Kann die Stimme ruhig und gefasst klingen nach einem persönlichen schmerzlichen Schickschlag? Ja. Wer sich mit Edeltraud Waldschütz in ihrem Gottmadinger Heim unterhält, stellt dies fest. Im November des vergangenen Jahres musste sie ihren Ehemann Peter zu Grabe tragen. Er war 80, aber noch voller Lebensenergie. Eine scheinbar unkomplizierte Schulter-Operation sollte seine permanenten Schmerzen lindern. Doch dann gerieten gefährliche Bakterien in sein Blut. Das habe zum plötzlichen Tod geführt, erzählt Edeltraud Waldschütz.
Mit einem wehmütigen Blick zurück auf die lange gemeinsame Zeit, in der sie auch ein Fliesengeschäft mit vielen Höhen, aber auch empfindlichen Tiefen, in Singen und später in Gottmadingen geführt hatten.
Deutscher Kies soll Erlöse in der Schweiz bringen
Peter und Edeltraud Waldschütz stellten sich an die Spitze einer groß angelegten Bewegung, die dem geplanten Kiesabbau im Dellenhau Einhalt gebieten soll. Das Gebiet befindet sich auf Gottmadinger Gemarkung und grenzt an den kommunalen Nachbarn Singen, Hilzingen und Rielasingen-Worblingen. Deren Städte- und Gemeindechefs haben sich längst schon in der Initiative eingebracht. Wegen des Widerspruchs liegt derzeit das Genehmigungsverfahren beim zuständigen Landratsamt Konstanz auf Eis.
Die Witwe will weiter kämpfen. Wenn auch nicht ganz vorne. „Mittlerweile haben sich viele Menschen gefunden, wie in erster Linie Bürgermeister, die den Kiesabbau verhindern wollen“, betont Edeltraud Waldschütz. „Wir waren selbst Unternehmer und wissen, wie wichtig betriebliche Erfolge die Existenz sichern. Aber wenn ein Unternehmer, wie geplant im Dellenhau, den Erlös der Kieserträge zum Großteil in der Schweiz erzielen will, gibt es kein Verständnis. Zumal wichtige heimische Ressourcen und die Umwelt zu Schaden kommen“, sagt sie.
Die Gegner des Kiesabbaus befürchten vor allem eine erhöhte Staubelastung und einen stark zunehmenden Lasterverkehr, wie auf der Bundesstraße 34 und der Ortsdurchfahrt Rielasingen-Worblingen. Von dort können die Laster des Unternehmers, der im Dellenhau Kies abbauen will, am Schnellsten in die nahe Schweiz gelangen.

Eines hält Edeltraud Waldschütz für eminent wichtig: „Wir wollen weiter friedlich protestieren.“ Wie bei einer Kundgebung in Singen vor einigen Jahren. „Alles war ordnungsgemäß angemeldet. Dass sich mehr als 200 Demonstranten teils kurzfristig einfanden, hat meinen Mann und mich sehr motiviert, weiter aktiv zu bleiben“, sagt sie. Eine Flugblatt-Aktion habe geholfen. „Flyer, die wir an Bäumen im Dellenhau angebracht haben, wurden aber teils flugs entfernt.“
Protest hat Erfolg: Die Glocken läuten wieder
Auch der Protest vor einigen Jahren gegen kurzzeitig still gelegte Glocken der Singener Herz-Jesu-Kirche Ende 2018 sei von Erfolg gekrönt worden. „Wir sind bis zum Erzbischöflichen Ordinariat nach Freiburg gegangen und sind wohl dort gehört worden“, berichtet sie. Die Glocken läuten auf dem Herz-Jesu-Platz schon lange Zeit wieder. Wenn auch nachts etwas eingeschränkter.

Das Totenglöcklein für Peter Waldschütz ist dagegen verstummt. Seine Stimme will aber seine Frau Edeltraud aufrecht erhalten. Ganz im Sinne des verstorbenen Gatten, dessen engagierter Einsatz ein jähes Ende fand.