In einem kleinen Ort wie Gaienhofen mit seinen knapp 3300 Einwohnern geht nichts, wenn sich nicht Bürgerinnen und Bürger engagieren. Die Vereine tragen das Dorfleben durch das Jahr, sorgen für Gemeinschaft, Geselligkeit und manchmal auch Sicherheit. Zwei, die fast ihre komplette Freizeit den Vereinen zur Verfügung stellen, sind Tobias Rosen und Mathias Breyer, beide wohnen in Horn.
Tobias Rosen ist gern im Einsatz für andere
Tobias Rosen ist das, was man am See manchmal scherzhaft einen Neigschmeckten nennt – er ist in Nordrhein-Westfalen geboren. Doch hat er in Gaienhofen so tiefe Wurzeln geschlagen, dass er sich selbst als waschechten Horner sieht. Vor 21 Jahren zog der heute 26-Jährige mit seinen Eltern und der kleinen Schwester in die Höri-Gemeinde und verließ diese im Grunde seitdem nicht mehr. Weder für sein Studium als Lehrer, noch für das Referendariat, welches er an der Schlossschule absolviert.
Nicht nur die Liebe zum Ort, sondern auch zur Feuerwehr hat ihn in Horn gehalten. Denn seitdem er acht Jahre alt ist, ist Tobias Rosen Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Gaienhofen. Er absolvierte die gesamte Jugendausbildung, wechselte mit 17 in die aktive Wehr, mit 20 wurde er stellvertretender Jugendwart, seit vier Jahren leitet er nun die Jugendfeuerweh mit aktuell 23 Kindern im Alter von acht bis 17 Jahren. Probe ist jede Woche am Freitagabend.
„Seitdem ich acht bin, ist mein Freitagabend gesetzt“, sagt der 26-Jährige. Ein Problem sei das nie gewesen, denn viele seiner Freunde seien ebenfalls in der Feuerwehr, das Verständnis und die Rücksichtnahme auf diese Verpflichtung sei im Freundeskreis groß. Doch sagt er auch: „Die Zeit ist der größte Faktor beim Thema Ehrenamt.“
Seine Freizeit kennt fast nur ein Thema
Er habe kaum Zeit für andere Hobbies, die Feuerwehr nehme seine gesamte Freizeit ein. Zusätzlich ist er auch noch bei der Rehrettung aktiv, aber das sei saisonal begrenzt. „Ich bewundere andere, die in gleich mehreren Vereinen sein können, neben der Feuerwehr zum Beispiel noch in der Musik spielen“, so Rosen. Seine Musikkarriere als Trompeter beim Musikverein Horn-Gundholzen hatte er zu Gunsten der Feuerwehr an den Nagel gehängt.
Doch was hält ihn dort? Zum einen seien es die vielfältigen Aufgaben, die man bei der Feuerwehr habe. ‚Es ist nicht nur Feuer‘, sagt der 26-Jährige. Die Einsätze reichten von Türöffnungen, technische Hilfestellungen bis zum Beseitigen von Ölspuren. Viele kleine und große Entscheidungen seien bei den Einsätzen zu treffen, eine gewisse Risikobereitschaft müsse man ebenfalls mitbringen, erklärt Tobias Rosen den Reiz. Und dann ist da auch noch dieses Gefühl: „Wenn wir kommen, wird es meistens nicht mehr schlimmer. Wir sind da, um jede Situation besser zu machen“, beschreibt er sein Selbstverständnis als Feuerwehrmann.
Für andere da zu sein, zu helfen, in Notsituationen einen kühlen Kopf zu bewahren und das alles auch noch zusammen mit seinen Freunden machen zu können, das ist das, was er bei der Jugendfeuerwehr vermitteln möchte. „Wir leben in einer behüteten Gemeinde, uns geht es hier sehr gut. Und dennoch sind wir von der Feuerwehr da, damit das auch so bleibt“, so Rosen.

