Es geht um Geld, es geht um Kommunikation – und es geht ums Prinzip. Will Konstanz eine der bundesweiten Vorreiter-Städte in Sachen Digitalisierung sein? Oder sollen da mal andere ran und Konstanz spart eigenes und verliert fremdes Geld? Warum ist es bisher nicht einmal ansatzweise gelungen, die Menschen in Konstanz für das Programm Smart Green City zu begeistern, das sie als Steuerzahler immerhin finanzieren? All diese Fragen stehen unhörbar im Raum, als mit fast schon trotziger Zuversicht im Bodenseeforum der Auftakt gefeiert wird.
Offen spricht die Sinnfrage niemand aus. Auf Nachfrage aber bestätigt Programmleiterin Christin Wohlrath, dass es jetzt um alles geht. Freie Wähler und CDU im Gemeinderat haben den Antrag gestellt, den städtischen Anteil bei dem Programm auf zwei Millionen Euro etwa zu halbieren. Das, so Wohlrath, würde auch bedeuten, dass der Bundesanteil sich ebenfalls drastisch reduziert – anteilsmäßig könnten der Stadt also fest zugesagte fünf Millionen Euro durch die Lappen gehen.
OB Burchardt wirbt für das Vorhaben und kämpft gegen weitere Kürzungen
Oberbürgermeister Uli Burchardt wirbt, wie schon jüngst im großen SÜDKURIER-Interview, weiter unermüdlich für das Vorhaben. „Keine nachhaltige Stadtentwicklung ohne Digitalisierung“, ruft er den Besuchern des Auftakt-Nachmittags zu, die freilich ja schon überzeugt sind.
Und: „Es braucht eine kritische Größe und es braucht diese Vielfalt.“ Von den 23 Projekten also etliche doch wieder zu streichen, ist aus seiner Sicht keine Option. Und: Die Konstanzer Wirtschaft fuße auf dem Thema Innovation, auch für sie sei Smart Green City wichtig.
Dabei geht es auch um die Wirkung nach innen, in die Verwaltung hinein. Dass diese sich gewissermaßen im laufenden Betrieb aus sich selbst hinaus erneuern kann, daran glaubt Christin Wohlrath nur bedingt. Smart Green City sei ein wichtiger Schritt in der Verwaltungsmodernisierung, sagt sie.
Damit spielt Wohlrath damit auch auf das eigens geschaffene Smart Green City-Büro in der Hussenstraße an, in dem – von manchen anderen Verwaltungskräften kritisch beäugt – Projektbeteiligte moderne Arbeitsformen entwickeln. Auch die Stadt steht ja im Wettbewerb um die jungen Talente.

Auch vor diesem Hintergrund sagt Thomas Traber, der langjährige Personalchef im Rathaus: „Das Geld ist gut angelegt, das hat der Bund bestätigt.“ Damit spielt er darauf an, dass Konstanz von allen Städten, die beim Bundesprogramm Smart City mit ihren Projekten am besten abgeschnitten und die höchste Förderzusage errungen hat. Für ihn gibt es allerdings auch noch einen ganz praktischen Nutzen. Jetzt bekomme Konstanz auch Geld für „Dinge, die wir sowieso schon lange machen wollten.“
Am 5. Dezember zeigt sich: Siegt Skepsis oder Mut zum Risiko?
Ist das also sinnvoll oder kann es weg? Bisher stand der Gemeinderat einmütig hinter dem Programm, das als Herzensangelegenheit des Oberbürgermeisters gilt. Hinter dem Antrag von Freien Wählern und CDU stehen 15 von 41 Stimmen im Rat. Ob diese Unterstützung für Smart Green City ins Kippen bringen können, zeigt sich am Dienstag, 5. Dezember.
An diesem Tag tritt der Haupt-, Finanz- und Klimaausschuss zu einer ganztägigen Sitzung zusammen. Es geht um den Haushalt und die fehlenden 15 Millionen Euro pro Jahr. Steuern und Gebühren hat der Rat schon flächendeckend erhöht. Die Verwaltung hingegen ist, auch weil sie teils vom Rat überstimmt wurde, vom versprochenen Einsparziel sechs Millionen Euro pro Jahr noch weit entfernt.