233 Kilogramm Kokain und 50 Kilogramm Cannabis, ein Straßenverkaufswert von etwa 50 Millionen Euro: Der Drogenfund, der Ermittlern der Kriminalpolizei am Dienstag gelungen ist, stellt vieles in den Schatten, was in dieser Hinsicht in Baden-Württemberg bislang da gewesen ist. Und er hat überregionale Aufmerksamkeit erregt. Neun Personen wurden festgenommen und es gab eine Reihe von Durchsuchungen (siehe Text unten). Einer der Schauplätze der Durchsuchungen war laut Erkenntnissen des SÜDKURIER im grenznahen Gottmadingen. Demnach waren viele zivile Polizeifahrzeuge am Dienstag bei einem Unternehmen in einer Halle im Industriegebiet zu sehen – was Mitarbeiter von umliegenden Firmen bestätigen können.
Hört man sich am Tag nach dem ersten Bericht unter Arbeitnehmern um, die in der Umgebung des durchsuchten Betriebs ihrer Tätigkeit nachgehen, so hört man vor allem eins: Überraschung. So sagt einer der Männer, die in der Nachbarschaft arbeiten, dass man am Dienstag zunächst an einen Arbeitsunfall geglaubt habe, als so viele offiziell wirkende Fahrzeuge vor dem Unternehmen zu sehen waren: „Wir haben uns schon Sorgen gemacht“, sagt er. Worum es bei dem Einsatz tatsächlich ging, habe er erst am Tag danach aus dem SÜDKURIER erfahren. Er selbst und seine Kollegen seien nun regelrecht sprachlos darüber, dass ihre Nachbarn offenbar mit Drogengeschäften in Verbindung stehen sollen.
Drogengeschäfte hätte den Leuten, die dort arbeiten, niemand zugetraut
Auch bei einer anderen Arbeitnehmerin, die in diesem Teil des Gottmadinger Industriegebiets tätig ist, klingt das so. Sie sei sehr überrascht gewesen, als sie gelesen habe, was der Anlass für den Einsatz war. Die Fahrzeuge habe sie in der Mittagspause zwar gesehen. Während des Einsatzes hätten sie und ihre Kollegen aber an eine gewöhnliche Zollkontrolle gedacht, berichtet sie. An dem Betrieb, den die Ermittler durchsucht haben, sei hingegen nichts auffällig gewesen. In Drogengeschäfte verwickelt zu sein, wie es nun als Vorwurf im Raum steht, hätte sie den Leuten, die dort arbeiten, nicht zugetraut, sagt sie außerdem.
Unauffällig – das ist auch der Eindruck, den Gottmadingens Bürgermeister Michael Klinger von dem betroffenen Unternehmen hat. Der Name sei ihm durchaus bekannt, dieser sei für ihn aber weder positiv noch negativ behaftet. An dieser Stelle in Gottmadingen hätten sich viele Firmen angesiedelt, darunter auch Mieter, die man nicht so gut kenne, sagt er. In der Sache will sich der Bürgermeister allerdings kein Urteil erlauben. Und er weist auf den guten Teil der Nachricht hin: „Das bedeutet, dass die Polizei konzertiert eine gute Arbeit gemacht hat.“ Denn auch wenn ein Teil der Spuren ausgerechnet in seine Gemeinde führt, stehe fest, dass es ein großer Ermittlungserfolg der Polizei gewesen sei. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.