Eines ist jetzt schon klar: Die große Freizeitanlage am Riederbach wird um einiges teurer werden, als ursprünglich gedacht. Das liegt zum Teil an den allgemeinen Kostensteigerungen. Es liegt aber auch daran, dass aus den Bürgeranregungen und den Reihen des Gemeinderats noch weitere Ideen auf dem Gelände umgesetzt werden sollen. Der Landschafts- und Gartenplaner René Fregin, der sich in Gottmadingen schon durch zahlreiche andere Außengestaltungen einen Namen gemacht hat, hat seine Pläne für die Riedwies überarbeitet und um weitere Attraktionen ergänzt.
Seinen Entwurf hat er nun dem Gemeinderat unter dem Titel „Abenteuer auf dem Spielplatz Riedwies“ vorgestellt. Dabei geht es um weit mehr als nur einen Spielplatz.
Das Gelände solle zum einen die Ortsmitte von Gottmadingen aufwerten und eine ganz neue Aufenthaltsqualität schaffen. Ziel ist es, auf der Riedwies Angebote für verschiedene Generationen zu machen. Hier sollen sich junge Familien mit sehr kleinen Kindern ebenso wohl fühlen, wie etwas größere und schließlich auch Senioren.
Sogar eine Seilbahn soll entstehen
Fregin hat den Platz in verschiedene Zonen eingeteilt und mit entsprechenden Spielgeräten ausgestattet. So soll im Norden ein Erlebnisparcours mit Seilbahn und Wasserspielplatz entstehen. Die Seilbahn war ein Wunsch aus der Bürgerschaft. Möglich wäre eine 20 Meter lange Bahn an einem kompakten Spielhügel. Doch es gibt ein Problem: Unter dem Standort verläuft eine Stromtrasse, die beim Setzen der Fundamente nicht angebaggert werden darf. „Mit einem gewissen Mehraufwand wegen der Probegrabungen könne man aber die Seilbahn realisieren“, erklärte der Planer. Sollte sich herausstellen, dass der Standort nicht geeignet ist, so müsse die Seilbahn an den Rand rücken.

Wenn man die Pläne mit Brunnen, Wasserspiel, Schaukelgarten mit sechs Schaukeln, Sonnenliege, Kletterturm, Rutsche, Wippe, Trampolin und so weiter sieht, möchte man am liebsten selbst nochmal Kind sein. Doch auch für die Erwachsenen soll etwas geboten werden: Ein Trimm-Dich-Pfad am Riederbach Start Hebelschule ist geplant.
Weil solche Anlagen oft sehr lieblos in der Landschaft stünden, will René Fegin ihn mit Pflanzen und Stauden ausstatten, um eine einladende Atmosphäre zu schaffen. Den Bewegungsparcours mit Geräten wie Schulter-, Bein- und Rückentrainern sieht der Planer an der Nordseite des Geländes vor. „Es macht Sinn, die Wege 2023 zu bauen, bevor der Spielplatz selbst gebaut wird“, rät er.
Bilger-Stiftung muss mitfinanzieren
Im Grundsatz zeigten sich die Gemeinderäte begeistert von dem Entwurf. Einen Haken gibt es trotzdem. Das zeigte sich schließlich im Vortrag des Gottmadinger Tiefbauers Joachim Dutt. Er hatte die weniger angenehme Aufgabe, über die Kosten zu sprechen. Und die sind durch die neue Planung doch deutlich in die Höhe geschnellt. „Stand Oktober 2022 benötigen wir aus dem Gemeindehaushalt zusätzliche 66.000 Euro und aus der Anneliese-Bilger-Stirtung (ABS) weitere 24.000 Euro“, sagte Dutt.
Eine Beteiligung der ABS war von Anfang an geplant. Aus diesem Fonds soll zum Beispiel der Bewegungsparcours bezahlt werden. Die Verwaltung schlägt vor, auch den Brunnen aus diesem Topf zu finanzieren.
Die Kosten steigen immer weiter auf 460.300 Euro
Seit 2017 arbeitet die Gemeinde mit starker Bürgerbeteiligung an einer neuen Spielplatzkonzeption. Danach sollen kleinere, sanierungsbedürftige Anlagen zugunsten eines attraktiven Angebotes in der Ortsmitte aufgegeben werden. Auf der Riedwies befinden sich auch heute schon Spielgeräte. Die Lage am Riederbach steigert den Erlebniswert.
Eine erste Hochrechnung 2021 war von Kosten für die Gemeinde in Höhe von rund 270.000 Euro ausgegangen. Da waren das Seniorenangebot und die Beteiligung durch die ABS noch nicht berücksichtigt. Im Juli 2022 legte Kämmerer Andreas Ley eine neue Berechnung vor, wonach die Gemeinde für die Anlage 319.000 Euro und die ABS weitere 45.600 Euro aufbringen sollte. Da enthielt die Planung aber noch keine Seilbahn und kein Trampolin. In der jüngsten Berechnung sind die Kosten erneut auf insgesamt 460.300 Euro gestiegen.

Bürgermeister Michael Klinger stellte klar, dass die Kostenexplosion nicht willkürlich entstanden ist. „Wir haben massiv an Inhalt dazugepackt“, sagte er. „Das Wasserspiel und die Seilbahn waren in der Anfangsplanung nicht enthalten.“ Um dem Ganzen den Schrecken zu nehmen, schlug er vor: „Wir müssen uns darüber einig werden, ob wir die Anlage wie vorgestellt bauen wollen, oder ob wir Leistung kürzen müssen?“ Diese Entscheidung müsse aber nicht sofort fallen. Überraschenderweise benötigten die Räte diesen zeitlichen Aufschub gar nicht.
Stimmen aus dem Gemeinderat
Bernd Schöffing (CDU) zeigte sich sehr beeindruckt von den Entwurf. „Ich würde das Konzept ungern zusammenstutzen“, sagte er. „Es entspricht ja unserem Ansatz, mit dieser Anlage kleinere Spielplätze aufzugeben. Aufschieben bringt auch keine Kostensicherheit. Es ist der Luxusspielplatz, den wir eigentlich auch wollten.“
Kirsten Graf (SPD/UL) sieht das genauso. „Wir schaffen ein Angebot für mehrere Altersgruppen. Senioren können auf dem Gelände ausprobieren, was noch geht“, sagte sie. Es sei eine sehr gute Idee gewesen, die Bürger noch einmal zu befragen, weil sie die Nutzer der Anlage seien und die Akzeptanz von der Attraktivität abhänge. Ihr Fraktionskollege Markus Dreier zog den Vergleich zum Höhenfreibad, wo man auch schon ein paar Besonderheiten wie die Speed-Rutsche eingebaut habe. Er lobte das Gesamtkonzept für die Riedwiese.
Einstimmig erteilte der Gemeinderat der Verwaltung dann den Auftrag, ohne inhaltliche Kürzung an dem Konzept weiterzuarbeiten und allenfalls dort nachzuschärfen, wo sich durch Alternativen Kosteneinsparungen ergeben würden.