Am Ende wollen dann alle noch ein bisschen tanzen und singen. Die Piraten haben ihr Schiff schon unten auf der Marktstätte postiert und warten darauf, den Platz zu übernehmen. Aber zuvor schallt es noch aus unzähligen Kehlen: „Schön ist es, auf der Welt zu sein.“

Es sind die letzten Minuten der großen Straßenfasnacht unter dem Motto „Ho Narro auf der Gass“, mit der die Mäschgerle zeigen, wie sie sich eine schöne, friedliche und für alle offene Fasnacht vorstellen. Oder wie SÜDKURIER-Redakteurin Aurelia Scherrer es auf der Bühne sagt: „Wir gehören wie Ihr zur Stadt, wir machen das für Euch!“

Dabei beginnt das vierstündige Programm noch ganz ruhig. Schülerinnen der Rudolf-Steiner-Schule aus Kreuzlingen, einheitlich im Einhorn-Kostüm, sind die ersten auf der Bühne. Aber schon als der Platz erst nur spärlich besetzt ist, wird klar: Das könnte ein wunderschöner Vormittag werden. Der Sturm hat sich gelegt, der Regen bleibt weitgehend aus: Es herrscht ein fröhliches Kommen und Gehen auf dem gut gefüllten Platz.

Die Konstanzer Keiler legen Musik zum Tanzen auf, dann kommen die Blätzelebuebe mit ihrem traditionellen Laternentanz und den Fahnenschwingern auf den Platz. Die Fasnacht schwenkt wieder von der Party in Richtung Brauchtum. Und so geht es auch weiter als Moderator Mathias Trempa plötzlich als Brunnenputzfrau auf der Bühne steht und mit der Verleihung des Vögelebeck-Ordens beginnt – eine Auszeichnung in Form eines Allerwertesten, inspiriert vom berühmten Narrenspruch, und zum zweiten Mal zugedacht einer Person, die sich mehr oder weniger zweifelhafte Verdienste erworben hat.
Norbert Reuter bekommt Vögelebeck-Orden
Dieses Mal trifft es Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter. Seine Verdienste, sagt Blätzlebuebe-Zunftmeister Roland Scherer, umfassen unter anderem einen Fitnessparcours von der Laube zum Bahnhof, seit die meisten Buslinien am Bürgerbüro enden.

Mathias Trempa ergänzt: „Ein weiser Mann, Zukunftsgedanken / Die Busse mund jetzt nimme tanken. / Ein neuer Bus, isch toll kansch denken, / Was nützts, wenn keiner da zum Lenken.“ Der so Gepriesene trägt es mit Fassung und wird anschließend auf einem katamaranförmigen Kärrele durch die Menge gefahren, wo er Brezeln ausgibt.

Das Bühnenprogramm, durch das Mathias Trempa und die SÜDKURIER-Redakteurin Aurelia Scherrer charmant führen, geht weiter mit dem – wie jedes Jahr vom Publikum begeistert gefeierten – Tanz der Wollmatinger Riedhexen und Aufritten des Fanfarenzugs der Konstanzer Frichtle, der Choreografie der Konstanzer Keiler und einer Einlage des Fanfarenzugs der Kamelia Paradies.

Auch den „Interims-OB“ alias Niederburg-Präsident Mario Böhler bittet Moderatorin Aurelia Scherrer nach erfolgtem Rathaussturm auf die Bühne. Als erste Maßnahme im Regierungsprogramm kündigt er den Bau einer Rolltreppe am vom Brandschutz teilweise gesperrten Pulverturm an und zudem auch den Umbau der Marktstätte in einen Tanzsaal. Damit erinnert er an ein über zehn Jahre altes Versprechen des Baubürgermeisters.

Zum Abschluss zeigt sich die integrative Kraft der Fasnacht nochmals in zwei besonderen Momenten. Die Ehrenamtlichen von Konstanz Hilft haben gegen Spende hunderte Fleischkäsbrötle und eimerweise Punsch zugunsten des Kinderhospizes abgegeben und bauen ihren Stand zufrieden ab.

Echte Narren, sagt Mathias Trempa, denken auch an die, die nicht fröhlich sein können. Und der letzte Auftritt ist Gästen aus der Schweiz vorbehalten – die Löli-Tuuter aus Bottighofen, spektakulär verkleidet und geschminkt, setzen einen auch musikalisch mitreißenden Schlusspunkt.