deutschen Post gekündigt hat. „Es gab mehrere Gründe für die Kündigung“, so der Versicherungsmakler. Einer sei die Unzufriedenheit der Bürger, die sich über zu geringe Öffnungszeiten und verschwundene Pakete beschwerten. „Mit der Lieferung der Pakete haben wir aber gar nichts zu tun“, erläutert Tonino Hengefeld-Nicoletta. Eine Kommunikation mit den Paketfahrern sei auch für ihn kaum möglich.

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Er und seine Frau hätten sich nach der Geburt des ersten Kindes dazu entschlossen, die Postfiliale als Nebenerwerb in den Versicherungsbetrieb zu integrieren. Nun sei das zweite Kind auf der Welt und seine Frau könne die Öffnungszeiten in der Postfiliale nicht mehr alleine stemmen. Er selbst wachse mit seiner Versicherungsagentur und könne sich nicht um den Postbetrieb kümmern. „Wir brauchen deshalb zwei Mitarbeiter“, erläutert Hengefeld-Nicoletta.

Die zusätzlichen Personalkosten sorgten aber dafür, dass er mit dem Post-Geschäft jeden Monat rote Zahlen in Höhe von rund 450 Euro schreibe. Dennoch hätten seine Frau und er den Betrieb aufrecht erhalten wollen.

Die Post stellt sich stur

Ein finanzielles Entgegenkommen der Post sei abgelehnt worden, so der Aacher Betreiber. So hat sich das Ehepaar doch entschlossen zu kündigen. „Wir haben bis heute keine schriftliche Kündigungsbestätigung der Post“, kritisiert Hengefeld-Nicoletta. Er weiß nur, dass die Post das Filial-Inventar am 29. September abbauen wird.

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Wie geht es nun weiter?

„Die Zeit läuft“, gibt der Aacher Bürgermeister Manfred Ossola auf die Frage nach der künftigen Postversorgung in der Stadt zu verstehen. Die Stadt sei mit einem Schreiben über die Schließung informiert worden. Wie es weitergeht, weiß der Aacher Schultes bislang aber auch nicht. „In der Vergangenheit hat die Stadt auch schon ausgeholfen“, so Ossola. So sei die Postfiliale schon zeitweilig im Rathaus untergebracht gewesen. Bisher sei dahingehend aber nichts geplant.

Die Deutsche Post steht unter Zugzwang. Denn sie ist durch die sperrig klingende Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV) zu einer Grundversorgung mit postalischen Leistungen verpflichtet. Die Verordnung der Bundesnetzagentur schreibt vor, dass es in Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern mindestens eine Postfiliale geben muss. Das trifft auf Aach zu.

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Eine Nachfrage bei der Post ergibt, dass diese bisher noch keine konkrete Lösung für das Versorgungsproblem ab Oktober in Aach hat. „Leider verlief die Suche nach einem neuen Filialpartner bisher erfolglos. Deswegen ist unsere Vertriebsleitung zwischenzeitlich auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie, in der wir dann in Eigenregie eine Postfiliale betreiben werden“, gibt Marc Mombauer, Pressesprecher bei der Deutschen Post zu verstehen. Noch ist also nicht klar, wo die Aacher künftig ihre Pakete abholen und zurückschicken werden.