Fast 600 Millionen Menschen erkrankten an Covid-19. Mein glimpflich verlaufener Fall taucht vermutlich noch nicht mal in der offiziellen Statistik auf, da ich keinen PCR-Test machen ließ. Was macht man als betroffene Ärztin? Man stöbert in der Fachliteratur – und schafft mangels Konzentration keinen Artikel bis zum Schluss. Was macht man als Kolumnistin? Man schreibt drüber – und selbst diese Kolumne wird zur Herausforderung. Aber keine Sorge, mir geht es von Tag zu Tag besser.

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Auch der Geschmackssinn ist zurück. Einige Tage war der einzige Käse, der überhaupt nach etwas schmeckte, Roquefort. Aber besonders störte mich, dass auf einmal Mirabellenkompott bitter und Kaffee metallisch schmeckte. Diese Parosmie, übersetzt Danebenriechen, ist nach Covid-19 ein bekanntes Phänomen. Ich erschrak aber doch, als ich Gerüche wahrnahm, die definitiv nicht vorhanden waren. Fachleute nennen dieses Phänomen Phantosmie. Es tritt nach Schädel-Hirn-Verletzungen oder Infektionen auf, kann aber auch ein erstes Symptom von Depressionen sein.

Erst Rauch-, dann Brathähnchengeruch in der Nacht

Nachts wachte ich auf, weil es nach Rauch stank. Der Rauchmelder blieb stumm, aber beunruhigt machte ich einen Kontrollgang. In der nächsten Nacht weckte mich der Duft von kross gebratenem Grillhähnchen, aber da blieb ich beruhigt liegen, denn ich hatte am Nachmittag schon penetranten Weichspülerduft wahrgenommen, obwohl da nichts war.

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Verglichen mit anderen hatte ich sogar Glück: Freunde berichten über unangenehme Duftnoten wie Benzin und Gülle. Solche Dinge können einem auf die Stimmung schlagen und nicht von ungefähr treten Geruchsstörungen und Depressionen oft gemeinsam auf. Ich hatte vor Jahren nach einer Lungenentzündung und einer schweren Hepatitis wochenlang mit Depressionen zu kämpfen. Ich war also gewarnt, gönnte mir Ruhe und genoss die Unterstützung meiner Familie.

Studie zeigt interessanten Zusammenhang

Inzwischen bin ich wieder in der Lage, medizinische Fachartikel zusammenhängend zu lesen und stieß auf interessante Studien: Das Protein CXCL10 ist entscheidend für die Immunabwehr. Leider führt es bei Menschen mit entsprechender Disposition zu Depressionen. Es bestehen ebenfalls Zusammenhänge zwischen CXCL10, Geruchsstörungen bei Covid-19 und einem Zytokinsturm. Diese gefürchtete Komplikation bedeutet, dass das Immunsystem Amok läuft und neben dem Virus so ganz nebenbei auch den Menschen erledigt. Ich weiß nicht, wie mein Körper auf CXCL10 reagiert, aber ich habe so einen Verdacht.

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Wäre ich prädisponiert für einen schweren Verlauf oder Long-Covid? Ich weiß es nicht. Aber so, wie bislang einige Infektionen bei mir eingeschenkt hatten, interessiert mich das auch nicht. Ich bin dankbar für meine zweite Booster-Impfung und fahre endlich wieder mein E-Bike ohne zugeschalteten Turbo.