Starker Rückenwind für das Projekt, das die Planer „Heimat Hafner„ nennen: Der städtebauliche Rahmenplan, der wichtige Punkte wie Mobilität, Freiflächen, Energiekonzepte und Angebote für das Gemeinwesen umfasst, hat eine wichtige Hürde genommen. Der Technische und Umweltausschuss stimmte am Donnerstag ohne ein einziges Nein für die Planung im Detail.
Entscheiden wird dies letztlich der Gemeinderat, doch die Euphorie ist aufseiten der Verantwortlichen spürbar: „Wir haben für dieses vielleicht letzte Projekt der Außenentwicklung in Konstanz ein großartiges Konzept“, sagte Oberbürgermeister Uli Burchardt in einem Pressegespräch: „Am Hafner entsteht ein modernes, gemischtes Quartier mit viel Grün.“
Klimaneutraler und spekulationsfreier Wohnraum soll entstehen
Auch Marion Klose, Leiterin des städtischen Amts für Stadtplanung und Umwelt, ist voll des Lobes für den Entwurf des Planungsbüros KCAP aus Zürich und der Landschaftsarchitekten von Ramboll Studio Dreiseitl aus Überlingen. „Wir wollen am Hafner bezahlbaren Wohnraum realisieren, klimaneutral und möglichst spekulationsfrei“, so Marion Klose.
Vor allem durch den umfassenden Dialog mit den Bürgern sei dies ein Projekt der ganzen Stadt. „Wir spüren unglaublich viel positive Energie“, so Klose. Natürlich äußerten Bürger in Informationsveranstaltungen oder bei Gesprächen mit der Stadt auch Bedenken. Doch Hendrik Porst, Landschaftsplaner von Studio Dreiseitl, sagt: „Es wird honoriert, dass die Politik es sich nicht einfach macht. Der Bürgerbeteiligungsprozess fördert die Akzeptanz des Projekts.“
Offene Fragen & Stimmen
Eine Stadt in der Stadt wird entstehen
Im Rahmenplan ist verankert, dass am Hafner zwischen Wollmatingen und Litzelstetten rund 3300 neue Wohneinheiten auf 60 Hektar Fläche entstehen; 15 Hektar sind für 7000 neue Arbeitsplätze vorgesehen. Ein sogenanntes grünes Band durchzieht das Quartier, es soll Frischluftschneisen und viele Grünflächen geben.

Gemeinschaftseinrichtungen wie eine Stadtteilbibliothek, ein Pflegeheim, ein Quartiers- und ein Jugendzentrum, fünf Kindertagesstätten sowie eine Grundschule, eine weiterführende Schule und ein neues Gebäude für die Waldorfschule liegen am grünen Ring, sodass sie gut erreichbar sind.
Fußgänger und Radfahrer erhalten hier Vorrang
Für den Sport sind eine Dreifach-, eine Einfachhalle sowie zwei Großsportfelder und ein Kleinsportfeld vorgesehen. Es soll gemütlich zugehen im neuen Stadtteil, Fußgänger und Radfahrer erhalten Vorrang.
Innerhalb des Quartiers wird Autofahren kaum möglich sein; dafür werden sieben Mobilitätsstationen eingerichtet, die als Parkhäuser dienen und gleichzeitig das gemeinschaftliche Nutzen von Autos und Fahrrädern ermöglichen sollen sowie den Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr bieten.
Planer mussten im Vergleich zum ersten Entwurf nachbessern
Kees Christiaanse, Gründer von KCAP, erläuterte in einem Pressegespräch den Grundgedanken der Planer: „Wir haben versucht, die Topografie der Landschaft rund um den Hafner zu respektieren.“ So werde unter anderem die Bebauung niedriger, je mehr sie sich dem Hügel nähert, um eine sanfte Verbindung zur Natur herzustellen.

In dieselbe Richtung denken auch die Landschaftsarchitekten: „Die Lage der vorhandenen Bäche ist strukturgebend, das ist heute nicht selbstverständlich“, sagt Hendrik Porst. „Wir verbrauchen ein großes Stück Landschaft, tun das aber so sorgsam und schlau wie möglich.“ Dennoch mussten die Planer nachbessern: Die Geschosse mancher Gebäude wurden im Vergleich zum ersten Entwurf erhöht, an einigen Stellen nachverdichtet. Dies hatte die Jury nach dem Wettbewerb gefordert.
„Mit falscher Planung kann man sensible Landschaften zerstören“
Warum aber interessiert sich ein Mann wie Kees Christiaanse, der unter anderem die Hamburger Hafencity geplant hat, für ein vergleichbar kleines Projekt wie den Hafner? „Weil hier viel mehr Fingerspitzengefühl und stadtplanerische Kompetenz gefragt sind als an Orten wie dem Potsdamer Platz in Berlin. Mit falscher Planung kann man sensible Landschaften zerstören, das ist gefährlich.“

Dies will der Niederländer verhindern. Außerdem hat er persönlichen Bezug zu Konstanz: „Meine Frau ist am Hörnle aufgewachsen“, sagt er und lacht. Auch Hendrik Porst bringt lokale Kompetenz mit ein: Er ist Wollmatinger.
Erschließung des ersten Bauabschnitts ist für 2025 geplant
Wenn auch der Gemeinderat dem Rahmenplan zustimmt, beginnt laut dem Konstanzer Stadtplaner und Projektleiter Lukas Esper die Schwarzbrotarbeit: eine genaue Kostenkalkulation (bislang werden 40 bis 60 Millionen Euro veranschlagt), planerische Feinarbeit, Juristisches.
Die Erschließung des ersten Bauabschnitts ist weiterhin für 2025 geplant. Bislang sei die Stadt auf einem guten Weg, viele Grundstücksbesitzer vom guten Konzept zu überzeugen, sagt Lukas Esper. Derzeit findet die zweite Gesprächsrunde statt.