Es ist gewiss nicht die bedeutsamste Personalie des Jahres, gleichwohl birgt sie ein enormes Potenzial fürs Stadtgespräch. Mario Böhler, Präsident der Narrengesellschaft Niederburg und im Brotberuf bislang Leiter des Bereichs Marketing und Kommunikation beim Stadttheater Konstanz, tritt am Montag eine neue Stelle innerhalb der Stadtverwaltung an. Er übernimmt innerhalb des Büros von Oberbürgermeister Uli Burchardt die Aufgabe des Managements.
Der 32-Jährige sitzt damit an einer Schnittstelle von Rathausspitze und Bürgern, die maßgeblich den Wert des politisch wirksamen Faktors der Bürgernähe bestimmt. Konkret geht es beim Büromanagement um die Terminplanung und Terminvorbereitung von Uli Burchardt, außerdem ist Mario Böhler beispielsweise für Bürgeranfragen zuständig. Als gebürtiger Konstanzer und Chef der wirkmächtigen Narrengesellschaft Niederburg kann von einem mentalen Draht des neuen OB-Büromanagers zu großen Teilen der Bevölkerung ausgegangen werden.
Feindliche Übernahme an einer lokalen Schaltstelle der Macht
Eine amüsant-pikante Note hat die Personalie allerdings aus Sicht der Mäschgerle. Sie platzieren mit Mario Böhler keinen Geringeren als ihren wichtigsten Mann als U-Boot im unmittelbaren Herrschaftsbereich von OB Burchardt. Professionalität ist in so einem Fall Ehrensache – was aber nicht heißt, dass die närrischen Kumpane von Mario Böhler nicht ihren Spaß an der feindlichen Übernahme an der lokalen Schaltstelle der Macht haben werden. Und der Rest der Konstanzer darf sich schon mal auf den Niederschlag der Stellenbesetzung an der (hoffentlich wieder stattfindenden) Fasnacht freuen.
Mario Böhler ist sich der gesellschaftlichen Bedeutung seiner Funktion als Präsident der Narrengesellschaft Niederburg bewusst, doch das habe bei seiner Bewerbung keine Rolle gespielt. Die Stelle sei zum Monatswechsel Juli/August intern ausgeschrieben worden, und nach fünf Jahren beim Stadttheater habe ihn der Wechsel interessiert. „Ich habe das Gefühl gehabt, dass es Zeit für etwas Neues ist, und die Aufgabe ist auf jeden Fall spannend“, so sagte er auf SÜDKURIER-Nachfrage. Eine zusätzliche Motivation für die Bewerbung sei die Kenntnis von weiteren Mitarbeiter im OB-Büro gewesen – man versteht sich offenbar.
Dem Rückschluss, dass sein Wechsel ein Indiz für einen großen Kehraus beim Stadttheater unter Leitung der seit einem Jahr im Amt befindlichen Intendantin Karin Becker sein könnte, widerspricht Mario Böhler. „Das war keine Entscheidung gegen das Haus“, sagt er, „ich bin einfach nur zu dem Schluss gekommen, dass ich mit 32 Jahren auch durchaus mal etwas Neues anfangen könnte.“ Und sein ganz generelles Interesse an einer letztlich am Gemeinwohl orientierten Aufgabe werde allein durch sein Mitwirken bei der Narrengesellschaft belegt. Die Nachfolge von Mario Bühler beim Stadttheater ist noch nicht geklärt, nach Angaben der Stadtverwaltung ist die Stelle aber ausgeschrieben.