Niemand soll mehr das Gefühl haben, draußen vor der Stadt zu parken. Für Oberbürgermeister Uli Burchardt ist der Spatenstich für das Parkhaus am Brückenkopf Nord mehr als ein Bauprojekt. Er betrachtet ihn als Auftakt für eine neue Stadtstruktur. Er bekennt: „Wir leben vom historischen Kern. Aber wird sind nicht mehr in der Lage, alle Anforderungen in der kleinen Innenstadt zu erfüllen.“ Das Gelände am Brückenkopf solle bald als das neue Innen wahrgenommen werden.
Momentan wuchert zwischen Brücke und Tennishalle noch das Unkraut. Von einem Zentrum ist nichts zu spüren. Doch das soll anders werden. Neben dem Parkhaus sind Gewerbe und ein Gesundheitshaus geplant, ebenso Wohnungen und eine Kita. Das Großbild vom Konstanzer Konzil (Asisi-Panorama) ist im Bau.
Es stehen schon das Bürogebäude Meichle und Mohr, das Tagungshaus Bodenseeforum und der zentrale Fernbusbahnhof. OB Burchardt geht davon aus, dass sich das Gelände ähnlich wie die Linie am Seerhein ab dem Herosé-Park entwickeln wird, vom No-Go-Areal zum belebten Gelände mit Gastronomie und Badenden. „Das wird eine ganz tolle Ecke“, sagt Rolf Mohr.
Die Stadtwerke und ihre neu gegründete Tochtergesellschaft investieren nahe der Tennishalle, inklusive Grundstückserwerb, rund 18 Millionen Euro für das Parkhaus mit 17 Halbgeschossen und 25 Metern Höhe. Zum Vergleich: Das Asisi-Panorama soll 45 Meter hoch werden. Im Parkhaus sind 745 Stellplätzen für Autos vorgesehen, 18 davon fürs Carsharing.
An rund 100 Stellplätzen soll es Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge geben. Zusätzlich sind 150 Stellplätze für Räder geplant. Das Parkhaus soll Mitte des Jahres 2025 fertig sein. Es gibt die Möglichkeit, es um einen Anbau um 450 Stellplätze zu erweitern.
Der Zusatzbau würde einfach hinter das bestehende Parkhaus gesetzt und die Infrastruktur des vorhandenen Baus genutzt. Die Zufahrt läuft über die Reichenaustraße und einen heutigen Radpfad neben der Tennishalle. Er wird zur Straße ausgebaut.
Stadtwerke erschließen ein neues Geschäftsfeld
Für die Stadtwerke ist der Bau des Parkhauses der Einstieg in ein neues Geschäftsfeld. Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter sagt: „Alle reden von der Mobilitätswende.“ Dennoch ist er überzeugt, dass es richtig ist, ins Geschäft des Parkens einzusteigen. Norbert Reuter geht davon aus, dass in der Zeit, bis das Parkhaus abgeschrieben ist, also in 30 Jahren, noch Autos gebraucht werden.

Es werde nie möglich sein, alle Außenorte mit dem öffentlichen Nahverkehr so gut zu erschließen, dass keine Autos mehr gebraucht werden. Die Stadtwerke wollen auch das Parkhaus Döbele bauen und von den Gewinnen profitieren, die mit den bestehenden Parkhäusern in der Innenstadt gemacht werden. Die Übernahme der Parkhäuser Augustiner und Altstadt ist geplant.
Grundsätzlich aber sollten nicht mehr alle Autos in der Altstadt stehen: „Dort sind die Flächen zu wertvoll.“ Für den Bau des Parkhauses müssen keine bestehenden öffentlichen Parkplätze weichen. Denn dort waren Parkplätze der Stadtwerke und der Stadt. Man habe für Ersatz auf dem ehemaligen Siemensareal gesorgt.
Erschließungsstraße ist Thema im Ausschuss
Für die Entwicklung des Gebiets „Europaquartier“ soll eine Erschließungsstraße gebaut werden. Das war zuletzt Thema im Technischen und Umweltausschuss. Sie soll von der bestehenden Einfahrt von der Reichenaustraße zum Parkhaus, das jetzt gebaut wird, führen. Das Tiefbauamt der Stadt Konstanz will mit dieser Baumaßnahme im zweiten Halbjahr 2024 beginnen und sie im ersten Halbjahr 2025 fertigstellen.
Da noch viele Bautätigkeiten auf dem Areal stattfinden, wird diese Zufahrt zunächst als Baustraße erstellt. Sie führt direkt an der östlichen Grundstückgrenze parallel zur De-Trey-Straße entlang, macht eine Linkskurve und führt dann parallel zum Sportcenter zum künftigen Parkhaus.

In diesem Zug werden auch alle notwendigen Ver- und Entsorgungsleitungen gebaut, wie beispielsweise die für das künftige Quartier notwendigen Stich- und Regenwasserkanäle. Die Erschließungsstraße des Brückenquartiers wird etwa 350 Meter lang. Die Fahrbahn selbst werde 6,5 Meter breit. Hinzu kommen noch ein drei Meter breiter Geh- sowie ein 3,7 Meter breiter Radweg. Zusätzlich ist ein zwei Meter breiter Streifen für Baumquartiere vorgesehen.