Mit kleinen Lösungen will sich Verkehrsplaner Stephan Fischer nicht zufrieden geben. Für den geplanten Mobilitätspunkt am Schänzle-Nord hat er Großes geplant – und zwar nicht nur zum Thema Verkehr. Doch steht eine Entlastung der Verkehrssituation im Vordergrund. Mindestens 1500 neue Parkplätze sollen Autos aus der Innenstadt lotsen; ein Umschlagplatz unterschiedlicher öffentlicher Verkehrsmittel wie Stadtbus, Wasserbus oder Fahrradverleih verbinden die linke und rechte Rheinhälfte miteinander.

Das dort entstehende Quartier soll gemischt genutzt werden: Geplant sind Flächen für kleinere Dienstleistungs- und Gewerbebetriebe, Freizeit- und Kultureinrichtungen sowie Wohnungen und Raum für Handel. Für den Stadtteil Petershausen wäre das ein großes Stück Entwicklung und Infrastruktur, welche sich an den Ausbau der Reichenaustraße anknüpft. Hierfür wird ein städtebaulicher Konzeptwettbewerb ausgeschrieben. Dieses Vorhaben wird in der nächsten Sitzung des Technischen und Umweltausschusses am Dienstag, 14. Februar, diskutiert.

Bild 1: Neues Quartier am Konstanzer Seerhein soll Altstadt entlasten: 360-Grad-Panorama bleibt auf der Strecke

Parkplätze, Fernbusbahnhof, Einkaufs-Möglichkeiten, Kindergarten und Gewerbe – ziemlich viele einzelne Ideen für gerade einmal drei Hektar Fläche. Die Stadtverwaltung will die letzte zusammenhängende innerstädtische Gewerbefläche optimal nutzen. Damit das funktioniert, soll in die Höhe gebaut werden. Begründet wird das mit den bereits bestehenden Gebäuden in der weiteren Nachbarschaft, wie zum Beispiel dem Hotel 47°, welches sieben Stockwerke hat. Durch den Wettbewerb werde der Entwurf eines Gebäudes erwartet, welches sich "gegen das Brückenbauwerk behaupten könne", wie es in der Sitzungsvorlage heißt. Das Parkhaus und weitere Gebäude dürfen also ruhig höher werden.

Bild 2: Neues Quartier am Konstanzer Seerhein soll Altstadt entlasten: 360-Grad-Panorama bleibt auf der Strecke

Im Fokus steht allerdings klar der Mobilitätspunkt. Als erster Baustein aus dem Wettbewerb soll das Parkhaus mit den Stellplätzen zügig vorangebracht werden. Dies ist vor allem wichtig, wenn die Bebauung am Döbele beginnt und die Parkplätze dort wegfallen. Dies wird laut jetziger Planung 2019 der Fall sein. Dasselbe gilt für den Fernbusbahnhof, der ebenfalls vom Döbele an den Brückenkopf-Nord verlegt werden soll. So müssten Fernbusse nicht mehr den Weg in die Stadt nehmen. Ziel des Mobilitätspunktes ist es klar, die Innenstadt zu entlasten. Sei es durch Einzelhandelsangebote oder durch das öffentliche Parkhaus. Gerade für Besucher, die aus Richtung Singen oder der Schweiz kommen, soll hier das Park and Ride-Angebot ausgebaut und attraktiver gemacht werden. Durch einen eng getakteten Anschluss an das Stadtbusnetz und der Einrichtung eines Wasserbusses am Seerhein soll es an dieser Stelle möglich sein, schnell und ohne lange Wartezeiten in die Innenstadt zu gelangen.

Bild 3: Neues Quartier am Konstanzer Seerhein soll Altstadt entlasten: 360-Grad-Panorama bleibt auf der Strecke

Was bei den ehrgeizigen Plänen am Schänzle-Nord auf der Strecke bleibt, ist das 360-Grad-Panorama, welches laut Sitzungsvorlage keinen Platz haben wird. Da der Planungsprozess schnellstmöglich angestoßen werden soll, sei es nicht möglich, das Bauwerk auch nur temporär zu errichten. Sowohl Parkplätze als auch Fernbus-Abfahrten müssen spätestens zum Baubeginn ans Schänzle-Nord verlegt werden. Um das Parkhaus wirtschaftlich betreiben zu können, müsse auch der Rest zeitnah entwickelt werden. Das Panorama würde die Entwicklung des Geländes blockieren, heißt es in der Vorlage.

Das Gelände am nördlichen Brückenkopf der Europabrücke ist eines der begehrtesten Grundstücke in der Stadt. Im Sommer 2015 wollte die Möbelhaus-Kette XXXLutz aus Österreich für vier Millionen Euro auf dem Gelände eine Filiale errichten. Der Parkplatz sollte gemeinschaftlich für Kunden und abends für Besucher des Bodenseeforums genutzt werden. Zugunsten des Mobilitätspunktes wurde dem Unternehmen eine Absage erteilt. 2013 wollte das Konstanzer Versandunternehmen Gavia an der Stelle bauen. Hat sich dann aber wegen der schwierigen Untergrundverhältnisse gegen den Kauf des Geländes entschieden. Der Boden war mit Schadstoffen belastet und musste komplett getauscht werden.

Auch das Thema Seilbahn soll unabhängig vom Mobilitätspunkt am Schänzle-Nord weiterverfolgt werden. Das Ergebnis einer Bedarfsstudie wird für diesen Sommer erwartet. Ein Anschluss mit der Seilbahn vom Standort in Petershausen wäre nicht nur in die Altstadt, sondern auch an die Universität und bis in den neu entstehenden Stadtteil Hafner, westlich von Wollmatingen, denkbar. Ob eine Realisierung möglich ist, ist derzeit noch offen.

Mobilpunkte

Die Stadt Konstanz hat 15 Mobilitätspunkte unterschiedlicher Kategorien eingeteilt. Zur Kategorie 1, und damit mit dem größten Mobilitätsangebot, gehören der Platz am Schänzle-Nord mit dem Namen "Am Seerhein", der Konstanzer Bahnhof und der Fähranleger Staad. Unter der Kategorie 2 sind Mobilpunkte, die über eine gute Busanbindung, Fahrradgaragen, Fahrradverleih und Carsharing verfügen. Hinzu kommen einige Punkte, die zum Teil zu Spitzenzeiten auch über Park and Ride-Plätze verfügen. Hier sind die Universität, HTWG, Wollmatinger Bahnhof und Döbele gelistet. Zur Kategorie 3 gehören Punkte, die über eine gute Busanbindung verfügen, jedoch keine Parkplätze bieten, wie zum Beispiel die Haltestelle Bürgerbüro.