Es war nur eine Bemerkung am Rande einer Sitzung, aber die hatte es in sich. Ende vergangenen Jahres äußerte Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn: Wenn der Fernbusbahnhof Europabrücke eröffnet sei, könnten die Parkplätze vom Stephansplatz auf das Döbele verlagert werden. Von dieser Äußerung waren auch einige Stadträte überrascht. Denn noch sind viele Fragen offen.

Einen umfangreichen Fragenkatalog reichten daher die Freien Wähler im Januar bei der Stadt Konstanz ein. Zwischenzeitlich hat die Verwaltung darauf geantwortet, was die Freien Wähler jetzt veranlasst hat, einen Antrag für die TUA-Sitzung am 9. April zu stellen: Mit Ausnahme für einzelne temporäre Aktionen sollten noch keine Parkplätze abgebaut werden.

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Auch die CDU ist der Meinung, dass noch nicht alles in trockenen Tüchern ist. Sie lädt gemeinsam mit der Jungen Union die Bürger am 11. März zu einem Ortstermin ein, um über die Zukunft des Stephansplatzes zu diskutieren.

Was ist denn jetzt überhaupt Stand der Dinge?

Ende 2021 legte die Stadtverwaltung dem Technischen und Umweltausschuss eine erste Planung zur Umgestaltung des Stephansplatzes vor. Im Juli 2022 beschloss der Gemeinderat, „die Planungsleistungen für eine stufen- und abschnittsweise Vergabe in Abhängigkeit des Ergebnisses der Haushaltsberatungen auszuschreiben“. Das heißt: Ein externes Planungsbüro soll ein detailliertes Konzept zur Umgestaltung des Platzes ausarbeiten, das – je nach Finanzlage – schrittweise umgesetzt werden kann.

Das erste Grobkonzept für die Umgestaltung des Konstanzer Stephansplatzes wurde im Dezember 2021 vorgelegt. Jetzt ist ein externes ...
Das erste Grobkonzept für die Umgestaltung des Konstanzer Stephansplatzes wurde im Dezember 2021 vorgelegt. Jetzt ist ein externes Planungsbüro mit der Detailplanung beauftragt. | Bild: Stadt Konstanz

Die Vergabe für eine Umsetzungsplanung sei erfolgt, und zwar an das Büro Senner aus Überlingen, erklärt Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Allerdings hätte Langensteiner-Schönborn gerne eine gute Nachricht verkündet, doch das war der Satz mit X. Die Stadt Konstanz hat sich um Aufnahme in das Bundesförderprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ beworben; die Antwort steht allerdings noch aus. Daher ist unklar, ob das bislang auf rund fünf Millionen Euro kalkulierte Projekt gefördert wird oder ob die Stadt die Gesamtkosten allein tragen muss. Und jetzt?

Der Baubürgermeister drückt die Daumen, dass Konstanz eine Förderzusage erhält, denn „dann steigt die Rakete; dann wissen wir, ob wir umsetzen“. Dann könnte der Stephansplatz, so sagt er, bis Ende des Jahres 2026 umgestaltet sein. „Der Schub käme genau zur richtigen Zeit“, meint er.

Tabula rasa im Mai

Warten will er nicht, sondern bekräftigt seine Aussage von Dezember 2023. Der Fernbusbahnhof Europabrücke wird am 1. März eröffnet. Dann werden die Busparkplätze vom Döbele auf das rechtsrheinische Gelände verlegt. Im April sollen dann auf der frei gewordenen Fläche Parkplätze markiert werden, erläutert der Baubürgermeister, sodass im Mai die Parkplätze vom Stephansplatz auf das Döbele verlegt werden sollen.

Mit Eröffnung des Fernbusbahnhofs an der Schänzlebrücke werden die Stellplätze für Reisebusse am Döbele hinfällig. Im April sollen hier ...
Mit Eröffnung des Fernbusbahnhofs an der Schänzlebrücke werden die Stellplätze für Reisebusse am Döbele hinfällig. Im April sollen hier Auto-Stellplätze markiert werden, damit im Mai die Parkplätze vom Stephansplatz an diese Stelle (Foto) verlegt werden können. | Bild: Scherrer, Aurelia

Die Parkplätze auf dem Stephansplatz werden nicht ausschließlich von Besuchern genutzt. „Der Stephansplatz steht von 20 bis 9 Uhr für Bewohnerparken zur Verfügung“, bestätigt die Pressestelle der Stadt Konstanz auf SÜDKURIER-Nachfrage. Umso spannender ist: Wo werden die Anwohner, die über einen Bewohnerparkausweis verfügen, künftig ihr Auto abstellen können?

