Janina Wagner steht vor einem der Parkautomaten am Stephansplatz. Sie hat zwei Euro abgezählt und wirft sie in den Schlitz. Es rattert und schon spuckt der Automat einen Schein aus. Eine halbe Stunde hat die Studentin jetzt Zeit, alles zu erledigen, was sie sich vorgenommen hat. „Das wird knapp“, sagt sie mit einem Lächeln.

Das verschwindet, als sie von der geplanten Erhöhung der Parkgebühren erfährt. In Zukunft sollen auf dem Stephansplatz drei Euro für die erste halbe Stunde Parken fällig werden, für jede weitere Stunde zwei Euro. „Alles wird teurer, ich finde das so schlimm.“ Dann erzählt die 26-Jährige noch, neulich in der Schweiz für eine Stunde Parken nur einen Franken gezahlt zu haben. „Und dabei heißt es doch, dass in der Schweiz alles viel kostspieliger sei als bei uns“, sagt sie.

Letzte Erhöhung der Parkgebühren vor drei Jahren

Vor drei Jahren hat Konstanz zuletzt an der Parkgebühren-Schraube gedreht. Seither kostet das Parken im öffentlichen Raum in der Innenstadt (Gebührenzone 1, linksrheinisch) zwei Euro für die erste halbe Stunde. Für jede weitere halbe Stunde wird ein zusätzlicher Euro fällig. Für eine Parkdauer von zwei Stunden, die auf den meisten Parkplätzen die Maximalparkdauer darstellt, müssen Autofahrer fünf Euro statt wie zuvor drei zahlen. In Gebührenzone 2 (rechtsrheinisch) kostet jede angefangene halbe Stunde einen Euro.

Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt sollen die Autofahrer erneut zur Kasse gebeten werden. In einer Sitzungsvorlage an die Gemeinderäte erklärt die Stadtverwaltung, warum: „Als wesentlicher Bestandteil der Mobilitätsstrategie und der Klimaschutzstrategie sollen die Gebühren für das Besucherparken im öffentlichen Straßenraum erhöht werden.“

Autofahrerinnen und Autofahrer sollen dazu gebracht werden, ihr Fahrzeug auch mal stehenzulassen, vielleicht auf den Bus umzusteigen, das Fahrrad zu benutzen oder zu Fuß zu gehen. Auch Car-Sharing wird vom Rathaus als Alternative zum Privatauto explizit angeführt. Höhere Parkgebühren, so die Logik der Verwaltung, fördern diesen Wandel, senken die CO2-Emissionen und verbessern die Klimabilanz. Kurz gesagt: Bewusstseins-Schulung über den Griff in den Geldbeutel.

So sehen die Vorschläge aus dem Rathaus konkret aus

  • Altstadt/Paradies (Gebührenzone 1): Anhebung der Parkgebühren auf drei Euro pro Stunde beziehungsweise um 50 Cent pro halbe Stunde. Damit wäre das Parken auf der Straße etwas teurer als im Parkhaus, wo Autofahrer einen Euro in der halben Stunde berappen. Würden diese Sätze Realität, dann spielte Konstanz bei den Parkgebühren in derselben Liga wie Esslingen, Heidelberg oder Tübingen.
  • Döbele/Schänzle: Auf dem Döbele soll das Parken analog zu den linksrheinischen Kurzparkgebühren auf 1,50 Euro pro halbe Stunde angepasst werden. Die Höchstgebühr für den ganzen Tag soll bei 25 Euro stabil bleiben. Aber: Der Parkplatz Schänzlehalle bleibt weiterhin von der linksrheinischen Gebührenregelung ausgenommen.
  • Petershausen (Gebührenzone 2): Hier bleibt alles beim Alten, ein Euro je halbe Stunde, der Tageshöchstsatz liegt bei fünf Euro. Bei der Gebührenerhöhung 2022 wurden die Sätze in Petershausen noch verdoppelt.
  • Standbad Horn: Hier schlägt die Verwaltung vor, diese von 1,50 Euro pro Stunde auf einen Euro pro halbe Stunde zu erhöhen. Damit entsprechen sie dann den rechtsrheinischen Gebühren, auch im Umfeld der Therme; die Tagesgebühr soll am Parkplatz Horn weiterhin neun Euro betragen und entspricht damit der Gebühr bei den anderen Strandbädern.
  • Strandbäder Klausenhorn in Dingelsdorf: Hier soll die Parkgebühr auf 1,50 Euro pro Stunde angehoben werden. Der kostenfreie Eintritt, der hohe Pflegeaufwand der Fläche sowie die notwendige Aufsicht rechtfertigten diesen Schritt, findet die Verwaltung. Die Tagesgebühr soll ebenfalls von sechs auf neun Euro steigen. (In den Strandbädern Litzelstetten und Wallhausen gelten bereits heute die höheren Gebühren.)

Die Stadtverwaltung begründet die Erhöhung der Parkgebühr auch damit, so den Verkehr in der Innenstadt reduzieren zu wollen. So lautete auch schon eines der Argumente bei der Anhebung 2022. Doch zeigt diese Strategie Wirkung? Kamen tatsächlich weniger Besucher mit dem Auto in die Innenstadt? Erfasst das Rathaus, wie viele Autofahrer zum Beispiel durchschnittlich pro Monat auf dem Döbele oder dem Stephansplatz parken?

Die Verwaltung beruft sich in ihrer Antwort auf die Erhebung „Mobilität in Städten“. Danach habe sich der Anteil der Wege der Konstanzer Bevölkerung, die mit dem Auto zurückgelegt werden, von 30,6 Prozent im Jahr 2018 auf 22,5 Prozent im Jahr 2023 verringert. Außerdem werde die Nutzung der städtischen Stellplatzanlagen seit einem Jahr über ein städtisches Dashboard im Rahmen des Programms Smart Green City erfasst. Eine langfristige Auswertung sei geplant.

Höhere Parkgebühren füllen die Stadtkasse

Doch geht es wirklich nur um Umwelt und Klima? In der Sitzungsvorlage werden auch die Mehreinnahmen prognostiziert, die sich die Stadtkasse erhofft. Ausgehend von den letztjährigen Einnahmen aus den Parkgebühren von etwa 2,32 Millionen Euro wären bei den vorgeschlagenen Erhöhungen Mehreinnahmen von etwa 1,16 Millionen Euro zu erzielen.

Das könnte Sie auch interessieren

Gleichzeitig gilt aber laut der Stadtverwaltung auch festzuhalten: Die Parkgebühren für das Kurzparken pro Stunde liegen deutlich unter den Kosten für den Stadtbus. Einzeltickets kosten beim Roten Arnold hin und zurück 6,20 Euro, mit dem Mehrfahrkartenblock fünf Euro. Zumindest auf den ersten Blick ist es somit immer noch günstiger, die Stadt mit dem eigenen Auto anzusteuern, als sich in einen Bus zu setzen.