Leise und ohne Auspuffgase mit dem Roten Arnold unterwegs: Das könnte im Jahr 2019 zumindest auf einem Teil des Konstanzer Stadtbus-Netzes möglich werden. Diesen geplanten großen Einstieg in die Elektromobilität bestätigten Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reiter und Busbetriebs-Chef Ralph Stöhr. Demnach könnte vor allem die Linie 6 zwischen Bahnhof, Industriegebiet und Wollmatingen zur Teststrecke werden, um den bundesweiten Trend hin zu Elektro-Linienbussen auch in Konstanz zu erproben. Wenn der Bund Fördermittel für den Kauf der Busse und den Aufbau von Ladestellen gibt, könnte es 2019 so weit sein.
Zuerst sollen die neuartigen Busse durchs Industriegebiet fahren
Die Linie 6 wurde, wie es in einer nicht-öffentlichen Vorlage an den Busausschuss heißt, aus verschiedenen Gründen ausgewählt. So könnte an der Endhaltestelle in Wollmatingen mit vergleichsweise geringem Aufwand eine Ladesäule gebaut werden, an der während der Pausen frische Energie in die Akkus des Fahrzeugs geleitet wird. Außerdem führt die Linie direkt am Stadtwerke-Betriebshof vorbei, was den Austausch eines Busses bei Betriebsstörungen erleichtern würde. Aber auch auf den Linien 12 und 14 erwägen die Stadtwerke einen Umstieg auf Elektromobilität. Die Linie 14 vom Bahnhof ins Pfeifferhölze hat in der Friedrichstraße eine starke Steigung, wodurch ebenfalls Erkenntnisse gewonnen werden könnte. Weil für die Förderung ein Einsatz von mindestens sechs Bussen nötig ist, könnte auch die ähnlich anspruchsvolle Linie 12 ins Schwaketengebiet mit neuen Fahrzeugen betrieben werden.
Der Bund gibt Förderung – aber ob Konstanz zum Zug kommt, ist ungewiss
Voraussetzung ist laut Norbert Reuter allerdings, dass die Stadtwerke in ein Förderprogramm der Bundesregierung aufgenommen wird. Gegenüber dem vergleichsweise billigen und störungsarmen Diesel-Betrieb könnten die Linien mit der Unterstützung aus Berlin "nahezu wirtschaftlich" betrieben werden, heißt es in dem Papier der Stadtwerke vom April. Reuter sagt, nachdem die Industrie inzwischen weitgehend praxistaugliche Fahrzeuge liefern könne, wäre ein Start im Jahr 2019 denkbar.
200 Kilometer mit einer Akkuladung: Mehr ist im Moment kaum drin
Die Elektrobusse für Konstanz würden nicht wie Busse etwa in Schaffhausen durch eine Oberleitung mit Strom versorgt, sondern mit Akkus. Ein Standard-Bus soll demnach eine Reichweite von rund 200 Kilometern haben. Das reicht für einen vollen Betriebstag nicht aus, also muss zwischendurch nachgeladen werden. Ein Grund dafür ist, dass die Fahrzeuge gänzlich ohne Verbrennungsmotor auskommen sollen, also auch Heizung und Klimatisierung aus dem Akku gespeist werden.