Die Deindustrialisierung bleibt nicht ohne Folgen. Tourismus, Handel und Gastronomie haben in den vergangenen Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen und sind längst ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor der Stadt Konstanz sowie deren Teilorte geworden. Manche Bürgerinnen und Bürger haben allerdings den Eindruck, Hotels schössen wie Pilze aus dem Boden. Stimmt das wirklich?
Der Tourismus in Konstanz setzte einst mit dem Bau der Eisenbahn anno 1863 ein – zwar langsam, dafür aber stetig. Im 19. Jahrhundert hatten sich Hotels nahe dem Hauptbahnhof angesiedelt, um den Besuchern der Stadt am Bodensee kurze Wege zu ermöglichen. So viel zur linksrheinischen Entwicklung der Hotellandschaft.
In den vergangenen Jahren gab es hingegen auf rechtsrheinischem Gebiet eine erstaunliche Entwicklung: An der Hauptverkehrsachse vom sogenannten Industriegebiet bis zur alten Rheinbrücke wurden neue Hotels gebaut, darunter Ibis und Harbr in der Spanierstraße, Hotel 47 Grad, B&B Ibis Styles, Hampton by Hilton und zuletzt The Niu Flower entlang der Reichenaustraße.
Gibt es jetzt zu viele Hotels?
Erstaunlicherweise hat sich, wenn man die offizielle Beherbergungsstatistik von Konstanz betrachtet, die Anzahl der Hotels nicht wesentlich verändert, die Bettenkapazitäten hingegen schon. Im Jahr 2014 gab es 40 Hotels in Konstanz mit 2466 Schlafgelegenheiten. Im Jahr 2023 stieg die Zahl der Hotels lediglich um zwei Häuser mehr. Doch diese 42 Hotels bieten zusammengezählt 4032 Schlafgelegenheiten, also ein Plus an 1566 Betten innerhalb eines Jahrzehnts. Oder auch: eine Zunahme von 63,5 Prozent.
Diese Zahlen machen einen weiteren Umstand deutlich: Kleine Hotels verschwinden zunehmend vom Markt. Ines Kleiner, Geschäftsführerin der Dehoga-Geschäftsstelle Konstanz nennt auf SÜDKURIER-Anfrage für Schließungen in den letzten Jahren das ABC-Hotel, den Buchner Hof und den Petershof als Beispiele. Dafür erobern große Unternehmen den Tourismusstandort. So hat im Jahr 2023 The Niu Flower mit etwa 190 Zimmern eröffnet. Damit hat sich die Bettenkapazität noch einmal deutlich erhöht.
Doch nicht nur die Bettenkapazitäten haben sich erhöht, auch die Übernachtungszahlen sind jedes Jahr gestiegen. Im Jahr 2023 wurden in Konstanz – weitere Anbieter sowie Campingplätze inbegriffen – 1.109.580 Übernachtungen (im Jahr 2014: 712.055 Übernachtungen) zu verzeichnet. Allein auf die 42 Hotels entfielen 803.034 Übernachtungen (im Jahr 2014 bei 40 Hotels: 499.290 Übernachtungen). Nachfrage und Angebot scheinen offenkundig stetig und parallel zu steigen.
Tourismusmagnet Asisi-Panorama soll 2025 eröffnen
Die Nachfrage wird aller Voraussicht nach im Jahr 2025 noch weiter steigen. Dann soll das Asisi-Panorama – der runde Turm wird voraussichtlich das dritthöchste Gebäude in Konstanz werden – fertig sein. Von jährlich 200.000 Besuchern ist die Rede.
Eric Thiel, Geschäftsführer der Marketing und Tourismus Konstanz GmbH, sieht das Panorama als wesentliche Bereicherung. „Zum einen haben wir dann ein Alleinstellungsmerkmal, zum anderen ein wetterunabhängiges Highlight, das wir sehr gut gebrauchen können“, sagte er im März gegenüber dem SÜDKURIER.
Weitere Hotels gehen an den Start
Noch in diesem Jahr, voraussichtlich im Oktober, soll das Luxus-Gesundheitshotel des Schweizer Investors Hans Jürg Buff auf dem Büdingen-Areal eröffnen. Das Hotel soll laut Website über 118 Zimmer und Suiten zwischen 42 und 300 Quadratmetern verfügen.
Eine ganz andere Klientel soll das geplanten Fahrradhotel The Reed in der Riedstraße beim Bahnhof Wollmatingen bedienen. In dem achtstöckigen Gebäude auf dem gerade einmal 400 Quadratmeter großen Grundstück sollen voraussichtlich 89 Hotelzimmer entstehen. Der Termin für den Spatenstich stehe noch nicht fest, wie das zuständige Architekturbüro tec architecture GmbH auf SÜDKURIER-Anfrage äußerte.
Und dann ist noch ein Hotel, respektive Hostel, im Gespräch, und zwar auf rechtsrheinischer Seite neben der Schänzlebrücke auf dem – wie neuerdings die Stadtverwaltung formuliert – „Europaquartier“.
Bettensteuer lässt die Kasse der Stadt klingeln
Der Tourismus bringt der Stadt aber auch einiges an Mehrwert und zwischenzeitlich auch Einnahmen über eine zusätzliche Steuer. Am 1. April 2023 wurde nämlich die Bettensteuer in Konstanz eingeführt. Wie viel Geld hat sie in die städtische Kasse gespült? „2024 bislang 1,6 Millionen Euro“, schreibt die Pressestelle der Stadt Konstanz auf SÜDKURIER-Nachfrage.
Vom 1. April bis 31. Dezember 2023 – also in einem Dreivierteljahr – habe die Stadt durch die Bettensteuer rund 2,7 Millionen Euro eingenommen. Die Pressesprecherin ergänzt: „Auf der anderen Seite hatten wir 2023 zum Beispiel Ausgaben in Höhe von 660.000 Euro für die Gästekarte (ÖPNV-Ticket).“