Beim Thema Verkehr in der Innenstadt scheiden sich die Geister. Während sich zahlreiche Bürger jüngst über Chaos und riesige Staus beschweren, spricht das Amt für Stadtplanung und Umwelt von einer geringeren Verkehrbelastung in der Adventszeit und in den Umtauschtagen, also den verkaufsoffenen Tagen zwischen Weihnachten und Dreikönig.

Das war das Konzept

Stadt und Einzelhandel hatten bereits im Spätsommer an einem gemeinsamen Konzept gearbeitet, um einen neuerlichen Verkehrskollaps in der Weihnachtszeit zu verhindern. Immerhin strömen zu dieser Zeit über vier Wochen Gäste aus allen Himmelsrichtungen nach Konstanz auf den Weihnachtsmarkt oder in die Innenstadt zum Einkaufen.

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Den Freitagnachmittag hatte das Amt als einen besonders kritischen Tag geortet. "Hier treffen Berufs- und Adventsverkehr aufeinander", erklärt Stephan Fischer. Also wurden an diesem Tag ab 15 Uhr Verkehrskadetten zu Maxi-Einsätzen einbestellt – ebenso an den langen Samstagen, dann aber bereits ab dem Morgen.

Ging das Konzept auf?

Uli Hilser aus dem Pressebüro der Stadt schreibt auf SÜDKURIER-Nachfrage: "Aus Sicht der konzeptionellen Verkehrsplanung der Stadt hat sich bewährt, dass im Dezember an allen Freitagen und Samstagen sowie vor und nach Weihnachten auch am Donnerstag am Knotenpunkt am Lago Verkehrskadetten eingesetzt wurden."

Eine Einschätzung, die Olaf Süßke bestätigt – seine Boutique liegt in der Bodanstraße, direkt gegenüber dem Lago: "Die Verkehrssituation hat sich durch die Verkehrskadetten schon verbessert", sagte er bereits im Dezember gegenüber dem SÜDKURIER. Durch die zeitweise Sperrung des Rechtsabbiegers von der Bodanstraße in die Hafenstraße oder des Linksabbiegers vom Bahnhofplatz in die Hafenstraße sei gewährleistet, dass der Busverkehr gut passieren konnte.

Teilweise lange Wartezeiten gab es allerdings für Busse beim Einbiegen von der Sigismundstraße in die Bodanstraße, wenn Autos keine Lücken ließen oder die Ausfahrt behinderten.

Wie genau haben die Kadetten den Verkehr gesteuert?

Da die Parkplätze in der Innenstadt freitags ab 15 Uhr und samstags ab 10.30 Uhr komplett ausgelastet waren, hinderten Kadetten die Autos an der Zufahrt zu den Parkhäusern. So blockierten die PKW auch nicht den Altstadtring.

Ab Freitagnachmittag und den kompletten Samstag waren die Kadetten auch an der Grenzbachstraße, am Döbele und am Schnetztor im Einsatz. Die Zufahrt zur Innenstadt wurde gesperrt, wenn Rückstaus vom Lago bis weit in die Bodanstraße gemeldet wurden. "Durch diese Zuflussdosierung wurde der totale Stillstand im Altstadtring vermieden", erklärt Uli Hilser.

An den ersten beiden Adventswochenenden kam es auch zu längeren Rückstaus in der Konzilstraße; diese wurden laut Pressebüro Stadt an den folgenden Einsatztagen durch die Kadetten an der Kreuzung Rheinsteig/Konzilstraße vermieden, die bei Bedarf auch den Zufluss von der Rheinbrücke in die Konzilstraße dosierten.

Wie schlimm war der Stau denn nun?

Staus im Altstadtring dauerten laut offizieller Analyse dank des Einsatzes der Verkehrskadetten selten länger als zwei oder drei Ampelphasen. Auf dem Bahnhofplatz wurden Staus auch durch das hohe Aufkommen an querenden Passanten verursacht, die vom Bahnhof in die Altstadt strömten. Für die Busbetriebe der Stadtwerke waren es laut Stadt relativ ruhige Tage trotz sehr hohem Fahrgastaufkommen.

Wie war die Parkplatz-Situation?

Besonders wichtig war die Öffnung der Festplatz-Fläche auf Klein-Venedig als Parkplatz für Reisebusse, "denn so konnten dort zeitweise über 40 Reisebusse gegen eine Tagesgebühr relativ nah zum Weihnachtsmarkt parken", wie Uli Hilser schreibt.

Der Pkw-Verkehr wurde am Döbele und in der Europastraße durch ein Bauzaun-Banner auf die Auslastung der Stellplätze in der Innenstadt und auf die Parkmöglichkeit am Bodenseeforum hingewiesen. Die an den dynamischen Anzeigern immer wieder mal angezeigten freien Stellplätze wurden laut Stadtverwaltung stets durch die im Altstadtring befindlichen Fahrzeuge gefüllt.

Wie wurde der Verkehr aus der Schweiz umgeleitet?

Die Umleitung des aus der Schweiz kommenden Verkehrs über die Europastraße auf die rechtsrheinische Seite sei die einzige Möglichkeit, den Verkehrskollaps zu verhindern, wie Stephan Fischer betonte. Dies habe sich auch dahingehend bewährt, dass der Parkplatz Bodenseeforum erstmals nahezu voll ausgelastet gewesen sei. Auch die dort noch als frei angezeigten Stellplätze hätten noch belegt werden können, wenn die Schranke zum Parkplatz der Stadtwerke geöffnet gewesen wäre. Dies werde veranlasst.

"Die Rückstaus über den Emmishofer Zoll nach Kreuzlingen hinein und in der Grenzbachstraße Richtung Europastraße lassen sich nicht verhindern, da in der Innenstadt keine zusätzlichen Stellplatzkapazitäten geschaffen werden können. Höchstens dann, wenn mehr Menschen die staufreie Alternative des Schienenverkehrs nutzen", so Uli Hilser.

Wie abgeriegelt war das Paradies?

Problematisch ist laut Stadtverwaltung auf der Europastraße bei zu viel Verkehr die ampelgeregelte Kreuzung an der Gartenstraße. Wenn von der Rheinbrücke kommend zu viele Fahrzeuge nach links in die Gartenstraße abbiegen wollten und gleichzeitig der geradesausfahrende Strom aus Richtung Schweiz zu stark sei, komme es in beiden Richtungen stets zu langen Rückstaus. Dies ließe sich an solchen Spitzentagen nur durch ein vollständiges Zufahrtsverbot in die Gartenstraße verhindern; mit Rücksicht auf die Bewohner im Paradies werde hierauf jedoch verzichtet.