Seit mehr als zehn Jahren wird die Bundesstraße 33 ausgebaut, auf elf Kilometern Länge. Jetzt, wo etwa die Hälfte geschafft ist, geht das Megaprojekt in die entscheidende Phase: der Ausbau der Bundesstraße in Allensbach und bei Hegne.

Das verantwortliche Regierungsprasidium in Freiburg hat nun ein weiteres Planänderungsverfahren eingeleitet, das fünfte seit der Planfeststellung im Jahr 2007. Das sind die wichtigsten Änderungen auf einen Blick:

1. So wird der Lärmschutz angepasst

Der Lärmschutz entlang der neuen B33 beschäftigt viele Anwohner. Die Befürchtung, der Verkehrslärm könnte durch den vierspurigen Ausbau der Trasse zunehmen, ist nicht unbegründet. Aufgrund der Verbreiterung der Straße und der prognostizierten Zunahme des Autoverkehrs in der Zukunft gehen die Planer der Neubauleitung Singen von einer höheren Lärmbelastung als heute aus.

Das gilt vor allem für Allensbach, wo die Trasse dicht entlang eines Wohngebiets verlaufen wird, bevor sie im neuen Röhrenbergtunnel unter der Erde verschwindet.

An dieser Stelle wird die ausgebaute B33 dicht an Wohnungen verlaufen, zum Schutz vor Lärm soll eine hohe Lärmschutzwand dienen.
An dieser Stelle wird die ausgebaute B33 dicht an Wohnungen verlaufen, zum Schutz vor Lärm soll eine hohe Lärmschutzwand dienen. | Bild: Lukas Ondreka

Bei der Lärmschutzwand soll in diesem Bereich deshalb nachgebessert werden, heißt es von Seiten der Neubauleitung. Die Konstruktion sei angepasst worden, um Lärmschutz und Ästhetik zu verbessern.

Die Planer gehen dennoch davon aus, dass die Lärmgrenzwerte für fünf Wohneinheiten nach dem Ausbau überschritten werden könnten. Es werde derzeit geprüft, ob weitere Maßnahmen wie etwa Lärmschutzfenster nötig seien.

2. Die neue Bundesstraße fällt breiter aus

Die neue B33 wird breiter gebaut als ursprünglich vorgesehen. Als Grund führen die Planer neue Sicherheitsstandards an. Die Straße wird auf der gesamten Strecke zwischen Allensbach und dem Tunnel an der Reichenau Waldsiedlung um eineinhalb Meter verbreitert. Der Mittelstreifen wächst um einen Meter, die rechten Fahrbahnen in beide Richtungen um 25 Zentimeter.

Die neue Bundesstraße wird vierspurig. Jetzt fällt die neue Straße breiter aus als ursprünglich geplant.
Die neue Bundesstraße wird vierspurig. Jetzt fällt die neue Straße breiter aus als ursprünglich geplant. | Bild: Lukas Ondreka

Die Verbreiterung der B33 galt auch für die bereits fertig gebauten Straßenabschnitte westlich von Allensbach. Die Änderung betrifft laut Neubauleitung nicht die geplanten Tunnelneubauten.

3. So soll die Schadstoffbelastung kontrolliert werden

Auch die Schadstoffbelastung ist ein Thema, dass die Anwohner umtreibt. Gerade im Bereich der Tunnelausfahrten fallen durch den Straßenverkehr in erhöhter Konzentration Luftschadstoffe an, die für Menschen giftig sind und unter Umständen gefährlich sein können.

Für den Röhrenbergtunnel in Allensbach ist das Entlüftungskonzept umgeplant worden: Wegen der dichten Bebauung im Bereich des westlichen Portals war ursprünglich vorgesehen, die Abgase aus Fahrtrichtung Singen in die gegenüberliegende Tunnelröhre in Richtung Hegne umzuleiten.

An dieser Stelle wird die neue B33 in den Röhrenbergtunnel führen, am Tunnelportal droht eine Belastung mit Abgasen.
An dieser Stelle wird die neue B33 in den Röhrenbergtunnel führen, am Tunnelportal droht eine Belastung mit Abgasen. | Bild: Lukas Ondreka

Diese sogenannte Lüftungsumkehr kommt nun aber nicht mehr zum Einsatz, erklären die zuständigen Planer. Im Falle eine Feuers bestünde bei einer Umkehrlüftung die Gefahr, dass die Rettungsröhre mit giftigem Rauch vollgepumpt werde. Die Abgase sollen deshalb jeweils in Fahrtrichtung an den Tunnelausfahrten abgleitet werden.

