Der Samstag begann für viele Beteiligte früh morgens. Brötchen, Zwiebeln, Salat oder Kartoffeln schneiden, Kuchen backen, Teller, Schüsseln und Besteck bereit halten. „Wir waren den ganzen Tag beschäftigt“, sagt Andreas Jörger, Vater eines B-Jugendlichen der HSG Konstanz. „Wir alle, Eltern, Spieler und Geschwister, setzen uns voll ein für Jannis. Er ist ein Teil von uns.“
Der 16-Jährige war allgegenwärtig
Jannis Pagels, der im Sommer so schwer verunglückte ehemalige Jugendspieler der HSG Konstanz, konnte zwar nicht anwesend sein, er absolviert die Akut-Reha in Tübingen – doch der 16-Jährige war allgegenwärtig.




Große Betroffenheit – und Hilfsbereitschaft
„Wir sind sehr betroffen über das, was Jannis passiert ist“, so Andreas Kaltenbach. „Es war für uns keine Frage, dass wir helfen wollen, damit wir der Familie ein klein wenig Freude bereiten und sie unterstützen können.“ Jannis Pagels ist ab dem fünften Halswirbel querschnittgelähmt, er liegt in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Tübingen.

Einstige Mitspieler gehen mit Spendendöschen durch die Halle
Und so spielten zwar die Zweitliga-Handballer der HSG Konstanz und verloren unglücklich kurz vor Schluss mit einem Tor Unterschied gegen den TV Emsdetten aus Norddeutschland – doch Jannis Pagels war der (junge) Mann des Abends.
Seine einstigen Mitspieler, vor rund zwei Jahren wechselte er die Sportart und spielte seither beim TV Konstanz Basketball, gingen mit Spendendöschen durch die Zuschauerreihen in der Schänzlehalle oder baten die Gäste am Kuchen- und Waffelstand um eine Spende.

Auf die Familie warten hohe Kosten
Die Einnahmen werden ebenfalls der Familie übergeben, auf die hohe Ausgaben warten, die nicht komplett von Versicherungen übernommen werden: Da Jannis auf den Rollstuhl angewiesen sein wird, muss der Wohnraum angepasst werden, ebenso das Auto; ein Assistenzhund könnte ihm das tägliche Leben erheblich erleichtern. „Wir wissen noch gar nicht, was alles auf uns zukommt“, sagt Vater Matthias Pagels, Jugendtrainer bei der HSG Konstanz.
Gulasch nach Omas Rezept
Gabor Soos, Trainer der B-Jugend, setzte im Laufe der Woche die Spezialität seines Heimatlandes Ungarn auf: Gulasch. „Nach Originalrezept meiner Oma“, sagt er lachend. 14 Kilo Fleisch, vier Kilo Zwiebeln, ein Kilo Paprika, ein Kilo Tomaten, dazu servierte er zwölf Kilo Kartoffeln.
„Ich habe Donnerstagabend mit Schneiden und Vorkochen begonnen“, erzählt er. „Am Freitag habe ich um 12 Uhr Feierabend gemacht, damit alles rechtzeitig fertig ist.“

Bis zu 100 Euro für eine Portion
Jeder bezahlte so viel wie er wollte – das Geld wanderte sofort ins die Spardose auf der Theke. „Unglaublich: Manche Leute haben 50 oder sogar 100 Euro für einen Teller gezahlt“, blickt er zurück. Bereits gegen 19 Uhr waren sämtliche 160 Portionen vergriffen.
Auch gegnerische Teams spenden für Jannis
„Diese Hilfsbereitschaft ist wunderschön“, sagte HSG-Präsident Otto Eblen. „Für uns als Verein ist es selbstverständlich, dass wir der Familie und Jannis helfen.“ Die Gegner der Jugendteams am Nachmittag, Echaz-Erms und Rielasingen-Gottmadingen, sammelten ebenfalls für Jannis und übergaben den Verantwortlichen 800 und 333 Euro. Noch ist nicht bekannt, wie viel Geld insgesamt zusammenkam.

Auch wenn die HSG Konstanz knapp verlor – so richtig wollte sich darüber an diesem Abend niemand ärgern. Es gibt wichtigere Dinge als Handball.