Können stilvolle Parfümverpackungen oder ein schlichter Joghurtbecher doch mehr sein als nur Müll oder eine Hülle um ein Produkt? Mit der Eröffnung der Ausstellung „Drumherum“ initiiert das Konstanzer Kulturamt im Turm zur Katz in der Altstadt eine kunstvolle Diskussion über Verpackungen und ihre Designs und setzt ganz bewusst einen Fokus auf dieses oft übersehene, aber dennoch allgegenwärtige Thema.

Anna Martinez Rodriguez, Kuratorin für den Turm zur Katz, hat die Ausstellung mit Bedacht konzipiert und die Beiträge sorgfältig ausgewählt. „Verpackung und Müll mögen auf den ersten Blick kein schillerndes Thema sein“, erklärt sie, „aber es gibt eine wachsende Sensibilisierung in der Gesellschaft dafür.“

Von alten Haarspraydosen bis zu Glasflaschen namhafter Getränkehersteller und Schachteln einer beliebten Cornflakes-Marke – die Ausstellung dürfte bei manchen Besuchern Erinnerungen an vergangene Zeiten hervorrufen.

Anna Martinez Rodriguez (rechts) begrüßt als Kuratorin des Turms zur Katz die Gäste bei der Ausstellungseröffnung gemeinsam mit ...
Anna Martinez Rodriguez (rechts) begrüßt als Kuratorin des Turms zur Katz die Gäste bei der Ausstellungseröffnung gemeinsam mit Kulturamt-Volontärin Miriam Grünewald und Friedrich Bühlen, der derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Kulturamt absolviert. | Bild: Carolin König

Ein Höhepunkt der Präsentation ist zweifellos die Sammlung von Hans-Georg Böcher, Direktor des Verpackungsmuseums in Heidelberg. Mit Stücken aus den vergangenen 150 Jahren gewährt er einen spannenden Einblick in die Entwicklung des Verpackungsdesigns.

„Wir freuen uns sehr, dass Herr Böcher uns Teile seiner privaten Schatzkammer zur Verfügung gestellt hat“, sagt Martinez Rodriguez begeistert. Ein anderer Bereich der Ausstellung präsentiert die Arbeit des japanischen Gestalters Katsu Kimura, der mit seinem Konzept von unnötigen Verpackungen die Grenzen des herkömmlichen Designs herausfordert.

Von der Kaffeedose aus Blech bis zur Marken-Einkaufstüte

Doch nicht nur Exponate aus Sammlungen und Museen sind zu sehen. Das Kulturamt hatte die Stadtbevölkerung im Voraus dazu aufgefordert, ihre Lieblingsverpackungen mit ihren eigenen Geschichten einzureichen. Anne Deters steht nun im Ausstellungsraum vor ihrem Exponat. Die glänzende Einkaufstasche mit dem abstrakten Motiv eines Tennisspielers – sofort erkennbar am berühmten Krokodil-Logo – ist von der Marke Lacoste.

Glänzend und schick: „Die Tasche habe ich aufbewahrt, weil sie mir so gut gefallen hat“, sagt die Konstanzer Besitzerin über ihr Exponat.
Glänzend und schick: „Die Tasche habe ich aufbewahrt, weil sie mir so gut gefallen hat“, sagt die Konstanzer Besitzerin über ihr Exponat. | Bild: Carolin König

Als Verkäuferin hat Deters unzähligen Kunden Taschen dieser Art über die Theke gereicht, denn sie arbeitete 33 Jahre lang im Konstanzer Lacoste-Geschäft und tut es noch heute aushilfsweise. „Die Tasche habe ich aufbewahrt, weil sie mir so gut gefallen hat“, sagt sie und ergänzt: „Sie dürfte etwa 25 Jahre alt sein.“

Anne Deters hat ihre Lieblingsverpackung zur Verfügung gestellt. Die Tasche hat sie über 25 Jahre aufbewahrt.
Anne Deters hat ihre Lieblingsverpackung zur Verfügung gestellt. Die Tasche hat sie über 25 Jahre aufbewahrt. | Bild: Carolin König

Auch eine gelbe blecherne Kaffeedose der Kreuzlinger Kaffeerösterei Vetterli hat es in die Ausstellung geschafft. Für Ulrike Horn, die sie zur Verfügung gestellt hat, steckt eine Kindheitserinnerung darin. Denn ihre Eltern haben immer den Kaffee in dieser Dose aufbewahrt.

Ulrike Horn, Leiterin der Stadtbücherei Konstanz, verbindet mit der alten gelben Kaffeedose Erinnerungen an ihre Kindheit, als ihre ...
Ulrike Horn, Leiterin der Stadtbücherei Konstanz, verbindet mit der alten gelben Kaffeedose Erinnerungen an ihre Kindheit, als ihre Eltern darin immer Kaffee aufbewahrten. Sie folgte dem Aufruf des Kulturamts an die Konstanzer und Kreuzlinger Bürger, ihre Lieblingsverpackungen für die Ausstellung zur Verfügung zu stellen. | Bild: Carolin König

Zahlen, Fakten und Daten zum Konstanzer Müllverbrauch

Auf einem anderen Stockwerk stehen in großen Lettern interessante Fakten über den Müllverbrauch in Konstanz an den Wänden. Denn wer hat schon sofort parat, dass pro Person jährlich 61 Kilogramm Altpapier und 23 Kilogramm Plastik anfallen? Mit einigen Informationen über die Tücken von Recycling und Tipps zur richtigen Entsorgung lernt der Besucher ganz nebenbei noch einiges dazu.

„Die Zahlen und Fakten sind uns von den Konstanzer Entsorgungsbetrieben zur Verfügung gestellt worden“, so Martinez Rodriguez. Ihr ist es wichtig, „dass die Ausstellung nah an der Lebensrealität angesiedelt“ und niederschwellig gestaltet ist. Sie möchte damit gerade auch Personen einladen, die sonst keinen großen Bezug zur Kunst haben. „Wir sind offen und freuen uns über interessierte Besucher“, sagt sie.

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Im obersten Stockwerk schließlich werden die Lieblingsverpackungen von zehn Designprofis präsentiert, die mit aufwendigen Fotografien in Szene gesetzt sind. Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll, dass Verpackungsdesign eine Kunstform ist und Verpackungen weit mehr sind als nur ein „Drumherum“. Sie sind Ausdruck von Kreativität, Ästhetik und gesellschaftlichem Wandel.