Herr Grammelspacher, ganz neu ist die Nachricht, dass Unbekannte die Außenhaut der Traglufthalle an der Therme beschädigt haben. Beeinträchtigt das den Badebetrieb und wie teuer wird die Reparatur? Das überdachte 50-Meter-Becken ist ja derzeit besonders wichtig.

Die Außenhaut der Traglufthalle wurde an etlichen Stellen in unsinniger Weise beschädigt. Die Reparatur wird im Zuge des Abbaus der Traglufthalle vorgenommen. Die Kosten hierfür können wir heute noch nicht beziffern. Der oder die Verursacher könnten sich bei uns melden. Wenn man etwas Unsinniges tut, sollte man nachdenken, Courage zeigen und für den Schaden einstehen.

Bieten nach dem Brand im Schwaketenbad das 50-Meter-Becken, die jetzt genutzten Hallenbäder wie das am Seerhein ausreichend Kapazitäten?

Das Hallenbad am Seerhein wurde bisher ja als Schul- und Vereinsbad genutzt, werktags von 8 bis 22 Uhr, außerdem für einige unserer Schwimmkurse. Reservezeiten gab es nur am Sonntag. Jetzt haben wir einige Gruppen von dort in die Traglufthalle übernommen. Dadurch konnten wir das Hallenbad am Seerhein für die Öffentlichkeit dienstags, mittwochs und freitags von 15 bis 21 Uhr, samstags von 12 bis 20 Uhr und sonntags von 9 bis 20 Uhr öffnen. Um es für Kinder attraktiv zu gestalten, haben wir Spiele nachmittage eingerichtet, zudem gibt es eine Wassergymnastik. Das wird alles gut angenommen.

Es steht im Raum, für das neue Schwaketenbad eventuell ein zweites 25-Meter-Becken zu planen. Ist dieser Plan aus Ihrer Sicht gerechtfertigt?

Im alten Schwaketenbad war die Restaurant-Erweiterung im Bau. Mittelfristig standen der Bau einer weiteren Rutschbahn und eines Kursbeckens auf der Agenda. Dies scheint uns nach wie vor richtig. Nach dem Brand haben Gespräche mit Schulen, Vereinen und der Universität ergeben, dass der Bedarf an Schwimmfläche deutlich größer ist und ein zweites Schwimmerbecken rechtfertigen würde. Wir untersuchen jetzt also die Frage, ob wir den Bau eines zweiten Schwimmerbeckens zunächst dem Bau eines Kursbeckens vorziehen sollten. Das hängt von den Bau- und Betriebskosten und den zu erwartenden Einnahmen ab. Die Frage ist, was das stark wachsende Konstanz braucht und, ob wir uns dies leisten können und wollen. Im März werden wir dem Gemeinderat die Empfehlung einer Variante vorlegen.

Apropos Schwaketenbad-Brand: War 2015 ein ganz besonders schwieriges Jahr als Geschäftsführer?

Von einem schwierigen Jahr will ich gar nicht sprechen, eher von einem besonderen. Man rechnet ja nicht damit, dass ein ganzes Bad abbrennt. Der 4. Juli, als das Schwaketenbad abbrannte, war zum einen der heißeste Tag des Jahres bis zu diesem Zeitpunkt und für uns dann in potenzierter Form. Zunächst bleibt man natürlich fassungslos angesichts des Brandes. Und es ist ein Unterschied, ob man betroffen ist oder nur von einem solchen Ereignis liest. Wir waren also fassungslos, aber nicht handlungsunfähig. Wir haben sofort überlegt, wie wir mit der Situation umgehen.

Die Idee, eine Traglufthalle über das 50-Meter-Becken an der Therme zu spannen, war am Sonntag, 5. Juli, schon im Gespräch. Dr. Reuter und ich haben anschließend sehr rasch geplant, welchen Schritt wir in welcher Reihenfolge unternehmen. Sonst hätten wir es nicht geschafft, die Traglufthalle in dreieinhalb Monaten aufzubauen. Alle Beteiligten und die Firmen zogen mit, es war klasse, das zu erleben. Das Jahr 2015 hatte also beide Seiten: Eine sehr negative und eine optimistische.

