Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass in der Konstanzer Fasnacht Vollprofis auf der Bühne stehen – dieser Dienstag hätte ihn gebracht. Bei der SWR-Fernsehfasnacht zeigten die Akteure ein hochklassiges und anspruchsvolles Programm.
Und das unter erschwerten Bedingungen: ohne Publikum, dafür aber mit zahlreichen coronabedingten Einschränkungen. So wurde die Sendung bereits vor zehn Tagen aufgezeichnet und war erstmals nicht live; das Konzil war ein ganzes Wochenende eine Hochburg der Hygienemaßnahmen.
Michaela Bauer stellte sich als Toilettenputzfrau jene Frage, die im Leben unweigerlich irgendwann einmal kommt: Fett oder faltig? Sie erzählte von der bildhübschen jungen Kassiererin im Supermarkt, die anstelle von Lippen ein „Pärle Saitenwürschtle“ im Gesicht hatte.
Michaela Bauers Lösung für ein schöneres Äußeres: Klorobic statt Schönheitsoperationen. Wie viele Menschen daheim mit zwei Klopapierrollen in den Händen die körperlichen Übungen mitmachten, ist nicht überliefert. Großartig war ihr Auftritt so oder so.
Menschliche Fahrradbrücke
Jürgen Greis führte die Zuschauer durch einen Dia-Abend. Ein wenig Nostalgie muss sein. Mario Böhler bewies in der Nummer sein Talent als Pantomime – er nämlich spielte in einem großen Rahmen stehend den jungen Jürgen Greis, der seine frühen Erlebnisse bildlich festgehalten hat.

Klick für Klick musste sich der Präsident der Narrengesellschaft Niederburg in Zeitlupe von einer Position in die nächste bewegen. Selbst die Fahrradbrücke und den Pulverturm musste Mario Böhler mimen.
Der 17-jährige Stockacher Jannis Zimmermann, Sohn des Moderators, ist eine große Hoffnung für die närrische Zukunft der Region. Einen Führerschein hat er mittlerweile auch.
Doch auch hier fühlt er sich eingeschränkt – darf er doch nur begleitet fahren. Wenn dann auch noch der Vater als Beifahrer neben ihm sitzt, ja dann sind das betreute Fahren und eine weitere witzige Nummer perfekt.
Der Pontifex und Angela Merkel zu Gast im Konzil
Martin Tschaki und Simon Schafheitle alias Don Camillo und Peppone waren der erste Höhepunkt des Abends. Peppone erzählte dem Geistlichen von seinen Erfahrungen bei der Querdenkerveranstaltung in Lago de Constanza.

„Wie ware der Menschenkette so?“, fragte Don Camillo. „Auf italiano – sie ware eine Griffe in den Klo“, lautete die Antwort. Martin Tschaki verschwand kurz von der Bühne und kam als Benedetto Ratzinger zurück – was für eine herausragende Parodie. Als sei der einstige Pontifex höchstpersönlich im Konzil zu Gast gewesen.
Die Hilzingerin Marianne Schätzle, die Angela Merkel aus dem Hegau, durfte noch einmal in ihre Paraderolle als Kanzlerin schlüpfen. „Ich habe sie gerne regiert. Viele von ihnen, ohne dass sie es wollten.“

Über Norbert Heizmann wusste man viel. Aber dass er Veganer ist, das war neu. Mit seiner unverkennbaren Stimme machte er Werbung für seine Ernährung.
„Im übrigen: Von großer Würze, sind bei Veganern auch die äähhmm... Körperwinde. Drum macht um den Veganer, ungelogen, auch der Covid einen Bogen.“
Als Paketbote hat man es in Corona-Zeiten schwer. Barbara Mauch aus Espasingen rockte mit ihrem „Mambo Paketdienst“ das Konzil – so als seien wie sonst mehrere hundert Gäste anwesend. Ingolf Astor und Raphael Brausch feierten als älteres Ehepaar das Geburtstagfest des Gatten – coronakonform zu zweit daheim.
Das Geschenk? Eine Klopapierrolle. Bier gab‘s über einen Schlauch, um den Sicherheitsabstand einhalten zu können. Die Frau warf ihrem Mann ins Gesicht: „Es gibt Fanta Light, es gibt Cola Light – und es gibt blöde Leid.“ Die Meister der Wortspiele und der Ironie übertrafen sich selbst.
Sprachsicherheit und Wortwitz
Als Hemdglonker sprach Christopher Engler von den Fürstenberglern zu den Menschen – und kam zu dem Schluss: „Wir alle sind gleich – auch die Grünen.“ Er beeindruckte mit Sprachsicherheit und Wortwitz – auch er ist ein Versprechen in die Zukunft der Fasnacht am Bodensee.
Gespannt waren alle auf Norbert Heizmann und Christiana Gondorf, die die verletzte Claudia Zähringer ersetzte. Als Winfried und Gerlinde Kretschmann begeisterten sie mit ihrem Einblick in die privaten Diskussionen daheim, ob er denn nochmals Ministerpräsident werden solle.
Heizmanns nahezu perfekte Parodie des Landesvaters hatte das, was auch Martin Tschaki als Papst hatte: Weltklasse! Und auch die bemerkenswert souveräne Cristiana Gondorf, die erst am Tag vor der Aufnahme erfuhr, dass sie einspringen sollte, bestand diese Feuertaufe an der Seites des großen Norbert Heizmann mit Bravour.
Das Blöde an diesem Abend: Irgendwann war auch er zu Ende.