Jahr für Jahr steht Michael Breuninger mit seinem schwarzen Hut auf dem Weihnachtsmarkt und schenkt Glühwein aus – zuerst als Inhaber des Café Marktstätte, in den vergangenen Jahren mit einem Stand im Stadtgarten. Immer wieder klagte er über hohe Kosten und wenig Umsatz, zum Beispiel im vergangenen Jahr, als der Weihnachtsmarkt wegen eines Sturms zwei Tage geschlossen war, vier Tage lang keine Züge fuhren und es öfters regnete.

Doch in diesem Jahr sind seine Sorgen grundsätzlicher Natur. „Zum ersten Mal seit über zehn Jahren müssen wir den Glühweinpreis um 50 Cent auf 4,50 Euro erhöhen“, so Breuninger. „Die Kosten wachsen uns über den Kopf. Allein die Miete inklusive der vorläufigen Nebenkosten für Strom, Wasser, Abwasser und Versicherungen kosten in diesem Jahr für unseren Stand 16.000 Euro – für 25 Verkaufstage“, sagt der 64-Jährige.

Das sind rund 640 Euro Miete pro Tag, dazu kommen noch die Kosten für die Herstellung des Glühweins. „Das ist wahnsinnig!“, findet der passionierte Glühweinverkäufer und ergänzt: „Im vergangenen Jahr hatte sich die Miete schon um 1800 Euro erhöht, weil mir für den Verkauf der Ofenkartoffeln der Status ‚Küche‘ aberkannt wurde und somit ein Kostennachlass wegfiel.“

(Archivbild) Michael und Sandra Breuninger im Jahr 2022 vor ihrem Stand auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt.
(Archivbild) Michael und Sandra Breuninger im Jahr 2022 vor ihrem Stand auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt. | Bild: Jürgen Rössler | SK-Archiv

In diesem Jahr habe sich die Miete erneut um 1800 Euro erhöht. „Die Marktbetreiber begründeten dies mit gestiegenen Nebenkosten, aber da erhalten wir Verkäufer keinen Einblick.“ Um die Kosten wieder etwas zu senken, verzichtet Michael Breuninger in diesem Jahr auf den Verkauf der Kartoffeln.

„Außerdem ist mir die Umstellung auf Mehrweggeschirr zu kompliziert“, sagt er und blickt zurück: „Als ich im Jahr 1990 angefangen habe, auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt zu verkaufen, hatte ich eine Miete von 1500 D-Mark. Aber natürlich ist das nicht mehr mit heute vergleichbar.“

Das könnte Sie auch interessieren

Weihnachtsmarkt als Medizin

Hat er schon darüber nachgedacht, mit dem Verkauf auf dem Weihnachtsmarkt aufzuhören? „Nein, der Stand ist Medizin für mich“, sagt der 64-Jährige. „Ich war als Cafébesitzer mein ganzes Leben lang in einem Pulk von Leuten, das fehlt mir jetzt schon. Einen eigenen Betrieb möchte ich nicht mehr übernehmen, aber ein Drei-Monats-Projekt wie der Weihnachtsmarkt gefällt mir gut.“

Denn zusätzlich zu einem Monat Verkauf kommen rund vier Wochen Vorbereitung und anschließend einige Zeit für Administratives wie die Abrechnung.

(Archivbild) Der Weihnachtsmarkt wirkte am 2. Dezember 2023 wie ein Winterwunderland. Am Vorabend hatte es kräftig geschneit.
(Archivbild) Der Weihnachtsmarkt wirkte am 2. Dezember 2023 wie ein Winterwunderland. Am Vorabend hatte es kräftig geschneit. | Bild: Robert Hahn Bauer | SK-Archiv

Levin Stracke, Tommy Spörrer und Frank Schuhwerk als Organisatoren des Weihnachtsmarkts bestätigen, dass die Mieten gestiegen sind. „Kosten, die bei uns auflaufen und sich erhöhen, legen wir um. Im Jahr 2024 betrug diese Erhöhung in Summe fünf Prozent“, erklären sie auf Nachfrage.

