Der obere Saal des Konzils hatte durchaus etwas von einer Geisterbahn. Mehrere Dutzend Puppen mit zum Teil gespenstisch anmutenden Masken sorgten für eine geheimnisvolle Atmosphäre. Dabei waren die finsteren Gestalten nichts anderes als die Kulisse für die Fernsehfasnacht des Südwestrundfunks, die am vergangenen Wochenende aufgezeichnet wurde.
Zuschauer waren wegen der Pandemie nämlich nicht erlaubt – zumindest keine mit Puls. „Die Konstanzer Fasnachts-Gesellschaften und Gruppen haben fantastisch mitgeholfen und uns ihre Masken zur Verfügung gestellt“, sagte Mario Böhler, Präsident der federführenden Narrengesellschaft Niederburg.
Neben den Puppen saßen diejenigen Akteure, die entweder gerade ihre Nummer beendet hatten oder die als nächstes an der Reihe waren.
„So, liebe negativ auf Covid 19 getestete Mitwirkende, jetzt bitte ordentlich Applaus und Lärm. Denkt dran, wir sind mitten in der Sendung.“ Regisseur Matthias Weik forderte die lebende Kulisse zur Unterstützung für die Akteure auf der Bühne auf – die mussten auf die üblichen direkten Reaktionen verzichten.
„Das ist ein komisches Gefühl“, so Michael Kaltenbach, der auf der Bühne sang. „Aber ich finde es stark, dass diese Veranstaltung trotz aller Widrigkeiten stattfindet.“

Mitte Dezember fiel in Zusammenarbeit zwischen der Niederburg und dem SWR der Entschluss, die Fernsehfasnacht doch durchzuführen – trotz der Pandemie und der eigentlich abgesagten Fasnacht.
„Wir haben ein 20-seitiges Hygienekonzept erarbeitet“, erklärte Alexander Göbel, Redaktionsleiter regionale Unterhaltung beim SWR. „Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht.“
60 Mitarbeiter des Senders kamen bereits am Montag vergangener Woche nach Konstanz, um die Aufzeichnung der Sendung exakt nach den Hygienevorschriften vorzubereiten.
„Die Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Ordnungsamt war vorbildlich“, berichtete Mario Böhler. Maximal 49 Personen durften gleichzeitig im Saal anwesend sein.
Bühnenbauer und Maskenbildner mussten wie alle anderen einen Mindestabstand einhalten – und jede einzelne Person musste zu Hals-Nasen-Ohrenarzt Frank Hoffmann zum Schnelltest. Vorher gab es keinen Einlass ins Konzil.

„Wir haben Freitag, Samstag und Sonntag 210 Tests durchgeführt“, erzählte der Mediziner – und fügte den entscheidenden Satz hinzu: „Alle waren negativ.“
Zum ersten Mal überhaupt seit der Geburt der Sendung in diesem Format im Jahr 1995 wurde aufgezeichnet. Normalerweise läuft die Fernsehfachnacht am Dienstag vor dem Schmotzigen Dunschtig live über den Äther.

„Aufgrund der Vorschriften war an eine Live-Sendung nicht zu denken“, so SWR-Redakteurin Trixi Jerg-Oslebo. Die Proben fanden am Freitag und am Samstag statt. Die Aufzeichnungen dann ebenfalls am Samstag und am Sonntag.

„Wenn wir live sind, ist alles in drei Stunden vorbei“, sagte Alexander Göbel. „Dieses Mal dauerte es deutlich länger. Was natürlich auch an der Einhaltung der Vorschriften lag.“
Es kamen weniger Kameras zum Einsatz, in der Maske gab es lediglich Tipps und Ratschläge – die Künstler mussten sich selbst schminken und das Make-up aufbringen.

Norbert Heizmann nahm es mit Humor. „Wenn ich mich selbst schminken darf, sehe ich hinterher wenigstens deutlich jünger aus“, sagte er, während er mit einer hautfarbenen Creme Stirnfalten verschwinden ließ.
„Ohne Publikum ist das aber schon ein seltsames Gefühle. Ich schaukele mich ja immer mit den Menschen hoch und werde gepusht.“
Trotzdem war er glücklich, dass überhaupt ein wenig Fasnacht stattfinden darf – und so kam er in seiner typischen Art auf diese Erkenntnis: „Es isch wie‘s isch.“
Luftaustausch – achtmal pro Stunde
Mehrmals wurden die Aufzeichnungen für eine halbe Stunde unterbrochen – die Vorschriften sahen eine regelmäßige Lüftung des Saals vor. „Zudem wurde die gesamte Luft achtmal pro Stunde durch eine spezielle Lüftungsanlage ausgetauscht“, erklärte Mario Böhler.
Wer im Haus unterwegs war, musste eine FFP2-Maske tragen, lediglich an den Tischen durften diese Masken abgenommen werden. Hier musste jedoch Mindestabstand zum Nachbarn eingehalten werden.

Ingolf Astor, der an der Seite von Raphael Brausch zum zwölften Mal dabei war, fehlte das Feedback der Besucher, „aber ich denke, die Pointen zünden am Bildschirm auch. Ich bin aber sehr dankbar, dass die Sendung stattfinden kann und wir den Leuten ein bissle Fasnacht ins Wohnzimmer zaubern dürfen. Es hat Spaß gemacht“. Und Mario Böhlers Bilanz? „Unser Konzept ist voll aufgegangen und wir sind sehr zufrieden.“