Im Frühjahr 2022 sorgte eine Herde Mufflons um den Hohenstoffeln für Aufsehen. Damals gab es rund 100 Tiere, die Schäden in Wald und Flur angerichtet haben. Denn die Mufflons haben Wiesen und Jungpflanzen abgefressen und damit den dort ansässigen Landwirten einen geschätzten Schaden in fünfstelliger Höhe beschert. Doch wie ist die Lage aktuell vor Ort? Der SÜDKURIER hat nachgehakt.

Landwirte erleiden wirtschaftlichen Schaden

Das Ehepaar Doris und Hans-Peter Buhl betreibt ein Hofgut im Ortsteil Weiterdingen. Die beiden beklagen seit Jahren, dass die Mufflonherde erheblichen Schaden auf ihren Wiesen und Äckern anrichten. Allein im Sommer 2023 seien die Bemühungen, die Tiere von ihren Maisanbauflächen Nähe Pfaffwiesen fernzuhalten, gescheitert. „Zu Beginn des Aufwuchses haben wir die Tiere jeden Tag selbst mehrfach verscheucht durch Befahren mit dem Moped. Dies ist jedoch nicht in höherem Bestand möglich und auch nicht zielführend“, erklärt Doris Buhl.

Landwirtin Doris Buhl ist die Mufflonherde ein Dorn im Auge.
Landwirtin Doris Buhl ist die Mufflonherde ein Dorn im Auge. | Bild: Ingeborg Meier (SK-Archiv)

Die Mufflons würden immense Schäden innerhalb weniger Stunden verursachen. „Die Maispflanzen waren auf einem Teil des Ackers zu 90 Prozent zerstört“, berichtet die Landwirtin. Und das verursache den Buhls einen immensen wirtschaftlichen Schaden. „Der Hektar Mais ist heute nicht unter 2000 Euro anzubauen“, sagt sie. „Da wir mit diesen Flächen unser Geld verdienen und dies nicht so ohne weiteres wegstecken konnten, mussten wir den Schadensersatz bei der Gemeinde auch einfordern.“ Doch der Schaden, den die Mufflons anrichten würden, höre nicht beim Acker der Buhls auf.

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Denn wenn die Mufflons keine Maispflanzen oder Jungbäume anfressen, würden diese trotzdem auf Grünland weiden und fressen. Auch dies sei laut Doris Buhl ein Schaden, der allerdings nicht sichtbar und vor allem nicht leicht zu beziffern sei. „Aber es lässt sich sehr leicht ausrechnen, dass über das Jahr verteilt ein fünfstelliger Betrag rund um den Hohenstoffeln entsteht“, prognostiziert die Landwirtin.

Die Herdengröße liege laut Doris Buhl nach wie vor bei gut 100 Tieren, wobei es zusätzlich bereits Splittergrüppchen geben soll, erklärt sie. Auch das Landratsamt Konstanz schätzt die Herde auf knapp 100 Tieren. Aber: „Bei einem Ausgangsbestand von 100 Mufflons ist innerhalb eines Jahres mit einem Zuwachs von mindestens 20 bis 40 Tieren zu rechnen“, schreibt Pressesprecherin Katja Ebel auf Nachfrage. Das würden je ein bis zwei Lämmer pro weiblichem Mufflon und Jahr entsprechen. „Es ergibt sich also ein rasantes Wachstum der Population“, so Ebel.

Ausbreitung der Mufflons ist nicht erwünscht

Laut Doris Buhl sei die Anzahl der Mufflons nicht in Griff zu bekommen. „Reguliert werden kann die Herdengröße nur durch intensive Bejagung aller Jäger rund um den Stoffel“, sagt die Landwirtin. Und auch das Landratsamt erklärt, dass eine Regulierung der Herde einen sehr starken Eingriff in die Population erfordern würde. Dieser sei laut Katja Ebel bisher nicht erfolgt.

Die Mufflonherde im April 2023 auf der Wiese der Landwirte Doris und Hans-Peter Buhl. Rund 100 Mufflons halten sich beim Hohenstoffeln ...
Die Mufflonherde im April 2023 auf der Wiese der Landwirte Doris und Hans-Peter Buhl. Rund 100 Mufflons halten sich beim Hohenstoffeln auf und fressen die Jungpflanzen auf dem Maisacker der Buhls. | Bild: Doris Buhl

„Aus Sicht des Kreisforstamtes sollten die Tiere stark bejagt werden, um die Population möglichst weit zu reduzieren“, sagt die Sprecherin. Seitens der Unteren Jagdbehörde des Landratsamtes Konstanz wurde am 13. Februar 2023 für das Muffelwild eine ganzjährige Jagdzeit bestimmt. Die Ausnahme bildet die allgemeine Schonzeit vom 16. Februar bis 15. April, wenn die weiblichen Tiere Lämmer setzen. „Die hierauf zurückzuführenden Auswirkungen auf die Population können bisher noch nicht eingeschätzt werden“, heißt es von Seiten des Landratsamtes. Dennoch gilt: „Generell ist die Ausbreitung von Muffelwild am Hohenstoffeln nicht erwünscht“, sagt Ebel.

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Das habe zum einen wildbiologische Gründe. „Die Art gilt als invasiv, verdrängt also heimische Tier- und Pflanzenarten. Zudem sind Mufflons ursprünglich in gebirgigen Gegenden heimisch und nicht optimal an den Lebensraum Flachland angepasst, sodass sie an der Moderhinke erkranken können“, erklärt die Pressesprecherin. Diese Krankheit betreffe die Hufen und entstehe, da sich die Klauen der Tiere auf den weichen Böden nicht ausreichend abnutzen würden.

Aber auch dem Schutzzweck des Naturschutzgebietes Hohenstoffeln stehe eine Ausbreitung des Muffelwilds entgegen. „Die Verordnung verbietet das Einbringen von Pflanzen und Tieren, damit es nicht zu Schäden an der heimischen Flora und Fauna kommt“, so Ebel. Außerdem handele es sich bei dieser Population mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Kreuzung mit dem Kamerunschaf, sodass eine Schutz- und Erhaltungswürdigkeit nach FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) nicht gegeben sei.

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Des Weiteren können laut Pressesprecherin die Mufflons erhebliche Schäden an land- und forstwirtschaftlichen Flächen verursachen. So würden sie beispielsweise die natürliche Verjüngung der Wälder durch starken Verbiss verhindern.

Für das Ehepaar Buhl sind die Bemühungen von Seiten des Kreises nicht genüg. Sie würden sich mehr Unterstützung vom Landratsamt wünschen. „Nach unserer Meinung lässt uns das Landratsamt mit dem Problem allein“, sagt Landwirtin Doris Buhl.