Was fehlt Ihnen persönlich am alten Schwaketenbad?

Mir fehlen die selben Dinge, die allen anderen fehlen. Es ist aber etwas ganz anderes, wenn man wie ich zugezogen ist und zwei Mal wöchentlich im Schwaketenbad zum Schwimmen ging oder wie viele Konstanzer dort eventuell schwimmen gelernt hat und es seit 30 Jahren nutzte. Ich habe mich im Schwaketenbad immer gefreut, dass alles gut lief, die Mitarbeiter gute Aktionen etwa in Form der Kurse und Kinderspielnachmittage unternahmen. Die Bevölkerung mochte und schätzte es. Es lief rund. Mit 200 000 Besuchern war allerdings auch die Kapazitätsgrenze erreicht.

Wie gestaltet sich denn die Zusammenarbeit mit der Versicherung?

Ein Sachverständiger der Versicherung ermittelt in engem Kontakt mit uns den Schaden. Es hat Ortstermine gegeben, zum Beispiel musste festgestellt werden, ob es einen Restwert gibt. Der Keller und die Becken scheinen als Rohbau wieder verwendbar zu sein. Die Gespräche mit der Versicherung verliefen sehr konstruktiv.

Wie sieht denn die Bilanz der Konstanzer Bäder allgemein aus?

Es war ein ausgesprochen gutes Jahr. In den Strandbädern hatten wir mehr als 500 000 Besucher, was vor allem dem heißen Sommer geschuldet war. Das waren zwölf Prozent mehr Besucher als 2013. Damit kommen wir insgesamt auf mehr als eine Million Besucher der Bäder insgesamt, und dies, obwohl das Schwaketenbad nur ein halbes Jahr geöffnet war: Die Konstanzer Bäder sind also eine bedeutende Freizeiteinrichtung. Etwa 30 bis 40 Prozent der Thermengäste kommen aus der Schweiz, und die deutschen Gäste überwiegend aus Konstanz und der näheren Umgebung. Die Therme mit Sauna arbeitet fast kostendeckend, dadurch können wir das Freibad mitfinanzieren. Bei den Freibädern haben wir lediglich Einnahmen aus der Pacht in Wallhausen, Litzelstetten und Dingelsdorf sowie durch die Minigolfanlage in Wallhausen und den dortigen kostenpflichtigen Parkplatz.
 

Zur Person

Robert Grammelspacher  ist froh, dass das Hallenbad am Seerhein wieder  für die Öffentlichkeit nutzbar ist.
Robert Grammelspacher ist froh, dass das Hallenbad am Seerhein wieder für die Öffentlichkeit nutzbar ist. | Bild: C. Wagner

Robert Grammelspacher hat im Jahr 2014 die Stelle als Geschäftsführer der Konstanzer Bädergesellschaft angetreten. Er bildet mit Norbert Reuter, zugleich Stadtwerke-Chef, eine Doppelspitze. Zuvor war Grammelspacher seit 2006 Betriebsleiter der Regio Bäder GmbH in Freiburg und zusätzlich seit 2011 stellvertretender Betriebsleiter des dortigen Keidel Mineral-Thermalbads.

In diesem Jahr, sagt er, seien kleinere Investitionen in die Konstanzer Bäder geplant: mit einer Gesamtsumme von 600
000 Euro, darunter in den Kinderspielplatz am Hörnle und in die Technik des Hallenbads am Seerhein. Sind für 2016 Investitionen in die Bäder geplant?Es sind kleinere Investitionen geplant, sie betragen etwa 0,6 Millionen Euro. Beispielsweise soll der Kinderspielplatz am Hörnle umgestaltet werden, er bekommt neue Spielgeräte für etwa 60000 Euro. Hinzu kommen die laufenden Ausgaben für das neue Schwaketenbad. Zudem erfolgen regelmäßig Sanierungsmaßnahmen, hier schlägt die Sanierung der Lüftung des Hallenbades mit 200000 Euro zu Buche.