Das Schlössli-Gebäude am Seeufer in Horn ist wie ein Wahrzeichen des Ortes. Bis Ende September 2018 beherbergte es das Seerestaurant Schlössli, dann verkaufte der ehemalige Besitzer das Anwesen an einen Investor. Der neue Eigentümer plante zunächst, einen Teil des ehemaligen Hotels Schlössli abzureißen und das Anwesen mit einem großen Neubau sowie einem Wintergarten zu ergänzen. Doch das gefiel nicht allen.
Eigentlich wollte der Gaienhofener Gemeinderat in einer Sitzung Mitte November 2022 den Bauantrag für den Um- und Neubau beraten. Doch dazu kam es nicht. Der Rat vertagte die Sitzung wegen des hohen Besucherandrangs kurzerhand. In der Bevölkerung regte sich Widerstand gegen das Bauvorhaben des Investors. Kritiker befürchteten eine komplette Änderung des landschaftlichen Erscheinungsbilds von Horn und den Verlust eines Wahrzeichens des Orts.
Bis Mitte Dezember unterzeichnetn fast 600 Bürger eine Online-Petition gegen das Bauprojekt. Die Pläne des neuen Eigentümers für das Schlössli beschäftigten auch die Fraktionen vor Ort.
Januar 2023: 70 Bürger folgen der Debatte
Ende Januar 2023 stand das Schlössli dann wieder auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Der Andrang war groß: 70 Bürger wollten an diesem Tag ins Rathaus. Nur 54 von ihnen fanden, teils stehend, im Ratssaal Platz. 16 weitere Personen verweilten vor der offenen Tür im Flur, um den neuen Informationen von Bürgermeister Jürgen Maas über die baurechtlichen Verfahrensabläufe folgen zu können.
Es stellte sich heraus, dass die Gemeinde nur eine beschränkte Einflussnahme auf die Architektur, Größenordnung und Art der Nutzung des Anwesens hat. Denn über den Bauantrag entscheide nicht die Gemeinde, sondern das Landratsamt in Konstanz.

Doch um das Bauvorhaben rund um das Schlössli realisieren zu können, benötigte der neue Eigentümer eine Befreiung des Areals vom Bebauungsplan durch den Gemeinderat. Der Grund: Der Bauantrag des Investors überschritt den Bebauungsplan erheblich. Aus der Bürgerschaft wurde Kritik laut: Eine Bürgerin bemängelte die fehlende Einbeziehung und kritisierte, dass der Rat die Ortsentwicklung in die Hände von Investoren legte, anstatt diese selbst aktiv zu gestalten.
Mai 2023: Gemeinderat stellt die Weichen für die Zukunft des Schlösslis
Vier Monate später, im Mai 2023, sorgte der Gaienhofener Gemeinderat endlich für Klarheit. Die Räte lehnten sowohl die Umsetzung des Hotel-Projektes in der geplanten Dimension samt Um- und Neubau sowie einen weiteren Vorschlag des Investors zur Schaffung hochwertigen Wohnraums auf dem Gelände ab. Stattdessen sprach sich der Gemeinderat für einen angepassten Plan mit deutlich geringeren Dimensionen aus, welcher die Nutzung einer Gastronomie im Schlössli beinhalten sollte. „Für die Bürger ist es eine Herzensangelegenheit, dass es im Schlössli wieder eine Gastronomie gibt“, erklärte der Bürgermeister Jürgen Maas.
Im April 2024 legte der Gemeinderat mit einer weiteren richtungsweisenden Entscheidung nach: Er stimmte in seiner Sitzung für einen Aufstellungsbeschluss für einen erweiterten Bebauungsplan Ufer Hornstaad mit neuen Grenzlinien und verhängt eine Veränderungssperre. Über das Bebauungsplanverfahren sollte Planungs- und Rechtssicherheit geschaffen werden. Denn dadurch konnte die Gemeinde auch die bauliche Nutzung festlegen.
September 2024: Neue Eigentümer übernehmen
Plötzlich kam dann aber doch alles anders: Im September 2024 wurde bekannt, dass das Hotel Schlössli in Horn neue Eigentümer hat. Die Brüder Sebastian und Martin Amann übernahmen die Gesellschaft der vorherigen Investoren BiNova Schlössli GmbH. Die Gebrüder Amann sind in der Region keine Unbekannten: Sie betreiben mit der Familie das Hotel Hirschen in Horn und haben bereits Erfahrungen in dem Bau, in der Erweiterung und in der Sanierung von Hotelbetrieben.

Ihr Plan: Das Schlössli soll saniert, renoviert und mit einem Anbau zu einem Wellness-Hotel erweitert werden. Es soll jedoch im Gegensatz zum Vorhaben der ehemaligen Investoren eine öffentlich zugängliche Gastronomie mit Seeterrasse in einem Ganzjahresbetrieb erhalten.
Pläne für das Schlössli nehmen Form an
Die Pläne der neuen Eigentümer des Schlösslis nahmen auch zügig Gestalt an: Die Brüder Martin und Sebastian Amann stellten bereits Mitte September gemeinsam mit dem Projekt-Architekten Ingo Bucher-Beholz im Bürgerhaus ihre Pläne für das Schlössli vor. Der neue Entwurf sieht eine deutliche Trennung des Gastronomiebetriebs und der Hotellerie in zwei Gebäudeteilen vor. Das alte Gebäude soll saniert und in seiner ursprünglichen Dimension wieder hergestellt werden. Dort soll unter anderem eine öffentlich zugängliche Weinstube entstehen. Im Neubau sollen hingegen 35 bis 40 Hotelzimmer Platz finden.

Oktober 2024: Zeitplan steht
Rund einen Monat, nachdem bekannt wurde, dass die Brüder Amman die neuen Eigentümer des Schlösslis sind, nahm das Bauvorhaben schließlich die nächste Hürde. Gaienhofener Gemeinderats beauftragte am 15. Oktober die Verwaltung, die für das Bauvorhaben notwendigen vorbereitenden Schritte anzugehen, um das Verfahren für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan einzuleiten. Der leitende Architekt Ingo Bucher-Beholz stellte außerdem den voraussichtlichen Zeitplan für die Umbaumaßnahmen vor.