Die Gemeinschaft als Motivation
Die Karriere als Feuerwehrmann für die Musik geopfert hat Mathias Breyer aus Gaienhofen-Horn. Er ist Vorsitzender des Musikvereins Horn-Gundholzen und gleichzeitig auch Vorsitzender der Narrenmusik der Heufresser Horn und Mitglied des Narrenrates. Der Einsatz für das Ehrenamt wurde ihm im Grunde in die Wiege gelegt: Sein Vater Anton Breyer ist Vorsitzender des Vereins europäischer Freundschaft Gaienhofen und der Männer-Chor-Gemeinschaft Moos-Horn.
Der Musikverein gibt Breyer eine Form von Gemeinschaft, die aus seiner Sicht den Ort durch das ganze Jahr trägt. „Der Musikverein spielt bei Festen, der Fasnacht, Geburtstagen, Feiertagen, Hochzeiten, wir sind immer dabei“, so der 37-Jährige. Die Anerkennung, die er als Musiker erfahre, mache für ihn einen besonderen Reiz des Vereins aus. Sich über das reine Musizieren zu engagieren, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit, die er nur schwer in Worte fassen kann: „Ich weiß nicht, warum ich es mache, weil es schon immer bei uns zu Hause so war. Ich kann mir kein Leben ohne den Verein vorstellen.“
Dabei sucht er trotz exponierter Position nicht immer das Rampenlicht. Es gehe nicht darum, was er alles leiste, sondern darum, wie viel Unterstützung er bekomme, damit Dinge möglich werden. Der Zusammenhalt in der Gemeinde sei sehr groß, die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen ebenfalls.
Und auch in der Familie Breyer wird Gemeinsinn großgeschrieben: „Ohne die Hilfe meiner Familie wäre das alles nicht möglich“. Seine Frau Simone spielt ebenfalls aktiv im Musikverein und engagiert sich beim Kinderkleidermarkt in der Gemeinde. Die Großeltern passen oft auf den sechsjährigen Sohn auf, damit die Eltern Musik machen können. Sie leben vor: In der Gemeinschaft schafft man mehr.
Gaienhofen in Zahlen, Daten, Fakten
Kreis: Konstanz
Fläche in ha: 1252
Einwohner: 3292
Einwohner pro km²: 263
Durchschnittsalter: 49,6
Miete pro m²: 7,98
Wohnung Kaufpreis pro m² in Euro: 4357,57
Haus Kaufpreis pro m² in Euro: 5125,93
Pendler: 557 ein, 1098 aus
Bildung: Grundschule, Haupt- und Werkrealschule sowie Schlossschule mit Realschule und Gymnasien.
Bautätigkeiten: Die Gemeinde Gaienhofen verfügt derzeit über keine neuen Baugebiete. Konkrete Planungen zur Entwicklung neuer Wohnbauflächen sind nur sehr eingeschränkt möglich, weil insgesamt 89 Prozent der Gemarkungsfläche als Natur- beziehungsweise Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist.
Fernverkehr: nein
Regionalbahn: nein, doch der Höri-Bus fährt alle Orte ab
Nahversorgung: ja, ein Vollversorger mit Metzgerei und Bäckereifiliale, eine Bäckerei, eine Bäckerei/Konditorei.
Schwimmbäder: ja, Strandbad Horn
Gastro: ja
Hausärzte: 2
Pflegeheime/Seniorenzentren: ja
Kitaplätze: Wegen offener Stellen können für Kinder unter drei Jahren aktuell nur 14 Plätze von regulär 22 angeboten werden und dies mit verkürzter Öffnungszeit von 8 bis 14 Uhr. Alle 14 Plätze sind belegt, zwölf Kinder sind für das kommende Kitajahr 2024/25 auf der Warteliste. Für Kinder über drei Jahren gibt es 87 Betreuungsplätze im Haupthaus, davon 3 frei und 20 ganztags, und 20 Betreuungsplätze im Naturkindergarten.
Beim Naturkindergarten stehen sieben Kinder auf der Warteliste, die jedoch im Haupthaus betreut werden können. Dort gibt es keine Warteliste, aber Verzögerungen, da nicht alle Kinder gleichzeitig aufgenommen werden können.