Im sonnigen Stadtgarten lacht Eddy Olawumi aus vollem Hals. Er sitzt auf der wohl ersten deutschen Humorbank, die im Herbstidyll zwischen Konzertmuschel und Ufer steht. „Ich kann aus allem eine lustige Sache machen“, sagt der 45-Jährige. Die jüngst eröffnete Humorbank hält er deshalb für eine gute Idee.

Das gelb-orange-rote Möbelstück soll für Konstanzerinnen und Konstanzer ein Anreiz sein, mehr zu lachen und mit Fremden ins Gespräch zu kommen. Auf angeschraubten Plaketten sind kleine Hilfestellungen zu lesen. Wer sich auf die Bank setzt, wird dazu angeregt, einen Witz zu erzählen, Lustiges in ein Tagebuch zu schreiben oder zehn Minuten zu kichern.

Solche goldenen Plaketten auf der Humorbank geben den Nutzern Ideen für humorvolle Interaktionen.
Solche goldenen Plaketten auf der Humorbank geben den Nutzern Ideen für humorvolle Interaktionen. | Bild: Kirsten Astor

Eddy Olawumi bräuchte solche Anregungen nicht. Der gebürtige Nigerianer lacht die ganze Zeit, gern auch mit seiner 34-jährigen Frau Sara. Doch obwohl die beiden Schweizer gerne scherzen, teilen sie nicht denselben Humor. Für Eddy ist das eine Frage der Kultur. „Ich finde manche Witze nicht lustig, die andere in gemeinsamen Runden zum Schießen finden“, sagt er. Für seine Partnerin bedeutet Humor, genau diese Unterschiede zu feiern.

Ein Gespräch über kleine Belustigungen und ein heiterer Austausch: Sara Olawumi findet das hervorragend. Während sie auf den farbenfrohen Brettern sitzt, sagt sie: „Danke, dass Sie uns angesprochen haben! Wir alle sind viel zu anonym miteinander.“

SÜDKURIER-Mitarbeiter Julian Schlecht (links) im Gespräch mit Sara Olawumi. Sie freut sich darüber, dass sie ihre Ansichten über Humor ...
SÜDKURIER-Mitarbeiter Julian Schlecht (links) im Gespräch mit Sara Olawumi. Sie freut sich darüber, dass sie ihre Ansichten über Humor teilen darf. | Bild: Kirsten Astor

„Ich kichere höchstens innerlich!“

Als die beiden gegangen sind, nähert sich eine Gruppe. Langsam umrunden fünf Leute die Humorbank, dann entfernen sie sich wieder. Kurze Zeit später kehrt eine der Damen zurück. Sie schaut sich erneut die Plaketten an, zögert, dann setzt sie sich auf die bunten Streifen.

Sucht sie nach Humor? Oder möchte sie jemanden mit einem Witz erfreuen? „Nein“, sagt Susanne Scherrer und lächelt. „Wir sind zu Besuch in Konstanz und machen eine digitale Schatzsuche. Ich habe auf der Bank nach Hinweisen gesucht.“ Gefunden hat sie keine, sich aber trotzdem niedergelassen.

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„Die fröhlichen Farben haben mich angezogen“, sagt die 77-Jährige aus dem Schweizer Aarau (Kanton Aargau). „Sie tun der Seele gut.“ Dass sie auf Deutschlands erster Humorbank gelandet ist, spielt für sie keine Rolle. „Ich mache da nicht mit“, sagt Susanne Scherrer und deutet auf eines der Schilder. „Ich kichere höchstens innerlich.“ Dann schließt sie sich wieder ihren Schatzsuchern an.

Dass Bernd Sommer auf der Humorbank gelandet ist, kann er selbst kaum fassen. Er schaut die Dame neben sich an und sagt: „Wenn du mich nicht hergeführt hättest, würde ich hier niemals sitzen.“ Der 65-Jährige kann mit Humor auf Kommando nichts anfangen.

Während die Konstanzerin Xenia Bleyl die Humorbank im Stadtgarten super findet, kann ihr Begleiter Bernd Sommer damit nichts anfangen. ...
Während die Konstanzerin Xenia Bleyl die Humorbank im Stadtgarten super findet, kann ihr Begleiter Bernd Sommer damit nichts anfangen. Ihr zuliebe hat er sich trotzdem niedergelassen. | Bild: Kirsten Astor

„Ich finde das total doof“, sagt der Professor für Soziale Arbeit, der in Singen wohnt. „Ich brauche auch keine Witze und ich mag es überhaupt nicht, von Fremden angesprochen zu werden. Wenn ich die Leute schroff abweise und ihre Reaktion bemerke: Das finde ich dann witzig.“

Die Frau neben ihm lächelt ihn an. „Ich habe mir die Humorbank bewusst ausgesucht“, sagt Xenia Bleyl, Konstanzer Kunsttherapeutin und pädagogische Mitarbeiterin im Pestalozzi-Kinderhaus. Sie findet die Idee, Menschen zum gemeinsamen Lachen zu animieren, eine gute Sache – auch wenn sie sich eher über Situationskomik amüsiere.

Unweit der Humorbank steht im Stadtgarten ein weiteres besonderes Sitzmöbel: Eine Lesebank der Konstanzer Stadtbibliothek. In der Kiste ...
Unweit der Humorbank steht im Stadtgarten ein weiteres besonderes Sitzmöbel: Eine Lesebank der Konstanzer Stadtbibliothek. In der Kiste sind Bücher zu finden, die für Kurzweil sorgen können. | Bild: Kirsten Astor

„Ich hätte die Schilder allerdings nicht alle an einer einzigen Bank angebracht, sondern sie im Stadtgarten verteilt“, sagt die 46-Jährige. „So ist es geballte Clownerie. Das ist wie mit der Fasnacht. Das ganze Jahr über sind wir ernst, aber an Fasnacht explodiert man.“ Mit plakativem Lustigsein kann auch sie nichts anfangen.

„Humor zieht sich als feine Linie durch das Leben, er ist eine innere Haltung“, findet Xenia Bleyl und fängt an, über Anthroposophie zu philosophieren. Sie holt aus, spricht von Rudolf Steiner und den Kräften des Bösen. Plötzlich fängt Bernd Sommer an zu grinsen. Er amüsiert sich sichtlich darüber, dass seine Nebensitzerin so grundsätzlich wird. Worüber hat er denn zuletzt gelacht? „Über deinen Vortrag zu Rudolf Steiner“, sagt er. Die Humorbank zeigt Wirkung. Also doch.

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