Ob Erst-, Zweit- oder Auffrischungsimpfung gegen Corona: einige Konstanzer Grenzgänger lassen sich die entsprechende Spritze nicht an ihrem Wohnort, sondern ihrem Schweizer Arbeitsort setzen.
Doch wo und wie werden diese Impfungen erfasst? Beeinflussen sie gar die offizielle Impfquote des Landes? Immerhin zählte das Bundesamt für Statistik der Schweiz allein im dritten Quartal 2021 rund 10.495 Grenzgänger, die vom Landkreis Konstanz aus in die Schweiz pendelten – und sich somit möglicherweise auch dort haben impfen lassen.
Erfasst das RKI die Impfungen von Grenzgängern?
Mit dem Covid-19-Impfmonitoring des Robert-Koch-Instituts (RKI) jedenfalls werden nur Impfungen erfasst, die in Deutschland erfolgen, wie RKI-Pressesprecherin Susanne Glasmacher auf Anfrage erklärt. „Impfungen, die im Ausland erhalten wurden und vom dortigen Kontingent, also nicht deutschen Kontingent, herangezogen wurden, können dem RKI nicht gemeldet werden“, führt Glasmacher weiter aus.
Eine systematische Erfassung der Impfungen deutscher Grenzgänger in der Schweiz oder anderen Nachbarstaaten finde auch nicht durch das baden-württembergische Sozial- und Gesundheitsministerium statt, so Pressesprecher Pascal Murmann.
Man stehe mit den Nachbarn zum Thema Covid-19-Impfungen in ständigem Austausch. So habe beispielsweise der Kanton Thurgau dem Ministerium bereits einmal Informationen über dort geimpfte Grenzgänger mit Wohnsitz in Baden-Württemberg zukommen lassen. Dabei handele es sich aber nur um eine Momentaufnahme, betont Murmann.
Wie viele Deutsche wurden im Kanton Thurgau geimpft?
Das bestätigt Markus Zahnd, Leiter des Informationsdienstes in der thurgauischen Staatskanzlei. „Im September haben wir auf Wunsch Baden-Württembergs einmal eine aufwendige Auswertung (unser Bundesamt für Gesundheit erfasst nur das Land) gemacht, und die Impfungen im Kanton Thurgau auf das Bundesland hinuntergebrochen“, schreibt Zahnd auf SÜDKURIER-Anfrage.
Zum damaligen Zeitpunkt hätten sich rund 1500 Personen mit deutschem Wohnsitz im Kanton Thurgau gegen Corona impfen lassen, davon kamen 1200 aus Baden-Württemberg. „Wir gehen aber davon aus, dass die Zahlen eher zu tief sein dürften, da einige Personen aus Deutschland ihren schweizer Arbeitsort als Adresse angegeben haben, wodurch sie nicht mehr von der Thurgauer Bevölkerung zu unterscheiden sind“, so Zahnd weiter.
Impfungen von Baden-Württembergern in der Schweiz sind auch in der aktuellen Übersicht des Sozial- und Gesundheitsministeriums zu den Impfquoten der einzelnen Stadt- und Landkreise enthalten (Stand: 19. Dezember 2021). Damals wurden 2.417 Impfungen erfasst, die in der Schweiz stattgefunden hatten. „Der überwiegende Teil entfällt auf Personen, die ihren Wohnsitz im Landkreis Konstanz haben“, erklärt Ministeriums-Pressesprecher Pascal Murmann.
Haben Impfungen im Ausland einen Einfluss auf die Impfquote?
Das RKI geht aber nicht davon aus, dass es durch Personen mit deutschem Wohnsitz, die im Ausland geimpft wurden, unbedingt zu einer Untererfassung kommt, wie Pressesprecherin Susanne Glasmacher dem SÜDKURIER schreibt. Denn: „So wurden und werden im Gegenzug zum Beispiel auch ausländische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland geimpft. Für diese Geimpften werden Daten im Impfquoten-Monitoring an das RKI übermittelt.“