Zum ersten Mal seit Jahrzehnten haben die Stadtwerke Konstanz beim Fährbetrieb ein Minus eingefahren, und auch die Weiße Flotte hat 2024 mit einem Minus abgeschlossen. Das sind alarmierende Zahlen, weil dem städtischen Unternehmen damit wichtige und sicher geglaubte Einnahmen weggebrochen sind. Auch in der Politik ist die Unruhe groß, bevor die Stadtwerke am Donnerstag, 24. Juli, ihren Jahresabschluss dem Gemeinderat vorlegen. Doch es gibt auch Grund zur Hoffnung.

War der Fährbetrieb nicht mal eine sichere Einnahmequelle?

Tatsächlich war die Fähre Konstanz-Meersburg über Jahrzehnte für die Stadtwerke Konstanz ein ausgesprochen lukratives Geschäft. In guten Jahren war der Gewinn so hoch, dass damit das Defizit des Busbetriebs ausgeglichen werden konnte – drei Millionen Euro und mehr kamen über die „Schwimmende Brücke“ jährlich in die Kasse.

„Der Fährbetrieb war früher unsere Paradedisziplin“, sagt dazu etwa Stadtrat Jürgen Faden (Freie Wähler). Doch 2024 fuhr die Fähre erstmals in die roten Zahlen: 440.000 Euro betrug das Defizit laut dem Jahresabschluss der Stadtwerke.

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Was ist bei der Weißen Flotte los?

Bei der Bodensee-Schifffahrt ist das Bild ebenfalls wenig erfreulich. Im Jahr 2024 fehlt dort eine Million Umsatz. Es wurden 300.000 Fahrgäste weniger gezählt als geplant, das Resultat ist ein Minus von 140.000 Euro. Auch das war nicht geplant, so Oberbürgermeister Uli Burchardt, der zugleich auch Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke ist.

Die Bodensee-Schiffsbetriebe seien „eine Tochter, von der wir schwarze Zahlen erwarten sollten und dürfen“, sagt er: Ein Angebot vornehmlich für Besucher soll nach seiner Überzeugung nicht mit Konstanzer Steuergeld subventioniert werden.

Auch vom Wetter abhängig: An einem schönen Frühlings- oder Sommertag sind die Schiffe der Bodensee-Schiffsbetriebe gut ausgelastet. 2024 ...
Auch vom Wetter abhängig: An einem schönen Frühlings- oder Sommertag sind die Schiffe der Bodensee-Schiffsbetriebe gut ausgelastet. 2024 gab es davon aber nicht so viele wie erwartet. | Bild: Stadtwerke Konstanz | SK-Archiv

Warum fahren weniger Menschen Schiff und Fähre?

Bei den Bodensee-Schiffsbetrieben lag es 2024 laut Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter am nassen Frühsommer, an der nationalen Berichterstattung über eine angeblich unerträgliche Mückenplage am Bodensee sowie am verregneten Herbst. Hinzu kommt aber auch, dass Touristen lieber ihre Gästekarten nutzen oder mit dem Deutschlandticket unterwegs sind, statt zusätzlich noch Fahrscheine für das Ausflugsschiff zu lösen.

Bei der Fähre wirkt sich das Deutschlandticket ebenfalls aus: Fahrgäste steigen lieber kurz vor der Fähre in einen der Städte-Schnellbusse der Routen Friedrichshafen-Konstanz oder Ravensburg-Konstanz ein und müssen so für die Überfahrt als Fußpassagiere nicht nochmals extra zahlen.

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Auch der weiter anhaltende Trend zum Home-Office, der Umstieg vom Auto aufs E-Bike und der fortschreitende Ausbau der Straßen am See wirken sich laut Reuter aus. Schließlich registriert er eine allgemeine Zurückhaltung beim Konsum.

Müssen die Kunden nun mit höheren Preisen und schlechterem Angebot rechnen?

Bereits hinter verschlossenen Türen diskutiert wurde die Frage, den 24-Stunden-Betrieb der Fähre zu kippen und nachts nicht mehr zu fahren – mit dem Ergebnis, dass das im Moment nicht angestrebt wird. Preiserhöhungen hat Stadtwerke-Chef Norbert Reuter dagegen schon angekündigt. Die höchste Rabattstufe für Inhaber der Kundenkarte „S‘ Kärtle“ läuft bereits in diesem Jahr aus, was die Einnahmen spätestens ab 2026 verbessern dürfte.