Zu den Hauptfaktoren zählen laut den Veranstaltern der höhere Mindestlohn und gestiegene Lohnkosten, die allgemeine Inflation und höhere Ausgaben für Dienstleistungen wie Sicherheits- und Reinigungskräfte, dazu kommen höhere Material- und Logistikkosten. „Unter dem Strich resultiert daraus eine moderate Preisanpassung, die notwendig ist, um eine hohe Qualität des Marktes zu gewährleisten“, schreiben die Veranstalter der Weihnachtsmarkt am See GbR.

Das könnte Sie auch interessieren

Die SÜDKURIER-Frage, welche Gebühren für die Weihnachtsmarktverkäufer unterschiedlicher Sparten und Standgrößen konkret anfallen, beantworten sie nicht, nur so viel: „Prinzipiell ist die Miete abhängig von der in Anspruch genommenen Fläche, der Art des verkauften Produkts (Handel anders als Gastronomie und Essen anders als Glühwein) sowie weiteren Faktoren wie Anzahl der Stromanschlüsse, Wasser, Anzahl und Art von Miethütten.“

Manche Händler erhöhen den Glühweinpreis

Ob die gestiegenen Standgebühren auch bei anderen Verkäufern dazu führen, dass der Glühwein teurer wird, kann die Weihnachtsmarkt am See GbR nicht mit Sicherheit sagen. „Die größeren Anbieter halten den Glühweinpreis unseres Wissens bei vier Euro und verzichten in diesem Jahr auf eine Anhebung“, schreiben sie.

Tommy Spörrer kann nur für die Agentur Event Promotions sprechen, deren Geschäftsführer er und Frank Schuhwerk sind. „Event Promotions betreibt die Füxle Bar auf dem Weihnachtsmarkt. Hier bleibt der Glühweinpreis bei vier Euro“, sagt Spörrer.

„Die moderate Preisanpassung ist notwendig, um eine hohe Qualität des Marktes zu gewährleisten“, sagt Tommy Spörrer von der ...
„Die moderate Preisanpassung ist notwendig, um eine hohe Qualität des Marktes zu gewährleisten“, sagt Tommy Spörrer von der Weihnachtsmarkt am See GbR. | Bild: Scherrer, Aurelia

Familie Nicoletti, die seit Jahren auf dem Weihnachtsmarkt vertreten ist, wird ihren Glühweinpreis dagegen ebenfalls auf 4,50 Euro erhöhen. „Wir lagen viele Jahre lang bei vier Euro, aber das geht nicht mehr“, sagt Alfredo Nicoletti.

Die Kosten für viele Zutaten seien gestiegen, darunter Wein, Mozzarella und Gemüse. „Eine einzige Aubergine kostete beim Einkauf neulich 1,49 Euro, das ist erschreckend“, so der Italiener, der auch Speisen auf dem Weihnachtsmarkt anbietet.

(Archivbild) „Wir lagen viele Jahre lang bei vier Euro für den Glühwein, aber das geht nicht mehr, die Warenpreise im Einkauf sind ...
(Archivbild) „Wir lagen viele Jahre lang bei vier Euro für den Glühwein, aber das geht nicht mehr, die Warenpreise im Einkauf sind deutlich gestiegen“, sagt Alfredo Nicoletti vom Eiscafé Nicoletti, der seit 13 Jahren auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt vertreten ist. | Bild: Antonia Wintersig | SK-Archiv

Mehr als 4,50 Euro für einen Glühwein ohne Schuss wolle er aber derzeit nicht von den Kunden verlangen, sagt Alfredo Nicoletti: „Für die wird ja auch alles immer teurer.“ Die Erhöhung seines Glühweinpreises habe nichts mit der gestiegenen Standmiete zu tun, ergänzt er.

Alfredo Nicoletti hat Verständnis für die „minimale Erhöhung“ der Pacht. „Klar habe ich vor 13 Jahren weniger bezahlt, aber am Ende bleibt für uns schon was übrig. Wir haben viel Spaß an der Arbeit, aber nur aus Spaß arbeitet niemand“, ergänzt er und lacht.