Müssen Städtler auf der anderen Rheinseite parken?

Auf den Fragenkatalog der Freien Wähler gibt die Stadtverwaltung wie folgt Auskunft: „Die am Stephansplatz entfallenden Stellplätze werden dorthin (Anm.d.Red.: Döbele) verlagert, bis das Parkhaus an der Europabrücke fertiggestellt ist.“ Müssen die Bewohner der Altstadt dann ihre Autos im rechtsrheinischen Parkhaus an der Schänzlebrücke abstellen?

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Karl Langensteiner-Schönborn gibt sich zurückhaltend. Rund 700 Parkplätze würden im neuen rechtsrheinischen Parkhaus an der Schänzlebrücke entstehen und im Parkhaus am Döbele seien 500 öffentliche Stellplätze vorgesehen, die auch von Anwohnern genutzt werden könnten, so Langensteiner-Schönborn.

Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn kündigt an, dass die Parkplätze vorraussichtlich bereits im Mai 2024 vom Stephansplatz auf ...
Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn kündigt an, dass die Parkplätze vorraussichtlich bereits im Mai 2024 vom Stephansplatz auf das Döbele verlagert werden. | Bild: Scherrer, Aurelia

Keine Planung, aber ab Mai ein leerer Platz

Ab Mai soll der Stephansplatz also autofrei sein. Die Entwurfsplanung für die Umgestaltung ist allerdings erst in Arbeit und soll Ende des Jahres den Stadträten präsentiert werden, „damit wir den Projektbeschluss zum Doppelhaushalt 2025/26 vorlegen können“, so Langensteiner-Schönborn. Das heißt: Es gibt noch keine konkrete Planung, keine exakte Kostenschätzung und die Finanzierung ist auch noch nicht geklärt.

Die nördliche, bei der Stephanskirche gelegene Hälfte des Stephansplatzes soll „temporär bespielt“ werden. Um welche ...
Die nördliche, bei der Stephanskirche gelegene Hälfte des Stephansplatzes soll „temporär bespielt“ werden. Um welche temporären Maßnahmen es geht, will die Verwaltung dem Technischen und Umweltausschuss voraussichtlich im April darlegen. | Bild: Scherrer, Aurelia

Wird der rund 7200 Quadratmeter große, autofreie Stephansplatz dann zu einem toten, leeren, unbelebten Platz? „Die nördliche Hälfte des Platzes Richtung Kirche wollen wir bespielen mit temporären Spielgeräten, Bänken und Pflanzen, damit man einen Vorgeschmack bekommt“ stellt Karl Langensteiner-Schönborn in Aussicht. Auch ein „temporäres Wasserspiel mit Schläuchen“ kann er sich vorstellen. Die südliche Hälfte solle für Anlieferungen und Handwerker zunächst beibehalten werden.

Wie sieht die Vision aus?

Grundlage ist die Vorentwurfsplanung der Stadtverwaltung. Klar ist, das betont Langensteiner-Schönborn: Der Wochenmarkt bleibt. „Er ist das Herzstück des Platzes.“ Auch dem Weinfest drohe keine Verlegung, im Gegenteil: Die Infrastruktur, gerade was Strom, Entwässerung und Beleuchtung anbelange, solle professionalisiert werden. Vor allem solle der Platz Grün werden, Sitz- und Spielmöglichkeiten und mehr Raum für die Gastronomie bieten.

„Es geht darum, die Stadt zu reparieren, und nicht um in Schönheit zu sterben“, sagt Karl Langensteiner-Schönborn. „Jetzt ist der legitime Zeitpunkt, die Parkplätze ans Döbele zu verlegen. Wir haben Handlungsdruck wegen des Klimawandels. Verschattung, Grün und Kühlung durch Befeuchtung wird ein großes Thema bleiben oder werden“, sagt er und fährt fort: „Wir wollen große Baumpakete auf den Platz bringen.“ Doch bis die Bäume gepflanzt werden, kann es dauern. Im besten Fall – wenn es eine Förderzusage geben sollte – dann würde die Umsetzung in den Jahren 2025 und 2026 erfolgen.

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„Dann werden wir schrittweise über mehrere Jahre umsetzen. Wichtig ist, dass man ein Gesamtkonzept hat“, meint Langensteiner-Schönborn. 500.000 Euro habe die Stadt im Budget für Klimaanpassungsmaßnahmen. „Dann müssten wir auf eine Million erhöhen und dann den Stephansplatz in vier bis fünf Etappen umsetzen“, so der Baubürgermeister. Er weiß: „Nur ein attraktiver Platz, der nicht lange auf Umsetzung harrt, wird angenommen.“