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Die Planer wollen nun eine Überwachung der Schadstoffbelastung im Bereich des westlichen Tunnelportals festschreiben. Sollten die Sensoren nach Öffnung der Strecke eine Überschreitung der Grenzwerte im Wohnumfeld messen, verspricht die Neubauleitung Nachbesserungen.

4. Ein großer Umleitungsneubau ist geplant

Für den Bau des Röhrenbergtunnels soll entgegen der ursprünglichen Planung aus dem Jahr 2007 eine eigne Umleitungsstraße gebaut werden. Zuvor sollte der Verkehr ab Baubeginn 2022 über bestehende Straßen geführt werden. Durch den Bau einer Umleitungsstraße werde die Belastung für die Anwohner reduziert, heißt es bei der Neubauleitung.

Im Bereich Allensbach wird die Umleitungsstraße nördlich der jetzigen B33-Trasse liegen. In unmittelbarer Nähe dazu soll eine Baustraße angrenzen, insgesamt wird das Provisorium laut Planern eine Gesamtbreite von elf Metern haben.

Die Umleitungsstraße wird nördlich der alten B33 gebaut, im Bild unterhalb der Bundesstraße.
Die Umleitungsstraße wird nördlich der alten B33 gebaut, im Bild unterhalb der Bundesstraße. | Bild: Lukas Ondreka

Nach Abschluss der Bautätigkeiten diene der Neubau in Teilen als Kreisstraße zwischen den Ortschaften Allensbach und Hegne, sowie als Weg für Fußgänger und Radfahrer. Im Bereich Hegne etwa sollen laut Planern 70 Prozent des Provisoriums weiter genutzt werden, das diene der Wirtschaftlichkeit.

Bis 2022 ist die Umleitungsstrecke bei Hegne und Allensbach fertig, zur Eröffnung des Waldsiedlungstunnels und zum Baubeginn der zwei weiteren Tunnels.

5. Das ändert sich im Bereich Kaltbrunner Straße

Entgegen der Planung aus dem Jahr 2007 wird die Kaltbrunner Straße nicht verlegt. Ursprünglich war als Ausgleichsmaßnahme für den Umweltschutz vorgesehen, die Kaltbrunner Straße in Teilen zu entfernen.

Die Kaltbrunner Straße wird nach dem Ausbau über der B33 verlaufen, der Verlauf bleibt gleich.
Die Kaltbrunner Straße wird nach dem Ausbau über der B33 verlaufen, der Verlauf bleibt gleich. | Bild: Lukas Ondreka

Die Kreisstraße sollte in diesem Konzept nördlich der B33 nach links in das Industriegebiet schwenken und dann an die Allensbacher Straße in Richtung Kaltbrunn angeschlossen werden. Nach den neuen Plänen bleibt die Kaltbrunner Straße in ihrer jetzigen Lage bestehen.

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Die wichtige Kreisstraße, die jetzt unter der B33 verläuft, wird nach Ausbau über der B33 verlaufen. Denn die Bundesstraße wird in diesem Bereich Stück für Stück auf das Niveau des geplanten Röhrenbergtunnels abgesenkt.

6. So werden die Naturschutzmaßnahmen angepasst

Der Ausbau der B33 ist ökologisch umstritten, die neue Trasse frisst enorm viel Fläche. Die Planungen sehen deshalb Renaturierungsmaßnahmen vor.

Blick auf den Anschluss Allensbach Mitte: Der Ausbau der B33 frisst viel Fläche.
Blick auf den Anschluss Allensbach Mitte: Der Ausbau der B33 frisst viel Fläche. | Bild: Lukas Ondreka

Für die Mehreingriffe in die Natur, etwa der Wegfall der Entsiegelung der Kaltbrunner Straße, gibt es nach Angaben der Planer neue Ausgleichsmaßnahmen. Als größte neue Maßnahme sei eine umfangreiche Sanierung des Muhlhaldenweihers zwischen Allensbach und Dettingen geplant.

Betroffene wie zum Beispiel Anwohner haben bis einschließlich 07. Oktober 2020 Gelegenheit, Einwände gegen die Planungen der Neubauleitung Singen vorzubringen. Das Planänderungsverfahren wird sich voraussichtlich bis in das nächste Jahr ziehen.

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