Das Ziel vom Juli war klar: Die Stadt Konstanz wollte die nach offiziellen Kriterien schwer belüftbaren Klassenzimmer der städtischen Schulen zum neuen Schuljahr mit Luftfilterreinigungsgeräten ausstatten. Der Gemeinderat beschloss dies in seiner Sitzung kurz vor den Sommerferien. (SÜDKURIER berichtete)

Amtsleiter Frank Schädler stellte klar, dass es grundsätzlich an Konstanzer Schulen keine Zimmer gebe, die überhaupt nicht belüftbar sind: „Es geht um kleine Fenster oder um solche Räume an Schulen, die aufgrund von Baustellen über Jahre hinweg Belastungen ausgesetzt sind.“

Frank Schädler, Leiter des Amtes für Bildung und Sport Konstanz
Frank Schädler, Leiter des Amtes für Bildung und Sport Konstanz | Bild: Kirsten Astor/SK-Archiv

68 Zimmer wurden nach der Definition des Landes auserkoren – doch auch hier wird es in den kommenden Wochen, womöglich auch Monaten, keine Geräte zur Reinigung der Luft geben. Frank Schädler sagt dazu: „Unmittelbar nach dem Gemeinderatsbeschluss haben wir die Ausschreibung vorbereitet. Notwendige Förderkriterien des Landes liegen uns hierzu erst seit dem 9. beziehungsweise 16. August vor. Das Verfahren sieht verschiedene Prüfinstanzen und Fristen vor. Eine Auftragsvergabe ist frühestens Ende September möglich.“

Da weder Lieferant noch Hersteller bekannt seien, „können wir noch keinerlei Aussagen zu Lieferterminen machen. Wir hoffen auf die Zielmarke Herbstferien – Ende Oktober.“ Der Amtsleiter fügt hinzu: „Wir wissen aber, dass der Markt sich momentan spürbar aufheizt und sich die Lieferfristen verlängern könnten.“

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Laut Pressestelle der Stadt Konstanz gibt es noch keine Informationen zur Beschaffung der Luftfilter. „Grund hierfür ist, dass wir uns noch in einem sehr strengen EU-Vergabeverfahren zur Beschaffung befinden. Dieses Verfahren ist zwingend erforderlich, da wir den Schwellenwert bei der Gesamtinvestition überschreiten werden“, schreibt Rathaussprecher Walter Rügert.

Bürgermeister Andreas Osner hatte bereits in der Gemeinderatssitzung Ende Juli angekündigt, dass Kosten in Höhe von 310.000 Euro entstehen werden. Laut dem Deutschen Ausschreibungsblatt liegt der Schwellenwert für Liefer- und Dienstleistungsaufträge aber bei 214.000 Euro.

„Ich habe die Befürchtung, dass wir zu lange gewartet haben“

Johanna Vogt vom Gesamtelternbeirat ist nicht überrascht, dass es mit der Anschaffung bis zum Schuljahresbeginn nicht geklappt hat: „Ich habe die Befürchtung, dass wir zu lange gewartet haben. Wir als Elternvertreter wollten ursprünglich alle Zimmer damit ausstatten. Dass der Gemeinderat anders entschieden hat, müssen wir akzeptieren. Das ist Demokratie. Nun müssen wir alles tun, damit wir unsere Kinder nicht gefährden.“

Johanna Vogt, Gesamtelternbeirat Konstanz
Johanna Vogt, Gesamtelternbeirat Konstanz | Bild: SK-Archiv

Es sei wichtig, das Lüften und die Maskenpflicht beizubehalten und die Geräte für die schwer belüftbaren Zimmer so schnell wie möglich anzuschaffen. „Jetzt, zu Beginn der vierten Welle, ist das dringend notwendig“, sagt Johanna Vogt. „Wenn der Peak der vierten Wellt voraussichtlich im Dezember, Januar, Februar oder März erreicht ist, wären die Luftfilter zwar auch noch wünschenswert, sie würden dann aber nicht mehr so viel zur Vorbeugung beitragen.“

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Frank Schädler erklärt, warum erst im Juli der Beschluss im Gemeinderat getroffen wurde. „Den Vorwurf, wir hätten zu spät reagiert, möchte ich widersprechen“, sagt er. „Klar hätten wir vor einem halben Jahr bestellen können. Aber es geht Förderung und wir reden von einer Investition von 310.000 Euro. Da wäre es fahrlässig gewesen, auf die Förderung zu verzichten.“

Dass es nun so lange dauert, sei Einspruch- und Kontrollfristen zurückzuführen. „Das sind klare europäische Beschaffungsvorgaben. Wir können den Vorgang gar nicht beschleunigen. Hier geht es um den Wettbewerb, an den wir ins rechtlich zu halten haben.“

Und wie bereiten sich Schulen aufs neue Jahr vor?

Jürgen Kaz vom Humboldt-Gymnasium wird verstärkt auf das Stoßlüften der Klassenzimmer setzen. „Wir sind überglücklich, dass es wieder eine Perspektive gibt und dass wir vermutlich auf Wechsel-Unterricht verzichten dürfen“, sagt er. Schüler werden zweimal pro Woche getestet, die Schule muss jedoch keine Bescheinigung mehr ausstellen.

Jürgen Kaz, Schulleiter des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums
Jürgen Kaz, Schulleiter des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums | Bild: Oliver Hanser/SK-Archiv

„Schüler gelten nun grundsätzlich als getestet. Das ist eine tolle Entscheidung des Landes.“ Dass die Schüler nun wieder vor Ort beschult werden, sei ganz großartig, wie Jürgen Kaz sagt: „Somit wurde die soziale Gesundheit der Kinder a priori behandelt. Das ist toll.“

Elke Großkreutz von der Gemeinschaftsschule geht mit einer gewissen Zuversicht ins neue Schuljahr, sie ist aber auch gespannt, wie sich alles entwickeln wird.

Elke Großkreutz, Schulleiterin der Gemeinschaftsschule Gebhard
Elke Großkreutz, Schulleiterin der Gemeinschaftsschule Gebhard | Bild: Oliver Hanser/Sk-Archiv

„Wir haben mittlerweile ja alle eine gewisse Kompetenz bei dem Thema erlangt. Klar ist, dass Schule wieder einigermaßen gut abläuft und das ist eine gute Botschaft. Ich habe den Eindruck, als sei unser Schulträger sehr verantwortungsbewusst.“