Seit drei Jahren steht das Anwesen der Familie Schädler in der Ludwig-Finckh-Straße in Engen zum Verkauf. Jetzt ist Bürgermeister Johannes Moser als Stiftungsratsvorsitzender der Dr. Karin-Schädler-Stiftung zuversichtlich, dass es mit der Veräußerung der Villa bald klappt. „Wir haben das Anwesen bewerten lassen, es gibt Interessenten und wir sind in Verkaufsverhandlungen“, erklärt Moser. Die Villa mit zwölf Zimmern, 423 Quadratmetern Wohnfläche, einem Schwimmbad und rund 4800 Quadratmetern Grundstücksfläche soll für rund 1,7 Millionen Euro verkauft werden.
Die Villa ist Teil der 2018 gegründeten Dr.-Karin-Schädler-Stiftung. Sie war die Tochter von Eugen Schädler, der Eigentümer eines Kieswerks und einer Spedition in Mühlhausen-Ehingen und Engen war. Nachdem Karin Schädler 2017 verstorben war, hat sie den Gemeinden Engen und Mühlhausen-Ehingen ihr Vermögen in Form einer zu gründenden, gemeinnützigen Stiftung für Bildung und Kultur vermacht. Das Stiftungsvermögen beträgt rund sieben Millionen Euro, dazu kommen das Hausgrundstück und landwirtschaftliche Flächen.
Anwesen kostet im Unterhalt viel Geld
Das Anwesen stellt für die Stiftung keine gute Anlage dar, weil es sie jedes Jahr viel Geld kostet. Geld, das eigentlich dem Stiftungszweck zugutekommen sollte. „Die Stiftung muss jedes Jahr mehrere tausend Euro für den Unterhalt aufbringen, weshalb sie seit 2018 das Areal zum Verkauf ausgeschrieben hat“, berichtet Moser. Vor dem Gebäude stehe seit dieser Zeit ein entsprechendes Verkaufsschild. Das Haus müsse im Winter beheizt werden, dazu musste die Heizung repariert werden. Außerdem halte ein Gärtner das Gelände in Schuss. Die Verkaufshandlungen hätten sich über einen längeren Zeitraum hingezogen. „Der Stiftungsrat hofft aber, alsbald das Objekt verkaufen zu können, damit die Erträge aus den Geldanlagen nicht für den Unterhalt des Objektes verbraucht, sondern entsprechend dem Stiftungszweck für Bildung und Kultur verwendet werden können“, so Moser.

Schon der Vater von Karin Schädler, der Unternehmer Eugen Schädler, unterstützte Projekte in seinen Heimatgemeinden. Zum Bau der Mehrzweckhalle in Mühlhausen-Ehingen gab er 500.000 Mark: Sie ist nach ihm benannt. Auch bezuschusste er das Hegau-Stadion in Engen, den Sportplatz und den Brunnen in Mühlhausen-Ehingen.
Bisher keine Ausschüttungen
Leider habe die Stiftung bisher keine Ausschüttungen tätigen können, berichtet Moser. Das Vermögen dürfe bei einer Stiftung nur in sichere Geldanlagen angelegt werden, mit einem nur geringen Anteil an Aktien. Aufgrund der Finanzkrise und der Niedrigzinsphase wurden deshalb bisher nur geringe Erträge erzielt. Ein Großteil davon ging in den Unterhalt des Hauses. „Wir hoffen, dass wir nach dem Verkauf der Villa im Herbst die ersten Erträge ausschütten können“, erklärt Moser. Schade sei, dass Bürgermeister Hans-Peter Lehmann aus Mühlhausen-Ehingen dann nicht mehr als Stiftungsrat dabei sei, weil seine Amtszeit am 31. Mai endet. Lehmann hatte die ersten zwei Jahre den Stiftungsvorsitz inne und war gemeinsam mit dem ehemaligen Geschäftsführer der Stiftung, Kämmerer Kurt Fürst, viele Stunden mit der Haushaltsauflösung des großen Hauses der Familie Schädler beschäftigt.
