Gegen 12 Uhr sind die Reihen zwischen den Ständen noch recht luftig. Wenige Menschen sind zu diesem Zeitpunkt auf dem Konstanzer Adventsmarkt unterwegs.

Der Eingangsbereich neben dem Konzil. Wer auf den Markt möchte, muss genesen oder geimpft sein – und dies auch nachweisen können.
Der Eingangsbereich neben dem Konzil. Wer auf den Markt möchte, muss genesen oder geimpft sein – und dies auch nachweisen können. | Bild: Oliver Hanser

Vor dem großen Eingangsbereich neben dem Konzil bildet sich zwar eine Schlange. Doch die Kontrollen der Besucher, die einen Impfnachweis digital oder analog oder einen Genesungsnachweis vorlegen müssen, dauern nun mal ihre Zeit.

Auch der SÜDKURIER-Reporter musste seinen Impfnachweis zeigen.
Auch der SÜDKURIER-Reporter musste seinen Impfnachweis zeigen. | Bild: Oliver Hanser

Jenny Reuter steht am Strand von Felix Steckeler. „Ich versuche, große Menschenmassen zu meiden“, sagt sie. „Und da Felix ein guter Freund ist und ich ihn besuchen wollte, bin ich jetzt hier und nicht am Abend, wenn alles voll ist.“

Felix Steckeler.
Felix Steckeler. | Bild: Oliver Hanser

Felix Steckeler hat seinen Stand, bei dem er unter anderem vom Familienbetrieb Gustav Branner in Konstanz gefertigte Messer verkauft, seit mehr als 20 Jahren auf dem Markt seiner Heimatstadt. „Am Donnerstag, also am Tag der Eröffnung des Weihnachtsmarktes, war erschreckend wenig los“, sagt er. „Vielleicht liegt es daran, dass die Menschen ihr Gehalt noch nicht auf dem Konto haben oder weil erst nächste Woche Advent ist.“ Wegen der steigenden Corona-Zahlen befürchtet er den Abbruch der stimmungsvollen Veranstaltung: „Das wäre echt schlimm.“

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Susanne, Chantal und Sonja (von links) aus der Nähe von Basel.
Susanne, Chantal und Sonja (von links) aus der Nähe von Basel. | Bild: Oliver Hanser

Ein paar Meter weiter steht Susanne aus Basel, die zusammen mit ihren Freundinnen Chantal und Sonja übers Wochenende nach Konstanz gekommen ist. „Wir sind zum ersten Mal hier und lieben es“, sagt sie. „Toll, dass der Weihnachtsmarkt stattfindet. Wir genießen es sehr.“ Auch sie reden vom Konstanzer Weihnachtsmarkt. Dass der seit diesem Jahr eigentlich Adventsmarkt heißt, haben sie nicht mitbekommen. Und das ist ihnen auch herzlich egal.

Urs Benker aus Kreuzlingen (links) und Standbetreiber Michael Breuninger.
Urs Benker aus Kreuzlingen (links) und Standbetreiber Michael Breuninger. | Bild: Oliver Hanser

Michael Breuninger ist ein Standbetreiber der ersten Stunde. Normalerweise verkauft er seine legendären Glühwein- und Jagertee-Kreationen auf der Marktstätte. „Aber hier ist es fantastisch. Vielleicht findet er jetzt ja immer hier statt“, erzählt er. „Die Menschen sind begeistert, unendlich dankbar und super gut drauf. Der Markt ist ein kleines bisschen Normalität.“

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Auch wenn er registriert, dass rund 50 Prozent weniger Gäste da sind als in anderen Jahren, hat er seine gute Laune nicht verloren. „Es geht dieses Mal nicht nur ums Geld verdienen“, versichert er glaubhaft. „Es geht auch darum, den Menschen Ablenkung und ein paar schöne Stunden zu schenken. Das ist mindestens genauso wichtig. Es ist so schön, alte Freunde hier endlich mal wieder zu sehen.“

„Der Markt hat gefehlt“

Urs Benker aus Kreuzlingen ist seit langer Zeit Stammkunde bei Michael Breuninger. „Vergangenes Jahr hat der Weihnachtsmarkt einfach gefehlt“, sagt er. „Lange Zeit hatten wir Angst, dass er erneut abgesagt werden muss.“

Der Sicherheitsdienst auf dem Markt.
Der Sicherheitsdienst auf dem Markt. | Bild: Oliver Hanser

Der Betreiber des Standes befürchtet das Szenario eines Abbruches des Marktes angesichts der nach wie vor steil ansteigenden Infektionszahlen. „Das wäre eine Katastrophe“, so Michael Breuninger, „wir haben unsere Ware für Wochen bereits eingekauft und würden darauf sitzenbleiben.“

Auch die Polizei ist unterwegs.
Auch die Polizei ist unterwegs. | Bild: Oliver Hanser

Polizei und Sicherheitsdienst drehen an diesem Samstag ihre einsamen Runden auf dem Markt – zu beanstanden gibt es kaum etwas. „Die Menschen sind sehr vernünftig und halten sich an die Regeln“, sagen die Mitarbeiter unisono. „Hier und da müssen wir auf die Maskenpflicht erinnern. Aber ansonsten funktioniert das sehr gut.“

Julia Mück und ihr Lebensgefährte Alexander Bernhardt.
Julia Mück und ihr Lebensgefährte Alexander Bernhardt. | Bild: Oliver Hanser

Julia Mück und Alexander Bernhardt betreiben einen Stand mit handgemachten Geduldspielen zusammen mit einem Freund. Auch sie beobachten einen deutlichen Rückgang an Gästen im Vergleich zu 2019, als zum bisher letzten Mal der Weihnachtsmarkt, pardon: Adventsmarkt, stattfinden konnte.

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„Ich habe den Eindruck, als habe sich die Mentalität der Menschen durch Corona verändert“, so Alexander Bernhardt. „Viele Menschen kommen und zeigen Interesse, kaufen aber nichts. Sie sagen dann, dass sie ihr Geld für Bratwurst oder Glühwein benötigen.“

Antje und Thomas Streibert.
Antje und Thomas Streibert. | Bild: Oliver Hanser

Antje und Thomas Streibert stehen am Stand von Thomas Blaser und genießen ihren Glühwein. „Wir sind wirklich begeistert, dass der Weihnachtsmarkt stattfindet“, sagen auch sie. „Und wir finden sogar, dass das Flair hier im Stadtgarten mit dem Platz zwischen den Ständen und den Lichtern viel schöner ist als auf der Marktstätte.“ Sabine und Christian Kraus denken ähnlich. „Das Ambiente hier ist deutlich schöner als auf der Markstätte, wo es doch immer ein einziges Geschiebe war.“