Das Gros der Konstanzer Narrengesellschaften, -zünfte und -vereine hat sich entschieden: „Wir Konstanzer gehen unseren eigenen Weg. Unsere Verbände, die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) und die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee verstehen das nicht“, wie Andreas Kaltenbach, Zunftsmeister der Konstanzer Blätzlebuebezunft, sagt.

Was die Verbände nicht verstehen? „Dass Karnevalisten und Maskenträger zusammenstehen und mit einer Stimme sprechen“, erläutert er. Ein solches Miteinander, wie es unter den Konstanzer Vereinen herrsche, sei eine Rarität.

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Seit Wochen und Monaten überlegen die Fasnachtsfunktionäre, wie die fünfte Jahreszeit in Pandemiezeiten zelebriert werden kann. Die großen Narrengesellschaften und Zünfte, darunter die Vereinigung Konstanzer Narrengesellschaften und die Gemeinschaft der maskentragenden Vereine und Zünfte, haben die Initiative „Fasnacht 2021“ gebildet, um geschlossen aufzutreten und gemeinsam Ideen zu schmieden. Fest steht für alle: „Die Fasnacht kann man nicht absagen. Sie ist ein Stück Identifikation und Heimatverbundenheit, Brauchtum und Kulturgut“, so Kaltenbach.

Einig sind sich die Beteiligten aber auch, dass Veranstaltungen in Sälen, Wirtschaften, Besenwirtschaften und die Umzüge zur Fasnacht 2021 nicht durchgeführt werden können; zu groß sei die Ansteckungsgefahr und zu unsicher seien die politischen Vorgaben, die sich jederzeit ändern können.

In Zeiten von Corona nicht zu verantworten

„Juristisch und moralisch“ seien Veranstaltungen in dieser Situation keinesfalls zu verantworten, sagt Patrick Böhler, Präsident der Gemeinschaft maskentragender Vereine und Zünfte, und fügt an: „Dass wir alle geschlossen hinter der Entscheidung stehen, ist schön.“

„In der Krise zeigt sich der Charakter, hat Helmut Schmidt einmal gesagt“, zitiert Mario Böhler, Präsident der Narrengesellschaft Niederburg, den ehemaligen Deutschen Bundeskanzler, wobei Andreas Kaltenbach sofort närrisch-gewitzt und mit kleinem Seitenhieb auf die stets auf Prominenz bedachte Niederburg anmerkt: „Schmidt war ein berühmter Narrenpräsident.“ Ihren Humor haben die Fasnachtsaktivisten jedenfalls noch nicht verloren.

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Es wird also während der fünften Jahreszeit, auch insbesondere vom Schmotzigen Dunschtig bis Fasnachtsdienstag, keinerlei offizielle Veranstaltungen seitens der organisierten Narrenschar geben. „Wir wollen keine Menschenansammlungen befördern“, stellt Mario Böhler fest.

Ansammlungen sollen vermieden werden

Besteht dann nicht die Gefahr, dass Fasnachter sich dennoch scharenweise treffen und Party machen? Das befürchtet Patrick Böhler nicht, denn: „Auch die unorganisierte Fasnacht lebt von einer gewissen Infrastruktur.“ Eine solche werde im kommenden Jahr nicht geboten.

Und wenn es trotzdem Menschenansammlungen gibt? „Irgendwo hören unsere Möglichkeiten auf“, so Patrick Böhler und Mario Böhler fügt an: „Hoheitliche Aufgaben obliegen der Polizei. Wenn ein Verein von 100 Vereinen querläuft, dann können wir es auch nicht aufhalten. Das liegt in deren Verantwortung und die Obrigkeit ist gefordert.“

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Ohne Fasnachtsveranstaltungen steht den Konstanzern wohl eine trostlose Jahreszeit bevor. Die Narrenfunktionäre winken einhellig ab. „Es wäre vermessen, zu glauben, dass Konstanzer Trübsal blasen“, meint Mario Böhler. „Kameler-Präsident Marcus Nabholz hat schon gesagt, dass er zum Einkaufen das Häs anziehen wird“, berichtet Andreas Kaltenbach und fügt schalkhaft an: „Und ich werde im Blätzlebrunnen baden.“

Die Protagonisten setzen auf die Kreativität der Bevölkerung, allerdings unter Maßgabe der Vernunft und der Einhaltung der Corona-Verordnungen, wie auch immer diese sich im Januar und Februar gestalten. Es spreche schließlich rein gar nichts dagegen, sich zu verkleiden und die Wohnung, den Balkon oder die Fassade zu schmücken. Auch die organisierten Narren werden die Straßen mit Fasnachtsbändeln schmücken, das steht außer Frage.

Tipps für die Fasnacht im kleinen, privaten Kreis

Wie Konstanzer Fasnacht zu Hause feiern können, dafür haben die Funktionäre schon Tipps parat. „Pärchen und Familien können sich ja treffen, gemeinsam Fasnachtsküechle backen, CDs der Konstanzer Fanfarenzüge hören, Fasnachtslieder singen und viel Konfetti werfen, damit man dann ein richtiges Aschermittwoch-Feeling hat“, meint Mario Böhler. „Ich muss dazu nur meinen Schneeschreck ausschütteln; da sind garantiert noch Konfetti der letzten drei Jahre drin“, sagt Schneckenburg-Präsident Jürgen Stöß und schmunzelt.

„Eine Polonaise durch die Wohnung machen wir immer“, erzählt Swantje Kunze von der Kamelia Paradies. Auch die Zünfte und Vereine wollen spontan kreativ sein, um im Rahmen der Möglichkeiten der närrischen Bevölkerung eine Freude zu bereiten und ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

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„Vielleicht werden die Konstanzer doch noch geweckt oder es gibt andere spontane Aktionen, die heimlich im kleinsten Kreis durchgeführt werden?“, stellt Swantje Kunze in den Raum. Die Konstanzer wissen: Irgendetwas werden sich die Narren schon einfallen lassen und wenn es vielleicht „nur“ Banner mit spöttelnden Aufschriften am Rathaus oder karikierende Skulpturen im öffentlichen Raum sein mögen.