Es klingt nach vorsichtigem Optimismus, wenn Liana Fojer, Pflegedienstleiterin des Hauses Salzberg, auf den nahenden Winter blickt. Trotz der Fallzahlen, die wohl unumgänglich wieder steigen werden. „Wir sind schon beruhigter als letztes Jahr, als wir nichts hatten“, erklärt sie.
Sie spricht vom Impfen. Und von der leisen Hoffnung, dass das nun vieles einfacher macht als im vergangenen Winter. Damals, als das Haus einige Bewohner durch das Coronavirus verlieren musste, war der Impfstoff noch gar nicht verfügbar oder wenn, dann nur sehr knapp.
Immunisierung auffrischen – das ist jetzt möglich
Das ist jetzt anders: Denn während rund 34 Prozent der Deutschen noch nicht die erste Impfdosis erhalten haben, können ältere Menschen und Risikopatienten ihren Impfschutz seit dem 1. September wieder auffrischen lassen. Diese weitere Dosis wird auch „Booster-Impfung“ genannt.
Nach und nach soll diese in den kommenden Wochen erfolgen – je nachdem, bei welchem Pflegeheim die sechsmonatige Frist seit dem vollständigen Impfschutz schon vergangen ist. Laut Andreas Hoffmann, dem Vorsitzenden des Caritasverbandes Konstanz e.V., wird deshalb im Pflegeheim Marienhaus bereits in der kommenden Woche begonnen.
Bei der Erstimpfung sei das Pflegeheim eines der ersten Heime im gesamten Landkreis gewesen, deshalb könne man nun zeitnah mit den Auffrischimpfungen beginnen. Das Pflegeheim Don Bosco hingegen startet damit dann im November oder Dezember.
Wer kann die Booster-Impfung bekommen?
- Wichtig zu wissen: Die Auffrischimpfung erfolgt für alle hier genannten Gruppen in jedem Fall erst dann, wenn die Zweitimpfung (oder im Fall von Johnson & Johnson bzw. bei Genesenen die einmalige Impfung) mindestens sechs Monate zurückliegt. (Quelle: Land Baden-Württemberg)
Die Pflegeheime der Spitalstiftung, also Talgarten, Salzberg und Urisberg, wollen bis dahin bereits durch sein, jeweils an einem Tag. Oberste Prämisse bei allen Pflegeheimen ist dabei aber, dass die Impfentscheidung auf Freiwilligkeit beruht. „Das ist ein sehr wichtiger Punkt“, erklärt Andreas Hoffmann.
Dabei soll auf ein mobiles Impf-Team verzichtet und stattdessen auf Heimärzte zurückgegriffen werden. Das sind niedergelassene Hausärzte, die sich zu Beginn der Pandemie freiwillig dazu bereit erklärt haben, die Pflegeheime zu unterstützen.
Welcher Impfstoff kommt zum Einsatz?
- Wichtig zu wissen: Auffrischimpfungen werden ausschließlich mit den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna durchgeführt. Für die Auffrischimpfung ist eine einzelne Impfdosis ausreichend. (Quelle: Land Baden-Württemberg)
Doch nicht nur dort wird nun mit den Auffrischungen des Impfschutzes begonnen. Auch in normalen Hausarztpraxen wird sich derzeit auf den „Booster“ vorbereitet.
Auch Hausärzte nehmen Auffrischimpfungen vor
Dr. Cornelius Neidhart ist einer davon. Zwischen 20 und 30 Personen erwartet er dafür noch im September – Tendenz steigend. Immer an sprechstundenfreien Nachmittagen würden solche Impfaktionen stattfinden. „Es ist wichtig, die Herdenimmunität zu erreichen. Man muss jetzt schauen, dass man auch die zur Impfung motiviert bekommt, die das bislang nicht wollten“, erklärt er im Hinblick auf den Winter.
Wo ist die Auffrischimpfung überall möglich?
Auf dem Papier klingt das so, als seien die Pflegeheime und die betroffenen Personen gut gewappnet für den Winter. Als hätte man erneute Schreckensszenarien wie im vergangenen Winter im Griff. Doch in den Pflegeheimen will man diese Euphorie noch nicht wirklich befeuern.
Hinsichtlich der hohen Impfquoten von über 90 Prozent in den Heimen der Spitalstiftung und des Caritasverbands könne man zwar teilweise entspannter auf den Herbst und Winter blicken. Trotzdem schwingt die Bedrohung durch das Virus und seine Mutationen wie eine Art Damoklesschwert über den Heimen.
„Wir müssen genauso vorsichtig sein, wie im vergangenen Jahr. Entspannt ist hier gar nichts“, erinnert Andreas Hoffmann. Dabei mahnt er vor allem vor Impfdurchbrüchen oder der fehlenden Bildung von Antikörpern. „Die ganz große Hoffnung, die wir haben, ist, dass wenn es zu einer Infektion kommt, wenigstens der Verlauf nicht so schwer sein wird.“