Als erstes Land in Europa wurde Italien zu Beginn des vergangenen Jahres von der Corona-Pandemie getroffen. Abgeriegelte Kommunen, leere Innenstädte und geschlossene Geschäfte waren Alltag. Mittlerweile wurden die Maßnahmen gelockert. Auch in der Konstanzer Partnerstadt Lodi kehrt inzwischen ein bisschen Normalität ein, wie beim Rundgang durch die Stadt und im Gespräch mit Bürgern festzustellen ist.
Die letzten zehn Minuten vor Schichtbeginn verbringt der Italiener Jordy Elizalde gemeinsam mit seinem Bruder auf einer Parkbank und raucht eine Zigarette. Es ist heiß in Lodi, die Innenstadt füllt sich mit Menschen. Um 18 Uhr beginnt seine Schicht in einer Pizzeria an der Piazza della Vittoria im Herzen von Lodi. „Seit die Restaurants wieder geöffnet sind, arbeiten wir viel mehr“, sagt Elizalde.

Seit dem 14. Juni 2021 zählt die Region Lombardei, in der auch die Konstanzer Partnerstadt Lodi liegt, wieder zur sogenannten weißen Zone: Seitdem gelten mehr Freiheiten, Restaurants und Bars dürfen Kunden auch wieder im Innenbereich bedienen und die Ausgangssperre, die zuletzt ab 23 Uhr galt, wurde aufgehoben.
Der Italiener ist froh über die wieder einkehrende Normalität. Denn als das Coronavirus die Lombardei als erste Region Italiens traf, war von Normalität nicht zu sprechen: In der Kommune Codogno, die nur 25 Kilometer von Lodi entfernt ist, wurde Ende Februar 2020 der sogenannte Patient Null, also der erste, nachgewiesene Fall von Covid, in Italien bestätigt. Nur einige Tage später wurden Codogno und weitere neun Kommunen in der Lombardei dann zur ersten roten Zone – der sogenannten „zona rossa“ – erklärt und abgeriegelt.
Die Einwohner durften ihr Haus und ihre Kommune nur noch für die Arbeit, zum Einkaufen oder für Notfälle verlassen. Kurz darauf folgte auch die Schließung der Schulen, Restaurants und Geschäfte. Es dauerte nicht lang, bis die Maßnahmen dann auch Lodi betrafen: Aufgrund der steigenden Fallzahlen wurde am 7. März 2020 die gesamte Lombardei zur roten Zone erklärt.
Lodis Bürgermeisterin Sara Casanova reagierte schnell, als sich das Virus in ihrer Region ausbreitete: Bereits einen Tag, nachdem der Patient Null in Codogno identifiziert wurde, hat sie eine Versammlung mit den 60 Bürgermeistern der Region einberufen. Kurz darauf wurden die Schulen geschlossen „Wir wussten nicht, was es mit diesem Virus auf sich hatte“, sagt Casanova rückblickend.
Von der Regierung der Lombardei und vom chinesischen Distrikt Jinan, mit dem die Kommune schon öfter zusammengearbeitet hat, erhielt Lodi Spenden in Form von Mund-Nasen-Schutzmasken. „Die Polizei ist die Stadt Straße für Straße mit dem Megafon abgefahren und hat den Bewohnern die Masken bis vor die Haustüre gebracht“, sagt Casanova, „so konnten wir Menschenansammlungen vermeiden“. Auch Einkäufe und Medikamente wurden Menschen in Quarantäne nach Hause geliefert.
Aufgrund der vielen Ladenschließungen habe Lodi laut Casanova die nächsten Jahre mit den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu kämpfen. Der 60-jährige Giovanni Merletti hat diese als einer von vielen Händlern zu spüren bekommen. Er führt seit 41 Jahren einen kleinen Obst- und Gemüseladen und seine Kundschaft bestünde weitgehend aus Senioren.
„Mit Corona hatten die Menschen auf einmal Angst rauszugehen und es kamen keine Kunden mehr“, sagt er. Deswegen lieferte er ihnen seine Ware nach Hause. „Ich habe aber das Gefühl, dass sich die Situation langsam erholt“, sagt der Gemüsehändler.
Auch Lodis Bürgermeisterin Sara Casanova nimmt ihre Einwohner mittlerweile im Vergleich zum Beginn der Pandemie als weniger besorgt wahr. Grund dafür sieht sie auch in der fortschreitenden Impfkampagne. Aktuell haben in Lodi fast 75 Prozent der knapp 50.000 Einwohner die erste Impfdosis verabreicht bekommen.
Auch ansonsten gibt es in der Lombardei Grund zum Aufatmen: Am 15. Juni 2021 galt Codogno zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie als Covid-frei. Ab dem 28. Juni 2021 gilt außerdem ganz Italien als weiße Zone. Dann soll auch die Maskenpflicht im Freien entfallen.