Architektur im öffentlichen Raum grenzt an Kunst: Was gefällt liegt zumeist im Auge des Betrachters. Beispiel dafür ist der erste Entwurf für das geplante Fahrradparkhaus am Konstanzer Bahnhof. Der Gebäudekomplex vermittelt dabei unter anderem durch die von außen sichtbare Rampe für die im Obergeschoss untergebrachten Stellplätze sowie durch die Gestaltung der Fassade einen lebendigen Eindruck – prompt gewinnt der Bau eine Eigenständigkeit, die auf den Betrachter gewinnend wirkt.

Kritik an „überhöhter Individualität“

Aber ist das wirklich wünschenswert? Der Beirat für Architektur und Gestaltung der Stadt Konstanz kam in einer ersten Beurteilung zu dem Ergebnis, dass eben diese „überhöhte Individualität“ sich störend auf das bauliche Ensemble am Bahnhof auswirkt. Im Zentrum sollte demnach so wie bisher das Empfangsgebäude mit seiner markanten Turmuhr stehen, dem sich die Bauten in Richtung Lago beziehungsweise Marktstätte unterzuordnen haben.

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Offensichtlich überzeugte der Vorschlag die Deutsche Bahn als Bauherrin. Die überarbeitete Fassung des Fahrradparkhauses sieht einen vergleichsweise schlichten Bau mit Lamellen-Fassade vor, bei dem der optische Blickfang der Rampe ins Innere verlagert wird. Das nimmt dem Gebäude seine Dynamik, tut dem Ensemble des Bahnhofsplatzes nach Ansicht des Beirats aber gut. Zur einheitlichen Sprache trägt demnach ferner die Rundung des Parkhauses auf Höhe der Marktstätte bei.

Besinnung auf Ziele des Gebäudes

Bestätigt fühlen dürfen sich Bauherrin und die mit den Entwürfen beauftragten Architekten außerdem in ihrer Besinnung auf den Zweck des Gebäudes. Statt nach alter deutscher Vorratswirtschaft eine ausbaufähige Architektur zu ersinnen, die spätere Umnutzungen oder Erweiterungen ermöglicht, tendiert man nun zu klaren Bezügen zwischen Zweck und Bauart. Der Bau diene dem Ziel der Klimaneutralität, was seine Entsprechung in der Verwendung und dem Aufwand von Materialien finden soll.

In der weiteren Ausarbeitung des Fahrradparkhaus wird jetzt von einer offenen Holzkonstruktion ausgegangen, und die Idee der Nutzung des Dachs als gastronomisch nutzbarer Besucherterrasse dürfte vom Tisch sein. Das Gebäude als Beitrag zur Mobilitätswende verfolge ökologische und klimapolitische Ziele, was sich in der Architektur „maximal“ widerspiegeln sollte. Dazu passt nach Ansicht des Beirats beispielsweise ein Gründach.

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Die Diskussion ist damit aber noch längst nicht abgeschlossen. So gibt es noch keine konkreten Vorstellungen zum etwaigen Betreiber des Parkhauses und der im Erdgeschoss angedachten Gastronomie. Ferner wird einige Zeit wegen des bahninternen Bewilligungsverfahrens sowie der Beantragung und Bewilligung von Fördermitteln ins Land gehen. Mit einem Baubeginn ist deshalb kaum vor 2027 zu rechnen.