Hoch hinaus wollen die Narrengesellschaften Kamelia Paradies und Niederburg in diesem Jahr – doch hält der närrische Gipfelsturm im Konzil, was er verspricht? Wer mit den Tour-Teilnehmern von Premierenwochenende spricht, bekommt eine klare Antwort. Das Narrenspiel unter dem Motto „Konstanzer Hütte“ macht Spaß und wird trotz dreieinhalb Stunden Dauer nicht langatmig, da hat Regisseur Mario Böhler seine Sache sehr gut gemacht.

Die Nummern sind zumeist zünftig, und was zum Motto nicht so ganz passt, wird beherzt passend gemacht. So finden sich Claudia Zähringer und Norbert Heizmann alias Barbie und Ken vor einer Almhütte wieder, wo sie müffelnde Ziegen unter Zuhilfenahme von Bürgertröpfle und weiteren Substanzen in wohlduftende Puppenträume in Pink verwandeln.

Simon Schafheitle und Martin Tschaki als Hänsel und Gretel halten sich nicht lange mit dem Märchen auf, sondern werden schnell scharfzüngig und politisch.

Alpiner kommt Hans Leib daher, der als Skilehrer nicht nur „von Berufs wegen ein Womanizer“ ist, sondern von der Konstanzer Kommunalpolitik über den SÜDKURIER bis zur Ampel-Regierung so ziemlich zu allem etwas zu sagen hat. Und so eine Berghütte ist auch für Swantje Kunze und Julia Johannsen eine prima Kulisse, um mal über das Thema Männer zu sprechen. Die drei vom Schönheitschirurgen verunstalteten Frauen (witzig und mit Tiefgang: Anja Uhlemann, Nicole Paul und Monika Schönegg) werden schließlich von keinem Geringeren kuriert als dem Bergdoktor.

Auch ein paar Neulinge haben es auf die bisweilen abschüssigen Hänge der Konzilfasnacht geschafft. Sein Debüt feiert der Jugendclub der Niederburg mit einer sehr lustigen Hühnerstall-Nummer.

Die Jüngsten aus der Fanfarenzug-AG der Stephansschule tragen zur Stimmung ebenso bei wie das neu formierte Trio aus Christian Eismann, Juliane Winter und Jean-Pierre Kiasumba als urkomische Appenzeller mit viel Löffel-Klepperle-Rhythmus-Talent.

Der Sprachwitz hat ebenfalls seine Heimat im unteren Konzilsaal. Mit den meisten Beifall erhält Bubi Kreuz für seine geradezu absurd komische „Bierathlon“-Nummer, in der ein „Para-Kleider“ ebenso vorkommt wie eine „Mantel-Entzündung“ – in diesem Sketch kommt die dadaistische Seite der Fasnacht schön wie lange nicht mehr heraus.

Und dann natürlich noch Norbert Heizmann als Heiz-Mann, der aus den Tiefen der häuslichen Technikzentrale auf Stadt und Welt, Gesellschaft und Politik schaut. Es ist, voller Witz und Tempo, in phänomenalen Reimen, einer der Höhepunkte des Programms, durch das Jürgen Greis (neben seiner urkomischen Solo-Nummer als raumpflegende Dreck-Queen) und Conny Nack sehr charmant führen.
Und noch etwas löst Begeisterung in der familiären Atmosphäre des Unteren Konzilsaals aus – es sind die vielen Tanznummern. Ob die Imperijazzys oder die Hupfdolls, die Choreografien kommen charmant und gekonnt rüber.

Besonders bejubelt werden aber die Tanzmädels vom Südsee, die in diesem Programm mit einem liebevoll zusammengestellten Medley ihr Zehnjähriges im Narrenspiel-Programm feiern. So viel Spaß auf der Bühne springt schnell in den Saal über – sogar beim Frühschoppen zur, für das Narrenspiel noch etwas ungewohnten, Sonntagmittag-Zeit.

Auch beim Finale, als Rebecca Nabholz und die vielfach eingespannte Christiana Gondorf zum Schluss mit dem ganzen Publikum singen, entsteht eine große närrische Gemeinschaft, in der man auch für ein paar fröhliche Stunden manchen Irrsinn da draußen in der Welt einfach mal weglacht.

Vier Mal geht das Konstanzer Narrenspiel in dieser Woche noch über die Bühne (23., 25., 26., 27. Januar jeweils um 20.01 Uhr, Karten ab 16 Euro insbesondere für Dienstag und Donnerstag über das Theater Konstanz sowie an der Abendkasse), bevor eine Auswahl der Nummern am Dienstag, 30. Januar, in der SWR-Fernsehfasnacht zu sehen ist. Am Ende werden mehr als 2000 Gäste bei sechs Vorstellungen das Programm gesehen haben – und sich gewiss gerne an eine rundum fröhliche Tour hinauf zur Konstanzer Hütte erinnern.