Volker Martins ist von Beruf Komödiant beim Comedy-Duo Oropax. Aber wenn es um die städtischen Bäder in Konstanz geht, hört für ihn der Spaß eindeutig auf. Als klar war, dass Thermal- und Freibad der Bodenseetherme drei Wochen später öffnen als viele andere Bäder im Ländle, unter anderem wegen Reparaturarbeiten, schrieb er eine böse E-Mail an Bäder-Chef Robert Grammelspacher.
„Ich bin traurig und voller Verdruss“, stand unter anderem in dem Schreiben. Nur durch Fatalismus könne er sich das alles erklären. Als jetzt bekannt wurde, dass das 50-Meter-Becken der Therme auch im kommenden Winter keine Traglufthalle übergestülpt bekommt und die Schwimmer somit nirgendwo in Konstanz auf dieser Distanz trainieren können, legte Volker Martins nach. Denn für den professionellen Komiker ist dies eine erneute „Zumutung“. Er fragte sogar, ob Grammelspacher die Bäder „überhaupt betreiben wolle“.
Schwimmkurse für Kinder haben Vorrang
Unterdessen in einem anderen Schwimmbad in Konstanz: Ursula Klaußner geht im Obergeschoss des Hallenbads am Seerhein durch den Fitnessraum des Schwimmvereins Sparta. Sie ist guter Dinge. Im Juni, sagt sie, habe der Verein nämlich die Zusage von Grammelspacher erhalten, dass sie das Hallenbad für die Schwimmkurse insbesondere für Kinder nutzen können. Normalerweise ist das Becken im Inneren ab Pfingsten dicht. Doch was ist schon normal in diesen Tagen.

„Als Stadt am See, finde ich, sollte es politisch gewollt sein, dass die Kinder schwimmen lernen können.“ Die Anfängerkurse bis hin zum Seepferdchen, die der Verein schließlich an einem Morgen um 6 Uhr im Netz zur Anmeldung freischaltete, waren innerhalb von drei Stunden ausgebucht. „Die Leute haben sich die Wecker gestellt, fast wie noch vor ein paar Monaten beim Versuch, einen Impftermin zu bekommen“, sagt Sparta-Vorsitzende Klaußner und lächelt in sich hinein.
300 Kinder können sich jetzt dank der Flexibilität der Bädergesellschaft und ein bisschen politischer Hilfe, wie Klaußner mit einem Zwinkern sagt, mit dem Wasser vertraut machen. Der Plan ist nun dieser: Sparta darf die Anfänger trainieren, exklusiv im Hallenbad am Seerhein. Bis das neue Schwaketenbad eröffnet ist. Laut derzeitigem Plan soll das im April 2022 der Fall sein.
„Die Wettkampfschwimmer ziehen im Freibad der Bodenseetherme ihre Bahnen“, so Klaußner. Wenn dieses im Oktober schließt, wechseln sie auch ins Rheinstrandbad – und müssen mit der dortigen 25-Meter-Bahn Vorlieb nehmen. „Ideal ist es nicht, aber unter den Umständen das Beste, was wir kriegen konnten“, resümiert Ursula Klaußner.
Warum gibt es keine Traglufthalle in der Therme?
Was bedeutet das für die Freizeitschwimmer wie Volker Martins, wenn Sparta und zusätzlich einige Schulen das Hallenbad am Seerhein nutzen? Noch ist das nicht im Detail klar, Fakt ist bisher: Das Bad wird nur eingeschränkt für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Robert Grammelspacher sagte auf SÜDKURIER-Anfrage, dass es wohl zwischen 15 und 23 Stunden in der Woche sein werden.
Der Hauptgrund dafür, dass die Traglufthalle nicht öffnet, ist übrigens ein finanzieller: Durch die langen Schließzeiten hat die Bädergesellschaft viel Verlust gemacht, wie hoch der ist, das werde derzeit noch errechnet. Die Traglufthalle ist teuer. Und die Frage, die auch Ursula Klaußner stellt ist: „Wird sie überhaupt so gut angenommen?“ Wo sind denn die ganzen Freizeitschwimmer? Wenn sie ihre Bahnen im Freibad der Bodensee-Therme ziehe, sei zumindest im 50-Meter-Becken wenig los. Und dies ist auch die Erfahrung im Winter in der Traglufthalle.
Natürlich sei es schade, dass in diesen Zeiten der Pandemie wenig Wettkampftraining möglich war. „Die Wettkampfsaison haben wir abgehakt.“ Wenn überhaupt eine käme. „Wir fangen jetzt ganz von vorne an“, sagt sie. Richtig schade sei es natürlich für die Hochleistungsschwimmer, die jetzt 16 oder 17 Jahre alt und vor Corona voll im Training gewesen seien. „Wenn sie dann noch Abitur im nächsten Jahr haben, werden sie nicht mehr richtig reinkommen.“
Hobbysportler müssen sich weiterhin gedulden
Die Bäder standen nicht unbedingt im Fokus der wechselnden Corona-Verordnungen, Öffnungsperspektiven gab es lange nicht. Bei Schwimmer Volker Martins zieht der Hinweis auf die nicht gerade gute finanzielle Lage der Bäder in Konstanz nicht. Er schreibt an Robert Grammelspacher: „Dennoch muss ich Ihnen leider sagen, dass ich über Ihre Argumentation enttäuscht bin. Sie führen wirtschaftliche Einbußen ins Feld, weil sie eventuell nur Geimpfte, Getestete und Genesene schwimmen lassen dürfen?“ Dies seien doch jetzt schon viele Menschen und würden stets mehr.
Und weiter: „Sie führen die anstehende Öffnung des Schwaketenbades ins Feld. Wollen wir wetten, dass Sie nicht im April öffnen werden?“ Mutlos und kurzsichtig nennt er die Entscheidungen zur Traglufthalle. Dazu Grammelspacher: „Mit dem neuen Angebot der Traglufthalle und der Wiedereinführung des öffentlichen Schwimmens im Hallenbad am Seerhein haben wir nach dem Brand des Schwaketenbades alternative Kapazitäten geschaffen. Um es nochmals deutlich zu sagen, Kapazitäten, die es vorher nicht gab.“