Der letzte Betriebstag des Restaurants „Eumel“ in der Hüetlinstraße war auch der letzte Tag im Leben des Inhabers Faruk Yilmazer. Dort, wo er über vier Jahrzehnte seine Gäste begrüßte, starb er. Am Freitag, 22. März, hatte sich der 89-Jährige in seinem türkischen Restaurant gerade auf den Weg von einem Gästetisch zurück in die Küche gemacht, um dort eine Bestellung aufzugeben.

Doch plötzlich tat sein Herz den letzten Schlag. „Er ist im Flur einfach zusammengebrochen und war sofort tot. Vermutlich war es ein Herzinfarkt“, berichtet seine Tochter Canan. Im Mai wäre der beliebte Gastronom, der 1981 das „Eumel“ übernahm, 90 Jahre alt geworden. 60 Jahre seines Lebens verbrachte er in Konstanz und prägte in dieser Zeit nicht nur das Nachtleben und die Gastro-Szene, sondern auch den Sport.

1964 kam Faruk Yilmazer nach Konstanz, um als Elektriker in der Markgrafenstraße anzuheuern. Ihm gefielen die Bars und die Restaurants der Konzilstadt und er wechselte die Branche: Zunächst arbeitete er als Türsteher in der Diskothek „Joy“, dem späteren „Dream“, schließlich als DJ im „Jet-Club“ im Flughafen-Gebäude. Als schließlich das Angebot kam, das „Eumel“ zu übernehmen, zögerte er nicht lange.

Faruk Yilmazer vor dem „Eumel“ in der Hüetlinstraße. In seinen Händen türkische Puppen – eine Anspielung auf den Namen ...
Faruk Yilmazer vor dem „Eumel“ in der Hüetlinstraße. In seinen Händen türkische Puppen – eine Anspielung auf den Namen des Restaurants. | Bild: privat

Er war für alle da „wie ein Bruder, ein Vater, ein Opa“

In Konstanz war er bekannt wie der berühmte bunte Hund. Faruk Yilmazer hatte stets ein offenes Ohr für die Ängste und Nöte seiner Mitmenschen. Wenn jemand ein Problem hatte oder einen Rat benötigte – auf Faruk Yilmazer war immer Verlass. „Er war immer korrekt und hilfsbereit“, erzählt seine Tochter. Dabei war ihm das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen stets eine Herzensangelegenheit.

1980 gründete er unter anderem an der Seite von Rafet Kokal und Ali Kocer den Türkischen Sportvereins Konstanz, womit er vielen Menschen aus der Türkei ein Zuhause fern der Heimat schuf. Die Wichtigkeit und Bedeutung der Integration verlor er dabei nicht aus den Augen.

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„Er war immer ein Vorbild für uns alle und hat dem Verein auch mal finanziell ausgeholfen, wenn wir Probleme hatten“, sagt Aydo Kir, lange Jahre Spieler, Funktionär und aktuell Trainer des Türkischen SV Konstanz. „Faruk war für uns wie ein Bruder, ein Vater, ein Opa.“

Die Liebe zum Ballsport gab er auch an seine Töchter weiter: Sie spielten Fußball beim FC Konstanz. Und auch der dreifache Vater stand noch mit über 60 Jahren ab und an auf dem Platz – für die zweite Mannschaft des Türkischen SV Konstanz. „Er hat seine Gegenspieler immer damit aufgezogen, dass er ja schon so alt wäre“, erinnert sich Aydo Kir und lacht.

Faruk Yilmazer im Jahr 1972. Zu dieser Zeit arbeitete er als Türsteher in der Diskothek „Joy“ am Zähringerplatz, dem ...
Faruk Yilmazer im Jahr 1972. Zu dieser Zeit arbeitete er als Türsteher in der Diskothek „Joy“ am Zähringerplatz, dem späteren „Dream“. | Bild: privat

Stets im Einsatz für den Verein und die Menschen

Als der Verein eine eigene Spielstätte suchte und 1995 schließlich im Oberlohn neben dem SÜDKURIER-Gebäude fündig wurde, war Faruk Yilmazer federführend bei den Verhandlungen mit der Stadt. 2005 ersetzte die Verwaltung den Hartplatz durch einen Kunstrasenplatz, „auch dabei hat Faruk entschieden mitgeholfen“, so Aydo Kir.

Der Besuch im „Eumel“ nach den Spielen war lange Zeit Pflichtprogramm für die Spieler, „vor allem, wenn wir gewonnen haben. Dann haben wir dort ordentlich gefeiert“, erzählt Aydo Kir. Auch die Mitglieder des Vereins trauern um ihren Ehrenpräsidenten Faruk Yilmazer. Auf der Homepage ist zu lesen: „Wir bekunden der Familie und den Angehörigen ein herzliches Beileid. Möge seine Seele in Frieden ruhen.“

Faruk Yilmazer mit seiner Ehefrau Nurten im „Eumel“. Der langjährige Besitzer des beliebten türkischen Restaurants starb am ...
Faruk Yilmazer mit seiner Ehefrau Nurten im „Eumel“. Der langjährige Besitzer des beliebten türkischen Restaurants starb am letzten Betriebstag vor der Schließung. | Bild: privat

Auch das zeigt: Faruk Yilmazer wird in Konstanz fehlen. Seine Frau Nurten starb 2017, seine älteste Tochter Nilgun im Jahr davor. Von diesen Schicksalsschlägen erholte er sich nie gänzlich. Neben Canan hinterlässt er noch eine weitere Tochter, Yesim. „Mit seinem Tod und der Schließung geht in Konstanz eine Ära zu Ende“, sagt Canan Yilmazer.

Die Konstanzer werden sich an Faruk Yilmazer erinnern, als tollen Gastgeber, engagierten Bürger, mit Sinn für die Gemeinschaft – und zuallererst als Mensch mit einem großem Herzen.