Carlos Horta dachte schon gegen Ende des vergangenen Jahres, dass er sich bei der Familie gerne melden und ihr eine Wohnung anbieten wolle. Er verlor die Idee zunächst aus den Augen, um sie nun jedoch wieder aufzugreifen und umzusetzen.

Carlos Horta beim Rundgang durch die neue Wohnung für die Familie.
Carlos Horta beim Rundgang durch die neue Wohnung für die Familie. | Bild: Schuler, Andreas

Im SÜDKURIER las er von der prekären Wohnungssituation der fünfköpfigen Familie Dangel-Hartmann, die in der Innenstadt in einer 1,5-Zimmer-Wohnung auf 35 Quadratmeter zusammengepfercht lebten, um nicht zu sagen: hausten. Nach eigener Aussage bewarben sich die Eltern im vergangenen Jahr auf 17 Wohnungen – und erhielten 17 Absagen.

Familie Dangel-Hartmann in ihrer alten Wohnung in der Altstadt. Das Leben spielte sich weitgehend auf dieser Couch ab.
Familie Dangel-Hartmann in ihrer alten Wohnung in der Altstadt. Das Leben spielte sich weitgehend auf dieser Couch ab. | Bild: Schuler, Andreas/SK-Archiv

Ein Angebot der Stadt Konstanz nahmen sie nicht an, da die Wohnung in ihren Augen zu baufällig gewesen sein soll. Nach dem SÜDKURIER-Artikel flatterte zwar das eine oder andere Angebot ins Haus – doch es kam kein Mietverhältnis zustande.

Hilferuf auf Facebook führt zur neuen Wohnung

Bis die Mutter von Sara Hartmann auf Facebook aktiv suchte und Carlos Horta den Hilferuf dort sah. „Ich wusste sofort, dass das die Familie aus dem SÜDKURIER war“, erinnert er sich. „Darauf hin habe ich Kontakt aufgenommen. Ein Mieter einer unserer Wohnungen in Petershausen hatte zufällig gerade gekündigt.“ Die Zeitung erfuhr über verschieden Wege von der Aktion und suchte den Kontakt zu beiden Seiten.

Also trafen sich die beiden Parteien dort – schnell kam es zur Einigung. „Auch wenn Herr Dangel derzeit keine Arbeit hat und auf den ersten Blick mit seinen Tattoos im Gesicht ungewöhnlich aussieht, so habe ich Vertrauen in die Familie“, sagt Carlos Horta. „Ich habe den Vater gebeten mir zu versprechen, dass das klappt und das sie Rücksicht nehmen auf alle Nachbarn genau so wie die anderen auch. Ich glaube an sie.“

Das Versprechen gab Dean Dangel dem Unternehmer – und seit einigen Tagen verbringt der talentierte Handwerker seine Zeit mit der Renovierung der Wohnung.

Per Handy organisiert Carlos Horta den Mietern Handwerker, die mit der Elektrik helfen können.
Per Handy organisiert Carlos Horta den Mietern Handwerker, die mit der Elektrik helfen können. | Bild: Schuler, Andreas

An diesem Nachmittag kommt Carlos Horta und begutachtet den Fortschritt. Zusammen beschließen die beiden, was wie gemacht werden kann. Die Miete für die 92-Quadratmeter-Wohnung, aufgeteilt auf drei Zimmer, beläuft sich auf 890 Euro.

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Dean Dangel besorgt Wandfarbe, Parkett, Laminat oder PVC-Boden – die Rechnung geht an den Immobilien-Händler. „Wenn alles fertig ist und wir als Familie endlich wieder zur Ruhe kommen können, werde ich wieder Arbeit suchen“, sagt der dreifache Familienvater.

Im Kinderzimmer möchten die neuen Mieter Parkettboden verlegen.
Im Kinderzimmer möchten die neuen Mieter Parkettboden verlegen. | Bild: Schuler, Andreas

Carlos Horta und andere Unternehmer sowie Mitglieder von Service-Clubs sammeln regelmäßig Geld, um sozial schwächeren Familien beim Kauf von Küchen oder beim Zurücklegen einer Kaution helfend unter die Arme zu greifen.

Die Familie ist dankbar, diese Chance zu erhalten

„Fakt ist, dass die Wohnungsnot in Konstanz primär bei Familien wie den Dangel-Hartmanns existiert. Vermieter wollen da lieber auf Nummer sicher geben und befürchten, dass sie sich Schwierigkeiten einhandeln“, sagt Carlos Horta, der seit 1990 seine Firma in Konstanz führt.

In der Küche begutachten Mieter und Vermieter die Anschlüsse.
In der Küche begutachten Mieter und Vermieter die Anschlüsse. | Bild: Schuler, Andreas

Der 56-Jährige vermietet oder verwaltet mit seinen 20 Mitarbeitern rund 3000 Wohnungen und 160 Häuser in der Stadt. Natürlich verdient er damit sein gutes Geld, aber er hat den Blick auf die Basis nicht verloren.

Dean Dangel und seine Familie freuen sich, dass sie nun ein weitgehend normales Leben führen können: „Wir sind sehr dankbar, dass wir diese Chance erhalten. Wir waren verzweifelt in der kleinen, alten Wohnung in der Altstadt. Das war kein Zustand für unsere Kinder. Nun kann es für uns wieder aufwärts gehen.“ Carlos Horta, der ein Herz für die Familie zeigte, möchten sie nicht enttäuschen.

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