In einem Punkt herrscht schon einmal Einigkeit: Der Stephansplatz kann mehr. Mehr sein als ein Parkplatz und eine eher gesichtslose Fläche mit brüchigem Asphalt. Und der Stephansplatz kann auch mehr dazu beitragen, dass die Konstanzer Altstadt so gut besucht und attraktiv bleibt. Doch da endet dann der Konsens auch schon im weiten Rund des Theaterfoyers beim SÜDKURIER-Stadtgespräch zu einem derzeit besonders heiß diskutierten Thema: Wie geht es weiter mit dem Stephansplatz?

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Da ist Michael Mütig, der es kaum glauben kann, dass der letzte große innerstädtische Platz, auf dem noch etwas wirklich Neues entstehen kann, schon seit über zehn Jahren in der Diskussion ist. „Wir sind ein Land, das sich überplant“, sagt er und schlägt „zivilen Ungehorsam gegen eine überbordende Planung“ vor. Und damit, erklärt er, geht es ihm nicht um eine Besetzungsaktion. Sondern dass sich die Bürger diesen Platz zurückholen und einfach mal anfangen, etwas Besseres aus ihm zu machen.

Den einen geht‘s nicht schnell genug, den anderen zu schnell

Da ist aber auch Peter Schulz. „Ich verstehe die Eile und die Hast nicht“, sagt er zu den Plänen, bereits im Mai die Parkplätze auf dem Stephansplatz zu streichen. Seine Sorge: Am Ende bleibe der Stephansplatz „eine Betonwüste“, weil für einen attraktiven Umbau am Ende ja doch wieder kein Geld da sei. Und wie lange auf dem Döbele die wegfallenden Parkplätze untergebracht werden könnten, das könne doch auch niemand so richtig sagen.

Der Stephansplatz: Eine fast unendliche Geschichte

So sind die Positionen beim Gespräch um die Mittagszeit vor allem in dem Punkt geteilt, ob es beim Stephansplatz zuvorderst darum geht, die Parkplätze wegzubekommen, oder ob sich die Bürger wirklich auf einen attraktiveren Platz mit mehr Schatten und Grün, Sitzgelegenheiten, vielleicht auch Gastronomie – kurz also: Aufenthaltsqualität – freuen können.

Immer wieder fallen die Worte Marktstätte und Augustinerplatz, und es wird deutlich, wie viel Enttäuschung sich aufgestaut hat darüber, dass sich auf den beiden anderen großen Innenstadt-Plätzen wenig bis nichts tut. SPD-Stadtrat Jürgen Ruff spricht sogar von einem „Menetekel“.

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So fordert auch Daniel Hölzle, Stadtrat der Freien Wähler und Vorstandsmitglied der Wirtschaftsvereinigung Treffpunkt, dass es nicht zum „Provisorium“ kommen dürfte, „dafür ist der Stephansplatz zu wichtig“ – und zwar auch mit den Parkplätzen, gerade für Besucher des Quartiers Niederburg. Hannes Oexl, der für die Freien Wähler bei der Gemeinderatswahl antritt, fordert, zuerst müsse es ein „Zielbild“ geben.

Park statt Parkplatz: Das ist eine der politischen Forderungen für den Stephansplatz – hier vorgebracht vom Jungen Forum.
Park statt Parkplatz: Das ist eine der politischen Forderungen für den Stephansplatz – hier vorgebracht vom Jungen Forum. | Bild: Anna Glad Fotografie

Die Planung sei doch schon längst da, entgegnet Peter Müller-Neff leidenschaftlich, Stadtrat der Freien Grünen Liste (FGL). Seit 2008 stehe fest, dass die Autos dort wegkommen sollten. Und Lisa Kreitmeier, die für die FGL bei der Wahl antritt, betont: Es muss nicht immer gleich der große Wurf sein. Ein paar Spiel- und Sportgeräte könnten schon viel bewirken. Der Touristikunternehmer und SPD-Kandidat Ralf Seuffert betont, dass sich Gäste immer dort gerne aufhalten, wo auch viele Einheimische sind. Dass das auf den Stephansplatz im Moment so gar nicht zutrifft, findet er „sehr schade“.

Schöner als jetzt wäre gut – da sind sich alle einig

Da ist dann auch wieder der Konsens, denn einen schönen Stephansplatz können sich in dieser Runde eigentlich alle vorstellen. Wie wichtig die Parkplätze sind, bleibt unterdessen umstritten – und auch die Frage, wo die Autos künftig parken sollen. Auf dem Döbele? Daniel Hölzle sieht eher eine Verlagerung ins Parkhaus Altstadt. Peter Müller-Neff denkt laut darüber nach, „vielleicht erstmal die Hälfte“ der Stellplätze zu streichen.

Damit sind auch die Möglichkeiten aufgezeigt, vor denen die Politik nun steht. Am Dienstag, 30. April, entscheidet der Technische und Umweltausschuss, wie es mit diesem heiß umkämpften Platz weitergeht (ab 16 Uhr, öffentlich, Untere Laube 24, Sitzungssaal im 6. Stock). Die Stadtverwaltung schlägt vor, 60 Stellplätze auf der Nordseite, also in Richtung Stephanskirche, zu streichen und dafür am Döbele neu zu schaffen.

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Im südlichen Teil sollen einige Parkplätze, insbesondere für Lieferdienste, Handwerker und Menschen mit Behinderung bestehen bleiben. Die Freien Wähler dagegen beantragen, auf dem Stephansplatz erst einmal gar nichts zu ändern, „bis das geplante digitale Verkehrsleitsystem seine Funktion aufgenommen hat und die Bauarbeiten am Bahnhofsplatz beendet sind“.

Die Verwaltung sieht es als Umsetzung längst gefasster Beschlüsse

Für die Stadtverwaltung, die beim SÜDKURIER-Stadtgespräch zur Mittagszeit wegen des laufenden Wahlkampfs nicht selbst Position beziehen konnte, geht es beim Stephansplatz um viel: Es sei, so heißt es in einer Pressemitteilung, „eine der wichtigsten Maßnahmen innerhalb der historischen Altstadt zur Anpassung an den Klimawandel“. Ab 2021 seien Bürger, aber auch Handel, Gastronomie und Tourismus beteiligt worden, sodass sich Konstanz jetzt um Bundesmittel für die „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ bewerben konnte. Eine Rückmeldung dazu werde vor den Sommerferien erwartet.