Wer in der Schweiz wohnt, kauft in Deutschland oftmals billiger ein. Weil unser Nachbarland nicht in der EU ist, können sich Kunden von dort in vielen Fällen die deutsche Mehrwertsteuer zurückerstatten lassen. Für den Handel in Grenznähe ist es das wohl beste Kundenbindungsprogramm und für die grenznahen Standorte ein wesentlicher Beitrag gegen die Verödung der Innenstädte, denn die meisten Kunden lassen sich den Betrag einfach beim nächsten Besuch erstatten.

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Für den deutschen Fiskus sieht das anders aus. Zum Aufwand beim Zoll kommen Einnahmeausfälle. Wenn Schweizer Kunden pro Jahr rund 1,5 Milliarden Euro in Deutschland im Handel ausgeben, dürfte der Steuerausfall bei bis zu 200 Millionen Euro liegen.

Das sagen Leser zum Thema

Lucia Feil aus Allensbach schreibt: Aus beruflicher Erfahrung möchte ich gerne erwähnen, dass die Schweizer Kunden nicht nur wegen der Mehrwehrtsteuerrückerstattung in Deutschland einkaufen. Viele Artikel, die von den Eidgenossen eingekauft werden, sind zudem um einiges günstiger als in der Schweiz. Die Rückerstattung macht nicht alleine den Reiz aus. Es gibt sogar Kunden mit höheren Einkaufsbeträgen, die auf diese verzichten. Fluch aus Sicht des Einzelhandels würde ich höchstens bezeichnen, wenn sich Kunden dermaßen aufführen, beispielsweise mit dem Hinweis darauf, dass wir Deutsche dankbar sein müssen, dass die Schweizer bei uns einkaufen. Ich sehe es jedoch als Win-Win-Situation, beide haben Vorteile davon und dementsprechend sollte man sich gegenseitig respektieren.

Aus Radolfzell meldet sich Dagmar Commercio: Ich finde es nicht gut, dass die Schweizer hier die Einkaufsteuern erstattet bekommen. In der Schweiz haben sie einen höheren Standard und Verdienst. Wenn wir in der Schweiz einkaufen, bekommen wir auch nichts zurück. Vor allem halten die Schweizer die Einkäufer an der Kasse auf, um die Ausfuhrscheine auszustellen. Am Zoll sieht‘s auch nicht anders aus. Ich finde, dass das eingestellt werden soll.

Claudia und Gilles Fragnet aus Konstanz sind dieser Meinung: Danke für diese Umfrage; schon seit Längerem fragen wir uns, wie sich der deutsche Staat erlauben kann, in Zeiten leerer Kassen auf mehrere Hundert Millionen Euro großzügig zu verzichten. Wir sind der Ansicht, dass die Schweizer Kunden auch bei Abschaffung der Erstattung nach wie vor im grenznahen Gebiet einkaufen kommen, zum einen weil die Auswahl größer ist und Waren und Dienstleistungen in der Regel wesentlich günstiger sind. Zum anderen, da auch die Qualität stimmt. Für eine Abschaffung der Erstattung spricht ebenfalls, dass unsere Zollbeamten wieder ihren eigentlichen Aufgaben nachgehen könnten. Für die Geschäftsleute würde zudem ein erheblicher Verwaltungsaufwand wegfallen, den alle Kunden zu bezahlen haben und den sich nicht jeder Geschäftsmann leisten kann. Und zudem würde sich die Stimmung unter der grenznahen Bevölkerung vielleicht wieder ein wenig heben; man fühlt sich nämlich als Kunde zweiter Klasse.

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Waltraud Neumann schreibt der Redaktion aus Aach: Ja es nervt. Mit vollgepacktem Einkaufswagen stehen Sie an der Kasse. Und dann hört man „ich brauch noch einen Ausfuhrschein...“ Dann möchten sie auch noch die bereits abgestempelten Zettel bzw. Steuern ausbezahlt haben. Und unsereiner steht genervt in der Schlange. Dann kommt die Frage an mich: „Brauchen Sie einen Ausfuhrschein? „Meine Antwort: „Danke nein, ich bin Deutscher und einer muss ja die Steuern zahlen.“ Ich verstehe ja, dass der Einzelhandel auf diese Kaufkraft nicht verzichten möchte. Erinnere mich aber an die Corona-Zeit: Damals war die deutsche Kaufkraft wichtig, die Schweizer durften ja nicht über die Grenze. Da hat man uns wieder gebeten, das Geld in der Region zu lassen. Nein, ich kaufe weiterhin im Internet. Ganz ohne grünen Zettel und nicht zu überhöhten Schweizer Preisen. Es ist nicht richtig und macht nur böses Blut.

Esther Bingisser schreibt aus Winterthur in der Schweiz: Wer will oder muss, soll das machen. Es ist legal. Man kann auch darauf verzichten, wenn es nur ein paar Euro sind. Der Aufwand, sich in die Reihe zu stellen ist auch nicht für alle. Es ist etwa der Geldbetrag, den man beim Parkieren braucht. Ich komme mit dem Zug und kaufe auch nicht mehr kiloweise ein. Wenn man in ein anderes Land geht, soll man sich freuen und genießen. Land und Leute schätzen.

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