Still war das Jubiläumsjahr der Stadtmusik Engen 2020 begangen worden. Auch 2021 konnte aufgrund der Pandemie kein rauschendes und vor allem musikalisches Fest anlässlich des 200. Geburtstags gefeiert werden. Dass die Musiker dennoch nicht aus dem Takt gekommen sind, konnten sie nun beim Jahreskonzert beweisen.
„Raus ins Leben“ lautete das Motto, aber auch während der Lockdowns hat der Verein mit Parkplatz- und Picknickkonzert, Freiluft-Proben und Online-Unterricht für den Nachwuchs Lebendigkeit bewiesen: „Wir sind kreativ durch die Krise gekommen“, drückte es die Vorsitzende Susanne Post aus.

Mit poppigen Songs machte die Jugendkapelle den Auftakt, darunter „Born this way“ von Lady Gaga und ein Medley aus dem Musical „Aladdin“. Dirigent Heiko Post gab zwischendurch launige Erlebnisse und Einblicke zum Besten. Manchmal sei es wichtig, den „Glücksbärchis-Moment“ beim Einüben zu finden und auch musikalisch umzusetzen, so Post schmunzelnd.
Mit der Zugabe „Bang Bang“, einem rhythmusbetonten Stück, bei dem nicht nur gespielt, sondern auch geklatscht wird, setzte die „Juka“ einen Schlusspunkt.
Wie viele talentierte Jungmusiker inzwischen bei der Jugendkapelle und der Stadtmusik musizieren, zeigte die Fülle von Jungmusikerleistungsabzeichen, die Susanne Post vorstellte. So hätten in den vergangenen fünf Jahren zwölf Jugendliche der Stadtmusik sogar das goldene Abzeichen erworben, sagte sie. Dabei seien die Anforderungen stark gestiegen.
„Ich bin stolz, sagen zu können, dass bei uns die Bereitschaft, sich solch einer Prüfung und den damit verbundenen Strapazen zu stellen, deutlich gestiegen ist“, so die Vorsitzende.
Stolz auf Engagement junger Musiker
Von dem hohen Niveau konnten sich die Zuhörer selbst überzeugen: Querflötist Thomas Kamenzin, der zu den Trägern des Gold-Abzeichens gehört, präsentierte beim Konzertteil der Stadtmusik unter der Leitung von Joachim Mager souverän und berührend den anspruchsvollen Flöten-Solopart des „Concertinos für Flöte op.107“ von Cecile Chaminade.

Das farben- und facettenreiche Klanggemälde „Guardians of peace“, eine Hommage von James L. Horsay an die US-Atlantik-Flotte, hatte den Auftakt gemacht. Mit Melodien aus dem Musical „Tanz der Vampire“ ließen die Musiker die Fledermäuse los. Für Liebhaber der klassischen Blasmusik gab es den „Graf Zeppelin-Marsch“.
Wie ein mittelständischer Betrieb
Aufgrund der langen konzertlosen Zeit wurden im Rahmen des Konzerts auch viele Ehrungen nachgeholt. Eine besondere Anerkennung erwartete Sabine Lang. Für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement als Kassiererin bei der Stadtmusik erhielt die Musikerin die Landesehrennadel aus den Händen von Bürgermeister Johannes Moser.

Seit 2000 verwaltet sie die Kassen des Vereins. „Vom Finanzvolumen her ist das ein mittelständischer Handwerksbetrieb“, hob Moser hervor. Das sei eine gewaltige Aufgabe. Mit großem Engagement habe Lang diese Aufgabe übernommen, ebenso die Organisationsarbeit. „Sie haben immer absolut korrekt gearbeitet, waren immer da, wenn Sie gebraucht wurden“, so der Bürgermeister. Sabine Lang habe als Kassiererin nicht nur verbucht, sondern auch die Arbeitsabläufe optimiert.
Die Landesehrennadel, die im Auftrag von Ministerpräsident Winfried Kretschmann vergeben werde, solle besonderes ehrenamtliches Engagement würdigen, betonte der Bürgermeister. Denn dies sei unverzichtbar und unbezahlbar. Moser: „Dieses Engagement haben Sie mit viel Herzblut geleistet und das ist wichtig für die Fortentwicklung des Vereins.“
Ehrungen für verdiente Musiker
„Das Corona-Virus hat uns gezeigt, wie schnell unsere Welt gesellschaftlich und kulturell aus den Fugen geraten kann“, sagte der stellvertretende Präsident des Blasmusikverbands Hegau-Bodensee, Jürgen Schröder, bei den Ehrungen. Die Musikvereine hätten viel Kreativität und Engagement bewiesen, um die Ensembles zusammenzuhalten, lobte Schröder. Die Ehrungen:
- Für zehnjährige Mitgliedschaft: Lukas Heggemann, Anna Kamenzin, Eva Kamenzin, Benita Nilson und Nadine Hinze
- Für 25 Jahre: Gunter Steurich, Silvia Schilling
- Für 40 Jahre: Petra Hornig, Ulrike Bohner, Ingo Schwehr und Peter Kamenzin
- Für 60 Jahre: Manfed Distel und Hugo Frank
- Auch die Vorsitzende Susanne Post erhielt eine Anerkennung: Seit 1994 ist sie – mit einer kurzen Pause von sechs Jahren – in der Vorstandschaft aktiv.
- Verabschiedet wurden Norgard Österle und Norbert Heim. Die Musikerin Österle hat den Verein auch acht Jahre lang als Vorsitzende geführt. Norbert Heim war 73 Jahre aktiv dabei, davon 24 Jahre lang Vorsitzender, und erhielt 1985 die Landesehrennadel.