Auch den Dettinger Moorschrat fällt nicht mehr viel dazu ein, außer vielleicht Ho Narro. Was sie im Vorfeld des Seenarrentreffens, das vom 10. bis 12. Februar in Dettingen stattfindet, erleben mussten, zerrt sogar an den stärksten Narrennerven. Vor allem kann der komplette Narrenrat verstehen, warum sich viele Vereine ringsherum scheuen, ein Narrentreffen auszurichten. Keinen der Eingeweihten würde es wundern, wenn dem Seenarrenumzug am Sonntag, 12. Februar, ein (Amts-)Schimmel voraus galoppieren würde.
Was ist passiert?
Eigentlich wähnten sich die Dettinger Moorschrat als Ausrichter des diesjährigen Seenarrentreffens auf der sicheren Seite. Frühzeitig hatten sie mit den Planungen für das dreitägige Ereignis begonnen. Ihre Erfahrung kam ihnen dabei zugute, denn „im Jahr 2013 hatten wird das letzte Mal diese Veranstaltung in unserem Ort ausgerichtet“, berichtet Zunftmeister Frederic Huff.

Das Gute daran: „Wir haben analog geplant, denn Umzugsweg und das ganze Drumherum hatten sich bewährt. Wir bekamen seinerzeit nur positive Rückmeldungen“, berichtet Frederic Huff. Mit der Ortsverwaltung standen die Moorschrat im engen Kontakt und es habe geheißen, alles sei in Ordnung.
Doch dann kommt die böse Überraschung
„Im November hieß es dann vom Landratsamt, wo wir die verkehrsrechtliche Anordnung beantragt hatten, dass die Veranstaltung so nicht genehmigt werden könne, weil einiges fehle“, so Frederic Huff, der aufzählt: „Ausgiebiges Sicherheitskonzept, Ordnungsdienstkonzept, Sanitätsdienstkonzept, Verkehrszeichen- und Verkehrslenkungskonzept, Bestätigung der Versicherung.“ Huff macht eine Pause, spricht dann aber weiter: „Wir standen nur da und haben uns gefragt, wo kriegen wir das alles auf die Schnelle her. Das Landratsamt sagte, vor Weihnachten müsse alles vorliegen.“
Die Moorschrat haben sich nicht unterkriegen lassen, sondern in die Hände gespuckt. „Das Sicherheitskonzept habe ich selber geschrieben“, so Huff, der sich Hilfe von anderen Vereinen geholt hatte. Aber auch diese Vorlagen dienten lediglich als Grundlage, denn viele Anforderungen seien in relativ kurzer Zeit nochmals verschärft worden.
Warum er das Sicherheitskonzept selbst gemacht hat? „Wenn man das beauftragt, kann das bis zu 20.000 Euro kosten“, so der Zunftmeister. Dieser fünfstellige Betrag ist nicht nur für einen Verein eine hohe Summe. Auch das Organisieren des Sanitätsdienstes war nicht ganz ohne. Auch den müsse der Verein bezahlen. „Früher war er automatisch dabei“, sagt Frederic Huff.
Die 20.000 Euro haben sich die Moorschrat Dank des engagierten Zunftmeisters gespart, aber trotzdem sind die Gesamtkosten für die dreitägige Veranstaltung hoch. Die Aufwendungen für Sicherheit schätzt Huff auf etwa 9000 Euro. „Dazu kommen noch Kosten für Straßenreinigung, Verkehrsbeschilderung, Plastikbecher, weil Einweg nicht mehr geht, Pfand-Chips, Hallenreinigung, Gema, Gestattungskosten und vieles mehr. Insgesamt sind wir dann locker bei 21.000 Euro“, schätzt Huff.

Das ist aber längst nicht alles. „Wir haben richtig Probleme, Verkehrsschilder herzubekommen. Die Technischen Betriebe Konstanz und Radolfzell sind schon an der Grenze“, berichtet Moorschrat-Betriebsleiter Joachim Görig. „Wir brauchen mehr als 100 Haltverbotsschilder und 24 Absperrbaken mit Beleuchtung. Ich habe keine Ahnung, was das dann kostet.“
Hohe Auflagen schrecken die Vereine ab
Görig kann jeden Verein verstehen, der aufgrund solcher Rahmenbedingungen keine große Veranstaltung mehr ausrichtet. In anderen Regionen gebe es nicht so strenge Auflagen. „Wir waren in Dettingen-Rottenburg; eine Veranstaltung mit 54 Gruppen. Das war top organisiert. Da gab es aber nirgendwo Betonpoller oder Absperrungen. Die Ortseinfahrt wurde einfach mit Bierkisten abgesperrt“, so Görig und fügt an: „Und bei uns wird so ein Riesengalama gemacht.“

Die Moorschrat haben aber trotzdem kräftig weitergeplant, denn: „Abgesagt ist schneller“, formuliert Frederic Huff. „Es war eine absolute Zitterpartie. Bis Freitag, 27. Januar, hatten wir noch keine Genehmigung für die Veranstaltung.“ Jetzt sind die Moorschrat erleichtert, dass dem Seenarrentreffen am kommenden Wochenende nichts mehr entgegensteht.
Trotzdem ist die Zitterpartie nicht zu Ende. Alle hoffen auf gutes Wetter und viele Besucher, damit Geld in die Kasse kommt, um die hohen Kosten zu decken, schließlich schwimmt der Verein nicht im Geld. Woraus der Zunftmeister keinen Hehl macht: „Der Vorstand haftet dafür. Freud und Leid liegen eben sehr nahe beieinander.“
Das ist vom 10. bis zum 12. Januar geplant
Jetzt verdrängen die Moorschrat erst einmal alle negativen Gedanken und richten ihren Blick auf das bevorstehende Ereignis. Am Freitag, 10. Februar, startet das dreitägige Narrenereignis um 19 Uhr mit einem Nachtumzug durch Dettingen, zu dem die Moorschrat 31 Zünfte und Vereine mit etwa 1150 Hästrägern erwarten.
Am Samstag, 11. Februar, wird es um 14 Uhr einen kleinen Narrenbaumumzug mit Narrenbaumstellen auf dem Dorfplatz und anschließendem närrischen Treiben in den Besenwirtschaften geben. Um 20 Uhr ist dann die Geburtstagsparty zum 60. Geburtstag der Moorschrat in der Kapitän-Romer-Halle angesagt. „Es wird wie ein bunter Abend mit Büttenreden, Sketchen und Tanzdarbietungen“, so Huff.
Der höchste Tag des Seenarrentreffens ist am Sonntag, 12. Februar, der um 10 Uhr mit einer Narrenmesse in St. Verena beginnt. Um 14 Uhr startet der große Seenarrenumzug mit 39 Gruppen und etwa 2100 Hästrägern.