Der Plan meiner Freundin und mir für diesen Tag lautet: Das erste Mal wieder ins Freibad seit langer Zeit. Schwimmen. Der Plan der Jugendlichen, die uns gleich im 50-Meter-Becken mittels Arschbombe nass spritzen: Von der Seite reinspringen, im Wasser abhängen. Beides darf man aber nicht, das eine nie, das andere wegen Corona.
Schwimmmeister Stefan Widua sagt den Jungs zum wiederholten Mal, dass sie schwimmen sollen oder rausgehen. Sie hören nicht auf ihn. Die identischen Frisuren und Handtücher, auf denen Sportmarken prangen, braucht es gar nicht, um auf den ersten Blick zu erkennen: die Jungs stecken ganz tief drin in der Pubertät.
Ich gehe ins Wasser. 60 Minuten später liegen meine Freundin und ich tropfend auf unseren Strandtüchern. Schön war es, das erste Mal nach Monaten wieder Bahnen in der Bodensee-Therme zu ziehen.
Da hören wir jemanden im strengen Tonfall rufen
Da hören wir hinter uns jemanden in strengem Tonfall rufen: „So Leute, das war‘s: Abtrocknen, anziehen, abhauen!“ Es ist Schwimmmeister Widua, offenbar ein Freund der gepflegten Alliteration.
Er hat mit den Jugendlichen die Geduld verloren, sie haben ihm, wie er später sagt, zu oft auf der Nase herumgetanzt und die Corona-Regeln nicht befolgt. Zeit für sie, zu gehen. Weil, erklärt der Schwimmmeister, „sonst nimmt uns und die Regeln keiner mehr ernst.“
Ein bisschen wie ein Schäfer und seine unwillige Schafsherde
Wir beobachten, wie er die acht Jugendlichen zum Ausgang geleitet – oder besser: Wie eine Herde Schafe treibt. Sie wollen nicht recht, immer wieder bricht einer von ihnen in die falsche Richtung aus und der Schwimmmeister sammelt sie wieder ein. Knappe zehn Minuten brauchen sie für die 200 Meter zum Ausgang.
„Tja“, sagt meine Freundin, „wir erzählen nach dem Tag im Schwimmbad, dass wir das erste Mal seit acht Monaten wieder geschwommen sind. Und die, dass sie das erste Mal seit acht Monaten wieder aus dem Schwimmbad geworfen wurden. Ist doch auch was.“
