Wie wird man eigentlich Hausdame?

Das ist eine sehr gute Frage. Ich war davor selbstständig und habe viele Bewerbungen geschrieben – eine war als Hausmeisterin im Schloss. Dann war die Stelle der Hausdame frei und das bin ich seit 2017. Eine klare Vorstellung, was das bedeutet, hatte ich damals nicht. Doch ich habe mich eingearbeitet und eingelesen, was zu einem Hotelbetrieb gehört.

Das klingt nach einer Herausforderung?

Stimmt. Ich musste mir das quasi selbst beibringen, weil niemand mehr da war. Ich hatte zwar zwei, drei Gespräche mit meiner Vorgängerin, bei denen ich fleißig mitgeschrieben habe. Doch den Rest habe ich dann selbst umgesetzt. Und das hat Spaß gemacht.

In Schloss Weiterdingen geht es besonders um Veranstaltungen wie Hochzeiten – was machen Sie im Winter, wenn diese weniger werden?

Im Winter geht es vor allem um Instandhaltung. Ich kümmere mich dabei auch um Handwerkliches und polstere mal einen Stuhl auf. Die ganzen Kronleuchter muss man immer wieder reinigen – und davon haben wir ja einige. Die Schränke werden aufbereitet, die weißen Velourteppiche aufgefrischt und die Fenster geputzt. Da ist auf circa 4000 Quadratmetern schon Einiges zu tun. Wir haben ja 32 Schlafräume, zwei große Säle und drei Salons. Dazu kommen ein Esszimmer und eine große Gastroküche. Unabhängig der Hochzeitssaison haben wir ganzjährig auch Ferienwohnungen, für die ich zuständig bin. Außerdem stellt mich die Familie von Hornstein immer wieder vor spannende neue Herausforderungen, beispielsweise bei Familienfeiern.

Wie sieht dann Ihr Alltag aus?

In einem Hotel wäre die Hausdame dafür zuständig, die Zimmer zu kontrollieren, wenn die Hausmädchen sie gereinigt haben. Das fällt bei uns natürlich weg, denn ich bin hier für alles zuständig von Zimmer machen bis Schloss- und Zimmerbesichtigungen. Ab April, Mai wäre ich dann besonders mit Hochzeiten beschäftigt – eigentlich, doch dank Corona haben wir schon viele Verschiebungen. Und auch die 1,5 Stellen, die wir sonst im Sommer zusätzlich haben, fallen dieses Jahr vermutlich weg.

Welche Auswirkungen hat Corona?

Der Veranstaltungsbetrieb ist komplett ausgesetzt und wir haben deutlich weniger Monteure als sonst, die unsere Wohnungen nutzen. Deshalb bin ich schon in Kurzarbeit und nur stundenweise da. Das Problem ist, dass wir die fehlenden Buchungen nicht aufholen können. Die Brautpaare mit einem Termin im Juni hoffen alle noch, eine davon soll auch im Fernsehen übertragen werden. Doch wir wissen noch nicht, wie es weiter geht – das ändert sich derzeit ja auch täglich. Deshalb wissen wir auch noch nicht, wann unser zweiter Schloss-Flohmarkt stattfinden kann. Den geplanten Termin Anfang April mussten wir erstmal absagen.

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Bei Schlössern denken viele an prunkvolle Ballsäle – wie viel Prunk steckt wirklich in einem Schloss?

Wir sind noch relativ schlicht gehalten, würde ich sagen. Das liegt auch daran, dass wir die Räume samt Einrichtung vermieten. Doch es gibt einige schöne Schmuckstücke aus Familienbesitz und wie gesagt viele Kronleuchter.

Das Schloss wurde 1683 gebaut – welche Herausforderungen bringt das alte Gemäuer mit sich?

Es wurde sehr viel renoviert und gibt glücklicherweise keinen Wartungsstau, doch es gibt immer mal eine alte Leitung, die Probleme macht. Deshalb muss man regelmäßig nach dem Rechten sehen. Bei meinem täglichen Gang durchs Schloss schaue ich, dass der Wind nicht irgendwo ein Fenster aufgedrückt hat oder dass es keinen Wasserschaden gibt – das würde sonst ja keiner bemerken, weil das Schloss unbewohnt ist. Und ein Leck wäre denkbar schlecht für unsere Stuckdecken, die müssten dann renoviert werden. Seit ich hier bin, ist aber zum Glück nichts Schlimmeres passiert.

Wie eng arbeiten Sie mit dem Schlossherren, Josef von Hornstein?

Wir sind in täglichem Kontakt, ob per WhatsApp oder Telefon. Persönlich sehen wir uns deutlich weniger. Ich habe das Glück und bin stolz darauf, dass der Schlossherr auf mich und meine Arbeit vertraut, deshalb arbeite ich recht eigenständig – immer zum Wohle vom Schloss natürlich. Auch im Familienschloss in Binningen schaue ich nach dem Rechten.

Haben Sie sich den Beruf so vielseitig vorgestellt?

Ich hatte keine Vorstellung, was auf mich zukommt, und habe einfach mal gemacht. Mein Aufgabenbereich hat sich auch erweitert. Ich habe zum Beispiel den Hausmeisterposten übernommen, nachdem es schwieriger wurde, dafür jemanden zu finden.

Und was machen Sie am liebsten?

Einmal im Jahr gibt es eine große Jagd am Schloss Weiterdingen, da kann ich mich bei Deko und Frühstücksbuffet richtig auslassen. Das gilt auch bei privaten Feiern der Familie Hornstein, wo ich meist auch an der Organisation beteiligt bin. Bei den Hochzeiten übernehmen das die Brautpaare selbst und ich bin nur davor und danach beteiligt. Wir stellen ja nur das Gebäude zur Verfügung.

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