Sein markantes Hegauer Lebenswerk bleibt – die Autobahn-Rastanlagen auf Engener Höhe. Rolf Riemensperger hat zusammen mit seiner Frau Elisabeth die Autobahnrastanlagen auf Engener Höhe samt Hotels gebaut und geführt. Nach dem Erwerb leitete das Paar auch das Hotel-Restaurant Bibermühle im Tengener Stadtteil Blumenfeld. Nun ist Rolf Riemensperger im Alter von 87 Jahren verstorben. Er folgt seiner Frau Elisabeth, die erst Anfang des Monats einer kurzen schweren Krankheit erlag. „Der Tod unserer Mutter hat dem Vater schwer zugesetzt“, erklärt Tochter Anja Rösner. Rolf Riemensperger hinterlässt vier weitere Kinder.

Stets eine Kämpfernatur

„Aufgeben gibt es nicht“, zitiert Anja Rösner den Leitspruch ihres Vaters. Gebe es mal eine noch so schlechte berufliche oder private Phase, gehe es anschließend immer wieder aufwärts, habe er ihr selbst mitgegeben. „Das hilft mir auch, die große Trauer um meine Eltern zu bewältigen“, sagt sie. Mit dem Bau der Autobahn-Rastanlagen hat sich mein Vater seinen großen Lebenstraum verwirklicht“, betont Anja Rösner.

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Schon als er in seiner Jugendzeit auf dem Feld in Walldorf bei Heidelberg in der Nähe zur Autobahn gearbeitet habe, sei ihm in den Sinn gekommen: Da müsste doch eine Raststätte stehen, damit sich die Autofahrer eine Pause gönnen und sich verköstigen können. Nach einer Bäckerlehre war Rolf Riemensperger mit dem Fahrrad nach Hamburg gefahren, wo er auf großen Handelsschiffen anheuerte, um als Koch tätig zu werden. „Deshalb hatte bis zuletzt das Meer für meinen Vater eine große Bedeutung“, sagt sie. So habe er auch die Aufenthalte in seinem Feriendomizil an der Cote d‘Azur sehr genossen.

Erster privater Raststätten-Investor

Nach dem Verkauf seines Catering-Unternehmens RoRi sorgte das Unternehmer-Ehepaar Riemensperger mit mutigen Investitionen für Furore. Auf den Kauf der Bibermühle im Jahr 1993 folgte 1998 der Bau der Autobahn-Rastanlage Hegau-West. Lange Zeit zuvor hatten sich die Riemenspergers um das Großprojekt beworben. Die früher halbstaatlich tätige Dienstleistungsgesellschaft Tank und Rast hatte damals die deutschen Raststätten selbst gebaut und an Betreiber verpachtet. Zunächst sollte das Schweizer Unternehmen Mövenpick den Zuschlag erhalten. Die Verhandlungen zogen sich aber jahrelang hin. Schließlich kamen Rolf und Elisabeth Riemensperger zum Zug. Sie waren deutschlandweit die ersten privaten Investoren einer Autobahn-Rastanlage, die sie auch selbst bewirtschafteten.

Sie freuten sich über die Eröffnung des Steakhauses des Hotels der Rastanlage Hegau West: (von links) Elisabeth und Rolf Riemensperger ...
Sie freuten sich über die Eröffnung des Steakhauses des Hotels der Rastanlage Hegau West: (von links) Elisabeth und Rolf Riemensperger mit Tochter Anja Rösner. Die Eltern sind im Februar verstorben. | Bild: Albert Bittlingmaier

Der Bau der Rastanlage Ost ging 2004 in Betrieb. Später bauten Rolf Riemensperger und seine Frau dort ein großes Hotel, wie auch auf der Rastanlage West im Jahr 2016. Für die Raststätten gab es durch große Automobil- und Reiseverbände einige Auszeichnungen. Rolf Riemensperger stellte auch im hohen Alter seinen mutigen und offensiven Unternehmergeist in schweren Corona-Zeiten unter Beweis. Trotz verordneter monatelanger Schließungen hielt er an allen Beschäftigten der Rastanlagen fest, wie er in einem früheren SÜDKURIER-Gespräch betont hatte. Aus einem Seminarraum im Hotel der Rastanlage West machte er ein Steakhaus. Die Töchter Anja Rösner und Iris Brütsch sind längst in den Unternehmen in maßgeblicher Funktion eingebunden. Sie trauern wie drei Kinder aus erster Ehe mit ihren Familien um ihren Vater Rolf Riemensperger.

Bürgermeister zollt großen Respekt

Engens Bürgermeister Johannes Moser ist am Telefon anzumerken, wie sehr ihn die Nachricht von Riemenspergers Tod bewegt. Er habe ein sehr gutes, im Prinzip freundschaftliches Verhältnis zum Unternehmerehepaar gehabt. Schon der Tod von Elisabeth Riemensperger habe ihn geschmerzt. Und nun: „Es tut schon weh, wenn beide so kurz hintereinander sterben. Das ist ein großer Verlust für die Stadt Engen.“ Beide, Rolf Riemensperger wie auch seine Frau Elisabeth, seien sehr feine Persönlichkeiten gewesen, so Moser: „Man hätte sie gerne noch länger behalten.“ Er würdigte Riemensperger als sehr wichtigen Unternehmer für Engen und die Region und als Menschen, der sich für die Region starkgemacht hat.

Zur unternehmerischen Leistung des Verstorbenen sagt Moser: „Man kann nur den Hut davor ziehen, was er aus bescheidenen Verhältnissen aufgebaut hat.“ Noch mit 80 Jahren habe Riemensperger sich selbst ans Steuer des Baggers gesetzt, um zum ersten Baggerbiss für das Hotel auf der Westseite der Raststätte Hegau anzusetzen. Und Moser erzählt, dass Riemensperger aus demselben Ort stamme wie der Gründer des berühmten New Yorker Hotels Waldorf Astoria – ein Umstand, der für den Bürgermeister ins Bild des tatkräftigen Unternehmers passte.

Die Trauerfeier für Rolf Riemensperger und seine Beisetzung finden am Mittwoch, 23. Februar, um 14 Uhr auf dem Engener Friedhof statt.