Großes Objekt schwer zu verkaufen
Moser weiß aus den Verkaufsverhandlungen, dass es nicht leicht ist, ein derart großes Objekt zu verkaufen. Er geht davon aus, dass der Käufer noch einmal mindestens eine halbe Million investierten muss, wenn er die Unternehmervilla aus den 50er-Jahren erhalten will. Auch im Engener Gemeinderat habe man über die Verwendung des Anwesens diskutiert, so Moser. Er durfte aber nicht an der Diskussion teilnehmen, weil er als Stiftungsrat befangen ist. Eines wurde dem Stiftungsrat im Verlauf der Verkaufsverhandlungen klar: Wenn er das Hausgrundstück verkauft bekommen will, muss der Käufer freie Hand bei der Gestaltung des Grundstücks haben. Eine Vermietung sei aufgrund der Kosten nicht infrage gekommen. „Die Aufgabe der Stiftung ist es, das Vermögen zu erhalten. Wir können es also nur verkaufen“, sagte Moser.
Haus mit Erinnerungen
Ein bisschen Wehmut überkommt Johannes Moser beim Anblick des Anwesens. „Da schlagen zwei Seelen in meiner Brust, als Bürgermeister möchte ich eine möglichst sinnvolle Verwendung des Grundstücks, als Stiftungsrat gilt es, einen möglichst guten Preis zu erzielen“, sagt er. Die Gemeinden dürften sich auf jeden Fall glücklich schätzen, in den Genuss dieser Erbschaft gekommen zu sein. Er weiß nur Gutes über Karin Schädler zu berichten, die auch den Kontakt zu den Bürgermeistern gepflegt hat. „Sie hat das Anwesen immer gut in Schuss gehalten und auch ihre Praxis dort gehabt“, berichtet Moser. Zu Geburtstagen habe sie gern auf ein Glas Sekt auf die Terrasse eingeladen.
Karin Schädler und die Stiftung
- Zur Person: Karin Schädler wurde 1946 in Singen geboren und wuchs in Ehingen auf. Die Eltern waren die Inhaber des Kieswerks Schädler. In den 50er-Jahren zog die Familie nach Engen. Karin Schädler machte Abitur und studierte Medizin. Sie arbeitete als Notärztin und Ärztin einer Jugendvollzugsanstalt, bevor sie in Düsseldorf als Anästhesistin tätig wurde und eine Praxis dort hatte. Der Unfalltod ihres 21-jährigen Bruders, den sie sehr gemocht hat, beschäftigte sie ein Leben lang. 1992 kehrte sie nach einer Krebserkrankung nach Engen in die Villa ihrer Eltern zurück, die zwischenzeitlich verstorben waren. Die Firma wurde unter sozial verträglichen Bedingungen verkauft. Karin Schädler unternahm gern Reisen, aß gerne gut und genoss das Leben. Im Oktober 2017 verstarb sie im Alter von 71 Jahren im Singener Krankenhaus.
- Die Stiftung: Karin Schädler setzte mit ihrem Erbe die Tradition ihres Vaters fort, der einige Projekte in seinen Heimatgemeinden unterstützte. Da sie keine Kinder und unmittelbaren Verwandten hatte, vermachte sie 2018 ihr Vermögen der Dr. Karin-Schädler-Stiftung, die Kultur und Bildung in ihren Heimatgemeinden unterstützen soll. Sie verfügte testamentarisch, dass mit ihrem Vermögen eine Stiftung mit dem Zweck „Kultur und Bildung“ gegründet wird. In ihrem Testament steht: „Zu meinem Alleinerben setze ich ein: Die noch zu gründende gemeinnützige Stiftung der Stadt Engen und der Gemeinde Mühlhausen-Ehingen unter dem Namen Dr. Karin-Schädler-Stiftung. Die Erträgnisse stehen beiden Gebietskörperschaften je zur Hälfte zu: Stiftungszweck muss sein: Förderung von Bildung und Kultur.“