Nicht nur im Singener Krankenhaus ist die Feuerwehr häufig wegen Fehlalarmen zu Gast, auch zu anderen Einrichtungen müssen die Einsatzkräfte häufiger ausrücken, ohne dass tatsächlich Gefahr bestand – was sich aber erst im Nachhinein herausstellt. „Fehlalarme kosten Zeit“, erklärt Stefan Kienzler, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Gottmadingen. Bei den Freiwilligen Feuerwehren von Gottmadingen, Rielasingen-Worblingen und Tengen könnten die Fehlalarmquoten gar nicht unterschiedlicher sein. Wie häufig kommt es zu Fehlalarmen bei der Feuerwehr? Das verraten die jeweiligen Kommandanten.
Lieber einmal zu viel als zu wenig
Laut Stefan Kienzler würden Fehleinsätze in letzter Zeit zu oft vorkommen. Die Freiwillige Feuerwehr in Gottmadingen rückt nach Angaben von Kienzler in rund 50 Prozent der Einsatzfahrten aus, ohne dass sie einen Brand bekämpfen muss. „Es ist mühsam, aber lieber einmal zu viel als zu wenig“, erklärt Kienzler. Die Freiwillige Feuerwehr von Gottmadingen ist dieses Jahr, Stand 11. Oktober, bereits 105 Mal ausgerückt, 47 Einsatzfahrten waren Fehlalarme.
Ähnlich sieht es Viktor Neumann, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Rielasingen-Worblingen. „Hauptgrund für die meisten Fehlalarme sind Brandmeldeanlagen“, erklärt er. In Rielasingen-Worblingen sind dieses Jahr von 91 Einsätzen rund zehn Prozent der Einsätze ein Fehlalarm gewesen. Auch Neumann trägt eine ähnliche Meinung wie Kienzler mit sich. „Es stört schon, aber es ist okay, da es dennoch immer ein Ernstfall sein könnte“, erklärt er gegenüber dem SÜDKURIER.
Es kann immer der Ernstfall sein
Weil es immer ein Ernstfall sein könnte, bereiten sich die Wehren auch entsprechend auf jeden Einsatz vor. Das heißt: Mit Blaulicht und Martinshorn in Richtung potenziellem Brand. Vor Ort wird die eigentliche Lage untersucht. „Meistens gibt es schon einen Austausch mit den Einrichtungen, in denen ein Alarm ausgelöst wurde“, erklärt Kienzler. Laut ihm sind diese immer kooperativ und teilen mit, wenn es sich um einen Fehlalarm handelt. Dennoch müssen die Einsatzkräfte vor Ort die Brandmeldeanlage überprüfen.
„Selbst wenn vor Ort nichts ist und wir direkt wieder zurückfahren könnten, kostet so ein Einsatz Zeit“, sagt Viktor Neumann. Neumann und Kienzler rechnen pro Falscheinsatz mit einer Stunde Zeitaufwand. Laut Uwe Veit, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Tengen, benötige so ein Einsatz teilweise sogar noch mehr Zeit. „Nicht nur die Fahrtstrecke und das Überprüfen der Anlage kosten Zeit, auch die Nachbereitung auf der Wache nimmt Zeit in Anspruch“, erklärt Veit, der dieses Jahr bisher vergleichsweise wenige Fehleinsätze verzeichne. In Tengen sind, Stand 14. Oktober, von 30 Einsätzen fünf Fehlalarme gewesen.
Mutwille sorgt für Unmut
In Gottmadingen ist die Quote für Fehleinsätze hingegen deutlich höher. „Wir in Gottmadingen unterstützen die Singener Wehr beim Krankenhaus Singen. Dadurch kommen schon einige Fehleinsätze dazu“, erklärt Kommandant Kienzler. Zudem hat Gottmadingen mehr Industrie und eine Notunterkunft. Laut Kienzler passieren dort die meisten Fehlalarme. „Oft sind es technische Probleme, durch die eine Brandmeldeanlage ausgelöst wird, aber auch menschliches Fehlverhalten löst Fehlalarme aus“, so Kienzler.
„Sobald es aber ein mutwillig ausgelöster Fehlalarm ist, ärgert einen das schon“, ergänzt Neumann. Auch bei Kienzler wird der Ärger größer. Ihn persönlich reizen die Nachteinsätze besonders stark. „Wenn jemand nachts um drei Uhr sein Essen verbrennt, kann einen das schon nerven“, erklärt er. Dennoch behandeln die Freiwilligen Feuerwehren jeden Einsatz wie einen Realeinsatz.
„Oft kann niemand was dafür oder es ist ein gut gemeinter Anruf, der so einen Einsatz auslöst“, beschwichtigt Neumann. Für Kienzler seien die Einsätze Fluch und Segen zugleich. „Schlussendlich verlieren wir nur unsere Zeit, denn es brennt ja nicht – und das ist auch gut so“, erklärt er.