Bei der Umsetzung der geplanten Wärmenetze im Kreis Konstanz scheint es voranzugehen. Die Informationsveranstaltung zum geplanten Nahwärmenetzwerk, das Dingelsdorf und Wallhausen versorgen soll und beim Termin im September einen regelrechten Ansturm an Interessenten auslöste, ist nur ein Indiz dafür.

Notwendige Anschlussdichte scheint erreicht zu werden

Bereits im vergangenen Jahr hatten sich die beiden Konstanzer Vororte für das gemeinsame Projekt entschieden, mit dem man daraufhin die Firma Solarcomplex aus Singen beauftragte. Die positiven Rückmeldungen auf die Infoveranstaltung sowie die vielen Interessensbekundungen stimmen Bene Müller, Vorstandsmitglied von Solarcomplex, zuversichtlich. Die notwendige Anschlussdichte von 50 Prozent, die der Firma finanzielle Planungssicherheit garantieren soll, scheint aller Voraussicht nach erreichbar.

„Die notwendige Anschlussdichte wird voraussichtlich erreicht werden“, sagt Bene Müller, Vorstandsmitglied von Solarcomplex.
„Die notwendige Anschlussdichte wird voraussichtlich erreicht werden“, sagt Bene Müller, Vorstandsmitglied von Solarcomplex. | Bild: Solarcomplex

Solarcomplex hat deshalb inzwischen einen Wunschstandort bei der Stadt hinterlegt. „Wir möchten die Heizzentrale in der Nähe des Sportplatzes Klausenhorn in Dingelsdorf bauen“, berichtet Müller dem SÜDKURIER. Er erhofft sich die Zusage der Stadt bis zum Beginn des nächsten Jahres. In einer weiteren Informationsveranstaltung soll dann auch der Wärmepreis bekannt gegeben werden, der den künftigen Nutzern Aufschluss über die zu erwartenden Kosten geben wird.

Bereits 2025 könnten in Dingelsdorf die Arbeiten beginnen. Arbeiten, die – würde es keinen Gestattungsvertrag zwischen der Stadt und Solarcomplex geben – normalerweise den Stadtwerken Konstanz vorbehalten gewesen wären. Doch auch Oberbürgermeister Uli Burchardt begrüßte den Plan, die Firma aus Singen zu beauftragen, und erklärte, dass sich die Stadtwerke auf die Kernstadt konzentrieren müssten.

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Erster Schritt in Richtung Wärmeverbund rund um die Therme

Aber wie weit ist denn nun die Energiewende im Konstanzer Stadtgebiet? Beim geplanten Wärmenetz rund um die Bodenseetherme kann ein erster wichtiger Teilerfolg vermeldet werden. „Gemeinsam mit der Bädergesellschaft Konstanz, den Kliniken Schmieder und dem Kuratorium Wohnen im Alter (KWA) wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet, welche die nächsten Schritte hin zu einem Wärmeverbund auf den Weg bringt“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadtwerke. Alle Einrichtungen sind dort entlang des Seeufers angesiedelt.

Dass mit der Therme, den Kliniken Schmieder und dem KWA-Parkstift Rosenau gleich mehrere Großabnehmer hinter dem Wärmenetz stehen, ist „essenziell für das Vorhaben“, bestätigt auch Christopher Pape, Pressesprecher der Stadtwerke.

Der Wärmeverbund rund um die Therme: In den markierten Bereichen sollen sich Verbraucher in Zukunft an das Wärmenetz anschließen können.
Der Wärmeverbund rund um die Therme: In den markierten Bereichen sollen sich Verbraucher in Zukunft an das Wärmenetz anschließen können. | Bild: Schönlein, Ute

Etwa 90 Prozent des Wärmebedarfs rund um die Therme würden an die drei großen Ankerkunden entfallen, so die Pressemitteilung weiter. Natürlich könnten aber auch private Haushalte in dem Gebiet von einem solchen Wärmenetz mitversorgt werden.

Anfang des nächsten Jahres soll mit einer Machbarkeitsstudie begonnen werden, die sowohl die technische als auch die wirtschaftliche Umsetzung verschiedener Konzepte untersucht. Das heißt: Funktioniert es, und rechnet es sich? Eine solche Studie ist notwendig, um Fördergelder erhalten und das Projekt somit realisieren zu können, erklären die Stadtwerke Konstanz auf ihrer Internetseite.

„Für unser Vorhaben ist die Rückendeckung der drei großen Ankerkunden essenziel“, berichtet Christopher Pape, Sprecher der ...
„Für unser Vorhaben ist die Rückendeckung der drei großen Ankerkunden essenziel“, berichtet Christopher Pape, Sprecher der Stadtwerke. | Bild: Bjørn Jansen

Sollten die Untersuchungen positiv ausfallen, könnte mit der konkreten Planung begonnen werden. Läuft dann alles wie geplant, wäre das Wärmenetz, das Bodenseewasser als Energiequelle vorsieht, in den Jahren von 2028 bis 2030 realisierbar, so die Pressemitteilung.

Altstadt und Paradies sollen Müll-Wärme nutzen

Auch für die geplanten Wärmenetze Altstadt und Paradies läuft bereits eine solche Machbarkeitsstudie. In Zusammenarbeit mit der Stadt Kreuzlingen strebe man hier ein grenzüberschreitendes Wärmeversorgungskonzept an, wie die Stadtwerke bereits im September mitteilten. Öl- und Gasheizungen sollen dabei durch ein thermisches Netz ersetzt werden.

Die Möglichkeit einer Fernwärmeleitung, die die Abwärme der Kehrichtverwertungsanlage Thurgau Weinfelden in die Konzilstadt weiterleitet, wurde bereits geprüft. Auch die Wärme des Seewassers aus dem Konstanzer Trichter soll für das Vorhaben genutzt werden. Die Wirtschaftlichkeit des Projektes sei geprüft, nun gehe es um den schnellen Aufbau der Netzinfrastruktur.

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Fridays for Future Konstanz ruft zur Demonstration auf

Die ersten Schritte in Richtung Energiewende werden also auch in Konstanz gegangen: Schritte, die den Klimaaktivisten von Fridays for Future Konstanz nicht genügen oder nicht schnell genug vollzogen werden. In einer Pressemitteilung kritisiert die Gruppierung die Stadt und die Stadtwerke, weil die sich in ihrer Planung nicht auf konkrete Umsetzungszeiträume festlegen wollten.

Fridays for Future Konstanz veranstaltet deshalb am Freitag, 24. November, eine Demonstration. Dort will sie der eigenen Forderung nach einer Wärmeversorgung aus erneuerbaren Energien Ausdruck verleihen. Startpunkt der Demonstration ist um 15.30 Uhr im Herosé-Park.

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