Und die Fähre will bald auch Fahrkarten über das Internet verkaufen, dabei seien auch „Änderungen in der Tarifstruktur“ geplant; Details nannte Reuter dazu bei einer ersten Vorstellung des Jahresabschlusses noch nicht. Bei der Schifffahrt werde man genau nach den Kosten schauen und versuchen, die Flotte noch rationeller einzusetzen.

In der Diskussion: Die Kundenkarte „s‘Kärtle“ für Fähre und Konstanzer Bäder bietet seit diesem Jahr deutlich geringere Rabatte. Wer ...
In der Diskussion: Die Kundenkarte „s‘Kärtle“ für Fähre und Konstanzer Bäder bietet seit diesem Jahr deutlich geringere Rabatte. Wer noch rechtzeitig mit 500 Euro aufgeladen hat, bekommt nur noch bis Silvester den höchsten Nachlass – 2026 wird es dann definitiv teurer. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Was gibt angesichts der schlechten Zahlen Hoffnung?

Das Jahr 2025 hat sich deutlich besser angelassen, so der Stadtwerke-Chef. Die Fahrgastzahlen hätten sich im ersten Halbjahr erholt, auch bei den Ausflugsschiffen läuft es demnach wieder besser. Hinzu kommt, dass die Fähre umso wirtschaftlicher arbeitet, je häufiger sie ihre größten Schiffe, „Tabor“, „Lodi“ und „Richmond“ einsetzen kann. Die „Lodi“ hat 2024 zwar eine unerwartet teure Revision gebraucht, steht jetzt aber wieder voll zur Verfügung. Und: Der Bodensee boomt als Touristenziel weiterhin.

Die Verbraucher sind kostenbewusster geworden, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter -und das merke man auch bei der Fähre und ...
Die Verbraucher sind kostenbewusster geworden, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter -und das merke man auch bei der Fähre und der Schifffahrt. Doch für 2025 seien die Zahlen wieder deutlich besser als im Vorjahr. Zumal das Unternehmen massiv in den Zukunftsmarkt Glasfaser-Anschlüsse investiert. | Bild: Simon Wöhrle

Wie sieht es mit den anderen Baustellen der Stadtwerke aus?

Auch 2024 haben die Stadtwerke keinen Überschuss erzielt – im Gegenteil. Nach Steuern liegt das Ergebnis bei minus 3,5 Millionen Euro. Dabei gibt es Licht und Schatten. So liegt das Defizit bei den Bädern jetzt bei 8,5 Millionen Euro. Auch das Fahrrad-Mietsystem schreibt weiter rote Zahlen, 200.000 Euro beträgt das Defizit. Bei der Trinkwasserversorgung macht die Quagga-Muschel weiterhin Sorgen.

Bei Strom und Gas sieht es dagegen wieder besser aus, weil die Kunden den Stadtwerken treu bleiben, die Preise laut Geschäftsführer wettbewerbsfähig sind und die Beschaffungskosten nicht mehr so hoch wie in Zeiten der Energiekrise sind. Große Hoffnungen ruhen auf dem Geschäft mit Breitband-Glasfaseranschlüssen für die Telekommunikation, hier sieht auch OB Uli Burchardt ein großes und dauerhaftes Potenzial.

Er sagt: 8,5 Millionen Euro Defizit bei den Bädern „können wir uns nicht leisten“, und 200.000 Euro Zuschuss für das Fahrrad-Mietsystem ...
Er sagt: 8,5 Millionen Euro Defizit bei den Bädern „können wir uns nicht leisten“, und 200.000 Euro Zuschuss für das Fahrrad-Mietsystem sind auch zu viel: Uli Burchardt, Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Konstanz, hofft auf bessere Zahlen im Jahr 2025. | Bild: Hanser, Oliver

Auch beim Bus erholen die Fahrgastzahlen nach Corona wieder, 13,65 Millionen Fahrgäste wurden 2024 transportiert. Wenn ab Oktober wieder alle Linien zum Bahnhof fahren, dürfte auch dieses den Roten Arnold nochmals attraktiver machen.